Sie ist nicht einfach eine Handtasche. Die trapezförmige Birkin Bag von Hermès gilt als eine der schönsten und zugleich teuersten der Welt. Sie ist Gebrauchsgegenstand, Ausnahme-Erscheinung und Investment in einem. Und schlägt mit ihren Wertsteigerungen in der Tat andere Investments.
Von Antje Erhard
Victoria Beckham, Lady Gaga, Kim Kardashian und Jane Birkin – sie alle mögen die Birkin Bag. Glaubt man der Entstehungsgeschichte der Birkin Bag, dann ist die Tasche eine der einfachsten Produkt-Entwicklungen überhaupt gewesen: 1983 geht der Schauspielerin Jane Birkin während eines Fluges von Paris nach London die Handtasche kaputt. Der gesamte Inhalt der Tasche fiel auf den Boden des Flugzeugs. Ein älterer Herr hilft ihr beim Einsammeln. Das war Jean-Louis Dumas, Chef von Hermès. Und fragte, warum sie so eine unhandliche Korbtasche auf Reisen mit sich trüge: Weil in andere Taschen nicht alles hineinpasste, was Jane Birkin brauchte. Dumas zeichnete daraufhin einen Entwurf einer trapezförmigen Handtasche mit zwei Henkeln auf ein Stück Papier. Die Birkin-Bag war da. Die Namensgeberin erhielt das erste Exemplar.
Einer der Hermès-Umsatzbringer
Heute ist sie eine der berühmtesten und schönsten Taschen der Welt und einer der Umsatzbringer für den Hermès-Konzern. Der Umsatz stieg im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit zuletzt um 35 Prozent. Und mit ihm der Wert der berühmten Taschen: Der Online-Taschenhändler baghunter hatte in einem Index die Preisentwicklung der Tasche über Jahre ermittelt: Seit der Einführung der Birkin-Tasche war der Preis in den ersten 35 Jahren um durchschnittlich 14,2 Prozent pro Jahr gestiegen und hat damit andere Anlagen wie den S&P 500 und den Goldmarkt auf langfristige Sicht übertroffen.
Heute ermitteln Online-Plattformen wie Collector Square die Preise. Danach sind über alle Modelle hinweg die Birkin-Bag-Preise um 85 Prozent in elf Jahren gestiegen: Im Jahr 2006 kostete eine Birkin aus Leder durchschnittlich 4.260 Euro, ermittelte der Händler. 2019 fast das Dreifache, nämlich 12.701 Euro. 2022 beginnen die Preise bei 8.800 Euro.
Jane Birkin, die Namensgeberin, hatte für wohltätige Zwecke ihre eigene Handtasche veräußert, für sage und schreibe 74.000 Euro. Bei limitierten Editionen sind die Preise sogar so hoch wie für eine gut gelegene Immobilie, sechsstellig. Und das ist auch bei anderen Luxustaschen der Fall.
Sammlerobjekte enorm gefragt
Im Juni dieses Jahres zeigte eine Auktion von Christie’s in Mailand, die „Inside the Orange Box: A Lifetime of Collecting“ eine enorme Nachfrage. Eines der aufsehenerregendsten Lose der Auktion war eine Shadow Birkin 40 aus Denim und Evercalf-Leder aus dem Jahr 2010. Geschätzt war sie auf „nur“ 10.000 bis 12.000 Euro. Tatsächlich wurde die Tasche schließlich für 63.000 Euro erworben.
Leder, Farbe, Größe sind preisbestimmende Faktoren. Es gibt fünf Größen und mehr als 20 Materialien. So sind „günstigere“ Modelle ab rund 8.000 Euro zu haben. Jede ist handgefertigt aus hochwertigem Leder. Das dauert etwa 15 Stunden pro Tasche je nachdem, wie individuell die Tasche gewünscht ist. So werden ca. zwei Stück pro Woche gefertigt. Wer für Hermès arbeitet, durchläuft zuvor eine mehrjährige spezielle Ausbildung.
Wertzuwachs für ein lukratives Investment
Investor:innen betrachten denn auch längst die Birkin Bag als langfristiges lukratives Investment. Die Nachfrage steigt und steigt. Und damit die Preise des knappen Gutes. Indessen steigen die Preise auf dem Sekundärmarkt noch schneller, da viele bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, um überhaupt eine Tasche erwerben zu können.
Denn eine Birkin-Bag gibt es nicht so einfach zu kaufen. Zum einen, weil sie eben teuer ist. Zum anderen, weil die Nachfrage enorm hoch ist. Viel höher als das Angebot. Zugleich variiert das Angebot von Geschäft zu Geschäft. Es gibt Wartezeiten. Dauer: mehrere Jahre je nach Modell.
Aber nicht nur die Birkin-Bag ist als Investment geeignet. Auch Taschen von Chanel, Louis Vuitton oder Dior steigen im Wert. Aus dem Hause Hermès ist die Kelly-Bag ebenfalls eine Tasche, deren Wert zunimmt.
Für viele Frauen ist der Sekundärmarkt eine Möglichkeit, eine solche Tasche zu erwerben: 99 Prozent würden dort ihre Tasche kaufen, ermittelt baghunter.com. Da ist allerdings das Risiko groß, an eine Fälschung zu geraten.
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