Serpil Karakus wächst in Deutschland auf und fühlt sich doch als Mensch mit zwei Heimaten. Wie geht es ihr damit? Der einundzwanzigste Teil der courage-online.de Serie „Superheldinnen“.
Von Matthias Lauerer
Die Mutter ist 47 Jahre alt und wohnt mit ihrem Mann heute nahe der niederländischen Grenze im Westmünsterland. Großgeworden ist sie in Bocholt. Weiter hegt und pflegt die Frau ihr schwerbehindertes und pflegebedürftiges Kind, das die volle Aufmerksamkeit erfordert und nicht alleine bleiben darf. Zum Stichwort Arbeit sagt sie: „Ich bin staatlich geprüfte Kinderpflegerin und startete vor einigen Jahren in einem der Handlungsfelder der Sozialen Arbeit als Quereinsteigerin“.
Studium mit Mitte Vierzig
Diese Branche gefiel ihr so gut, dass sie sich entschied, noch ein berufsbegleitendes Studium zur Sozialen Arbeit zu starten. Ihr Ziel ist der Bachelor. Seit dem Herbst 2019 studiert Karakus an der Fachhochschule Münster. Sie ist bereits im sechsten Semester angelangt und hat noch „ein wenig vor sich“, wie sie es nennt. Dazu arbeitet sie noch als Pädagogische Mitarbeiterin in einem sozialen Unternehmen. „An der Sozialen Arbeit interessiert mich: Es geht um den Menschen und die benötigen ab und an Unterstützung. Genau dort habe ich mich wiedergefunden. Die müssen lernen, sich selbst aus den Problemen wieder herauszuholen.“

Serpil Karakus; © Privat
Was bedeutet Wahrheit?
Es ist ein kleines Wunder, dass courage-online.de mit Serpil Karakus sprechen darf, denn: „Eine Lokalzeitung hat einmal etwas über mich geschrieben, was so nicht stimmte und ich gar nicht gesagt hatte. Ich rief bei der Zeitung an, doch die zuständige Redakteurin blieb einfach dabei. Sie hätte das recherchiert und es wäre so.“ Nun gilt es, das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen.
Fragt man sie nach ihrem Leben, sagt Karakus: „Das alles unter einen Hut zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Doch wenn man, wie ich viel Unterstützung hat, ist es machbar. Wir müssen unsere Wege suchen.“ Worauf sie anspielt: Ihr Mann arbeite zwar auch, aber er ist es, der zu Hause bleibt und sich um die erkrankte Tochter kümmert. „Wir haben die Rollen getauscht und es geht uns sehr gut damit“, sagt die Mutter dazu. Besonders wenn sie auch Zeit für das Studium brauche, hülfe ihr Mann sehr.
Neues Schulfach
Zum Thema Ausbildung in finanziellen Fragen wünscht sich die Mittvierzigerin ein neues Fach in allen Schulen. „Die Kinder müssten lernen, was sie mit ihrem Geld anfangen können.“ Sie selbst habe in ihrer Zeit „nie etwas darüber erfahren“ und später selbst einfach Bausparverträge abgeschlossen, ohne komplett zu verstehen, was es damit auf sich hatte. „Ich habe es einfach unterschrieben. Es hieß, ich würde damit viel Geld sparen.“ Weiter sagt sie: „Da geht man blind an die Sache heran, denn die Thematik ist so groß, um es bei einem Mal sofort zu verstehen.“ Weiter ärgert sie sich: „Bekomm´ doch mal einen Kredit. Die Banken wollen enorme Sicherheiten, bedeutet, dass man die gesamte Summe bereits selbst hat. Dann brauche ich doch keinen Kredit mehr.“ Für die Zukunft wünscht sich Serpil Karakus: „Ich erhoffe mir Gesundheit und das ich mit meiner Familie zusammen bin, aber noch glücklicher ginge eigentlich gar nicht. Sehr gerne würde ich bis dann auch bei meiner jetzigen Arbeitsstelle bleiben, weil ich dort sehr zufrieden bin. Und Weltfrieden wünsche ich mir, selbst wenn das jetzt kitschig klingt.“
In der courage-online.de-Serie „Superheldinnen“ stellen wir regelmäßig Frauen vor, die ihr augenscheinlich „ganz normales“ Leben wie eine Superheldin meistern. Wir zeigen die ganz persönlichen Lebensläufe, sprechen über Finanzbildung und wollen Mut machen: Jede Frau ist eine Superheldin!
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