Suche
Close this search box.

>>FINANZIELLE BILDUNG mit Courage ABC – COURage Wertpapiercheck – Courage Campus>> 

Hochhäuser aus Holz: So können Städte grüner werden

River Beech Tower Chicago
Werbung
Tradingmasters_Boersenspiel_Fullbanner_1280

Bis 2050 erwarten die Vereinten Nationen, dass 70 Prozent der Menschen in Städten wohnen. Bedeutet: mehr Häuser, Straßen und eine veränderte Infrastruktur. 

Von Matthias Lauerer

Der angedachte Bauboom ist ein schlechtes Omen für den Kampf gegen den Klimawandel, denn die Produktion von Stahl und Beton verursacht etwa acht Prozent unserer globalen CO2-Emissionen. Was tun? Und könnte der Holzbau eine Lösung sein? Wenn die Städte wachsen und gleichzeitig grüner werden sollen, muss man sie aus etwas anderem bauen. 

CO2-negativ

Architekten setzen auf Holz. Den aktuellen Höhenrekord hält wohl das norwegische Mjøstårnet-Gebäude mit seinen 85,4 Metern. Beendet wurde es 2019. Dabei sagten die Macher auf deren Webseite selbst dazu: „Am Anfang stand eine verrückte Idee, der Wunsch, zu zeigen, was man mit Holz alles bauen kann.“ Doch schon soll dieser Rekord weit überboten werden. Denn der River Beech Tower in Chicago wird demnach 228 Meter in den Himmel wachsen. Gebaut wird er von der University of Cambridge, Thornton Tomasetti und Perkins&Will. Schmale 126 Tonnen CO2 an Emissionen fallen dafür an, aus Beton wären es 310 Tonnen und bei Stahl sogar 498 Tonnen gewesen, wie es der Hersteller berechnete. Ergo kommt das US-Gebäude sogar CO2-negativ daher, denn im Holz steckt 540 Tonnen gebundenes CO2. Aber funktioniert das alles überhaupt so einfach? Lassen sich Gebäude mehr und mehr in die Höhe bauen, wenn der Werkstoff Holz ist? 

Leichter und öko

In Chicago könnte sich ein Teil der Antwort finden. So schreibt das britische Magazin Economist über das Thema: „Holz ist eine der vielversprechendsten nachhaltigen Alternativen zu Stahl und Beton.“ Und weiter: „Es ist nicht das gewöhnliche Holz, das das Interesse der Architekten weckt. Vielmehr handelt es sich um einen Holzwerkstoff, ein Verbund aus unterschiedlichen Schichten, die jeweils auf die Anforderungen bestimmter Bauteile wie Böden, Platten, Querstreben und Balken abgestimmt sind.“ 

Welche Form soll es sein?

Damit könnten die Konstrukteure nicht nur die Form eines Bauteils gestalten, sondern auch „die Maserung der Schichten so ausrichten, dass die Festigkeit mit der von Stahl konkurriert – und das bei einem bis zu 80 Prozent leichteren Produkt“, so das Magazin weiter.  

Umweltfreundlicher Bau im Blick 

Das Problem: Setzen Architekten global auf den Bau mit Holz, könnte das den Baumbestand unter Druck setzen. Die Lösung: Sind die Wälder nachhaltig bewirtschaftet, ginge der Schachzug auf dem Bau wohl in Ordnung. Ein im Stück des „Economist“ genannter Experte rechnet dazu vor: „Für eine Familienwohnung werden etwa 30 Kubikmeter Holz benötigt, und er schätzt, dass allein in Europas nachhaltig bewirtschafteten Wäldern diese Menge alle sieben Sekunden nachwächst.“ Auch Brände stellen kein Risiko dar, denn Holzwerkstoffe brennen nicht leicht.  

Wachstum von 50 Prozent

Die Zahl der mehrstöckigen Gebäude aus Massivholz in den USA stieg laut der Tageszeitung Wall Street Journal zwischen Juli 2020 und Dezember 2021 um 50 Prozent auf mehr als 1.300 Strukturen landesweit an. So berichtet es die Holzhandelsgruppe WoodWorks der Zeitung. Zu den neuen Projekten gehörten ein achtstöckiges Bürogebäude in Charlottesville und ein fünfstöckiges Bürogebäude von Google. Jenes wurde im August in Kalifornien bezugsfertig. Auch im Bau: ein 25-stöckiger Wohn- und Einzelhandelskomplex in Milwaukee. Denkbar wären auch noch weit ambitionierte Häuser. Ein japanisches Holzunternehmen legte Pläne für ein Monstrum aus 70 Stockwerke vor, während ein britisches Architekturbüro Pläne für einen 80-stöckigen Wolkenkratzer in London auf den Tisch legte.

Günstiger Bau im Visier

Zusätzlich zu den potenziellen Vorteilen für die Umwelt sagen Bauexperten, dass Gebäude aus Massivholz weniger kosten, als Beton- und Stahlkonstruktionen – vor allem, wenn sie in der Nähe einer Produktionsstätte stehen, in der die Gebäudeteile auf Bestellung zugeschnitten werden.  

Keine ganz frische Erkenntnis

Ist das nun also der fehlende „Heureka-Moment für die Baubranche? Denn bereits Mitte der 1970er Jahre hieß es im Bericht „Kohlendioxidauswirkungen von Baumaterialien“ der Research Vancouver: „Das Forintek-Gebäude aus Stahl hätte 2,82-mal mehr Energie verbraucht als das Forintek-Gebäude aus Holz und 3,12-mal mehr CO2 ausgestoßen.“ Hinter der Forintek Canada Corporation steckt das kanadische Forschungsinstitut für Holzprodukte. Weiter heißt es in der Studie: „In diesem Fall zeigte sich, dass gewerbliche Holzkonstruktionen weniger Energie verbrauchen und deutlich weniger Kohlenstoffdioxid ausstoßen als Stahlkonstruktionen.“ Nur bestand damals kein Handlungsbedarf, selbst wenn Experten bereits vom globalen Treibhauseffekt wussten und ihre Regierungen darüber informierten. Erstaunlich ist es dennoch, dass es fast 50 Jahre dauerte, bis man nun weltweit immer häufiger zur Tat schreitet – und Holz-Skyscraper baut.

Diesen Artikel teilen

Jetzt neu

“Tatort”-Star Friederike Kempter im Courage-Interview über Gagen, Geldanlagen und ihr schlechtes Gewissen als Working Mum. Ab 9. April im Handel. Digital schon jetzt im Shop erhältlich.