Mal läuft es und mal ist es fest: Die Rede ist vom Wachs. Vor Jahrhunderten hatte eine heute sehr bekannte Frau einen schlauen Einfall. Ihr Name Anna Maria Grosholtz, eher bekannt als „Madame Tussaud“.
Von Matthias Lauerer
Die französische Künstlerin wird am ersten Dezember 1761 als Anna Maria Grosholtz geboren und stirbt am 16. April 1850 in London. Zu Weltruhm gelangt sie mit ihren Figuren aus Wachs.
Ihre Kindheit verbringt sie in Bern, wo ihre Mutter als Haushälterin des Anatomen und Wachsmodellierer Dr. Philippe Curtius arbeitet. Nachdem der 1765 nach Paris zieht, folgen ihm Mutter und Tochter nur 24 Monate später. In Ermangelung eines Vaters fungiert Curtius als Vormund für Marie. Er ist es, der Marie zunächst die Herstellung von Wachsskulpturen lehrt, die sie später mit Einfallsreichtum, Erfindungen und Unternehmergeist groß macht.
Legendenbildung
Im „National Geographic“ heißt es über die Frau: „Vieles von dem, was über ´Madame Tussauds´ frühes Leben bekannt ist, stammt aus ihren Memoiren, die sie einem Freund, Francis Hervé, diktierte, als sie Ende 70 war. Das Werk ist voll von farbenfrohen Details und Anekdoten, von denen einige nie verifiziert wurden. Tussaud war sich ihres Images, das sie im Laufe der Jahre sorgfältig kultivierte, sehr bewusst und hat es möglicherweise verschönert.“ Und weiter: „Jahre später schuf Marie eine neue Kollektion von Wachsfiguren, die von den Schrecken der Französischen Revolution inspiriert waren, die sie miterlebte. Diese beflügelten die Fantasie der Öffentlichkeit und wurden zur Grundlage eines Imperiums. Madame Tussauds Wachsfigurenkabinette, die das Berühmte mit dem Grotesken verbinden, sind heute in Städten auf der ganzen Welt zu finden.“
Memoiren geben Aufschluss
In den erwähnten Memoiren erzählt sie, wie sie um 1780 im Schloss von Versailles aufsteigt und Elizabeth, der Schwester des Königs, das Modellieren beibringt. Als 1789 die Revolution ausbricht, passt sie sich der neuen Zeit an. Nun werden die Führer der Revolution und die durch die Guillotine Verurteilten zu den neuen Stars der Wachsfigurengalerie. Außerdem gab es noch die Ausstellung „Caverne des Grands Voleurs“, was übersetzt in etwa die „Höhle der großen Diebe“ bedeutet. Darin finden sich die Wachsantlitze von Verbrechern wieder.
Kosten von 150.000 britischen Pfund pro Abbild
Aber wie funktioniert das eigentlich mit den Wachsfiguren? Dazu heißt es von „Madame Tussauds“: „Bei einer Sitzung werden bis zu 200 Messungen vorgenommen und Fotos von jedem Winkel eines Stars geschossen, um sicherzustellen, dass dessen Darstellung korrekt ist.“ Später stellen sie daraus eine „Tonskulptur“, danach einen „Gipsabdruck“ her. Langsam füllen die Profis in jene Form geschmolzenes Wachs, „um Luftblasen zu vermeiden“. Zuletzt folgen „zehn Schichten Ölfarben“, um damit „realistische Hauttöne“ zu erzielen. Das alles hat seinen Preis: „Von der ersten Sitzung bis zur Pressevorstellung dauert die Herstellung einer typischen ´Madame Tussauds´-Figur etwa vier Monate, beschäftigt 20 Künstler und kostet 150.000 britische Pfund.“
Großer Erfolg bis heute
Und „Madame Tussauds“? Ist mittlerweile zur globalen Marke gereift und gilt als eine der meistbesuchten Attraktionen Londons. Satte 33,50 bis 48,50 britische Pfund kostet der dortige Eintritt die Besucher. Eine derart hohe Summe wäre Frau Grosholtz sicher nie in den Sinn gekommen, als sie vor bald 250 Jahren mit ihrer neuartigen Arbeit begann.
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