Alle sprechen plötzlich vom Mindset oder im Zusammenhang mit Geld vom Money-Mindset. Das eigene Mindset soll für alles Mögliche verantwortlich sein – für beruflichen Erfolg, glückliche Liebe und ein gefülltes Bankkonto. Wer seine Schulden in den Griff bekommen will, sollte erstmal am Money-Mindset arbeiten. Und wer mehr verdienen will, erst recht. Wieder so ein Trendwort. Oder? Wir haben Babett Mahnert gefragt. Die Finanzmentorin und Gründerin von „Goldfrau“ unterstützt Frauen auf ihrem Weg Richtung finanzielle Unabhängigkeit und berät bei Themen wie Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Der erste Schritt ist dabei oft, eigene Ängste zu erkennen und tief verwurzelte Glaubenssätze aufzubrechen.
Von Daniela Meyer
Courage: Babett, das Wort Money-Mindset ist aktuell in aller Munde. Wie würdest du diesen Begriff definieren?
Babett Mahnert: Money-Mindset sehe ich im Zusammenwirken zweier machtvoller Komponenten. Das sind zum einen die eigenen Glaubenssätze zum Thema Geld. Oft ist uns gar nicht bewusst, wie wir wirklich über Geld denken. Wir sagen bestimmte Sätze wie „Geld verdirbt den Charakter“ oder „Geld regiert die Welt“ einfach so dahin und wissen dabei nicht, wie machtvoll uns solche Aussagen unbewusst beeinflussen. Denn 95 Prozent unserer finanziellen Ergebnisse stammen aus unserem Unterbewusstsein.
Was ist die zweite Komponente?
Der zweite Faktor, den ich für noch machtvoller halte, sind unsere Gefühle zu Geld. Diese sind sehr tief in uns verankert. Oft gelingt es uns nicht, sie konkret zu benennen. Man spürt sie vielleicht als unangenehmes Gefühl im Körper, immer dann, wenn es um das Thema Geld geht. Vielleicht in Form von Kopfschmerzen, einem engen Hals, Druck auf dem Brustkorb oder einer Schwere im Bauch.
Du hilfst Frauen dabei, an ihrem Money-Mindset zu arbeiten und negative Glaubenssätze im besten Fall loszuwerden. Wie machst du das?
Ich arbeite mit meinen Klientinnen in der Tiefe. Das bedeutet, dass wir im ersten Schritt feststellen, was ihre genauen Hindernisse und Hürden sind, die sie zurückhalten. Wenn sie Ängste haben, die in ihnen verankert sind, dann ist es sehr wichtig, diese liebevoll und mit viel Sorgfalt zu lösen.
Was bedeutet das konkret?
Bei meiner Arbeit rund um das Thema Money-Mindset schaue ich, welche tiefen Geldglaubenssätze in der einzelnen Frau arbeiten. Wir beleuchten ihre Geldvergangenheit und sprechen über ihre Eltern, ihr Umfeld, ihre Vorurteile, ihre Erfahrungen. Im nächsten Schritt transformieren wir ihre negativen Geldglaubenssätze. Wir erarbeiten dazu gemeinsam neue Geldglaubenssätze und neue Gefühle, die damit einhergehen. Wir setzen quasi einen neuen persönlichen Anker für positive Gefühle in Bezug auf Geld, die eigenen Finanzen und den eigenen Wert.

Die Finanzmentorin Babett Mahnert berät Frauen auf dem Weg Richtung finanzielle Freiheit. Foto: Babett Mahnert
Das hört sich fast nach einer Art Therapie an, einer Geld-Therapie.
Es ist auf jeden Fall ein Prozess, für den man sich Zeit nehmen muss. So eine Transformation funktioniert nicht von heute auf morgen. Oft öffnen sich bei den Frauen auch andere Türen im Kopf, als die, die sie ursprünglich erwartet hatten. Denn das, was man von außen sehen kann, ist oft nicht die wirkliche Ursache, die hinter Ängsten oder Vorurteilen liegt.
Und was sind deiner Erfahrung nach die wirklichen Ursachen?
Die können sehr unterschiedlich sein. Aber es gibt beispielsweise Frauen, die in dem Prozess, den wir gemeinsam durchlaufen, erkennen, dass ihnen schon in ihrer Kindheit immer wieder gesagt wurde, dass sie nichts wert sind und sie auch deshalb bis heute glauben, dass sie einen gut bezahlten Job, eine Gehaltserhöhung, ein gut gefülltes Konto gar nicht verdient haben.
Sollte man – wenn am Money-Mindset arbeitet – gedanklich immer zurück in die eigene Kindheit reisen?
Auf jeden Fall. Bei den meisten Menschen liegt da die größte Chance auf Veränderung. Denn als Kinder sind wir wie Schwämme, die alles in sich aufsaugen, was in sie hineinfließt. Als Kind fehlt uns noch ein Filter. Wir nehmen die Dinge als die eine Wahrheit hin und fangen an, nach den Grundsätzen zu leben. Wenn wir dann erwachsen sind, dann vergessen wir, unsere Glaubenssätze infrage zu stellen und zu überprüfen, ob die Dinge, die wir leben, auch wirklich unserer Wahrheit entsprechen. Das heißt, wir leben die Glaubenssätze von unserem kindlichen Umfeld und stehen dann vor ähnlichen finanziellen Herausforderungen, die uns daran hindern, wirklich finanziell erfolgreich zu sein.
Aber was bringt die Erkenntnis, dass man in der Kindheit negative Glaubenssätze angesammelt hat, dann tatsächlich im Hinblick auf das eigene Money-Mindset?
In den vergangenen Jahren hat sich sehr viel im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Spiritualität getan. Unterschiedliche Experten haben in verschiedenen Bereichen gezeigt, wie machtvoll unsere Gedanken sind. Die Wissenschaft kann es mittlerweile messbar machen, wie sich die Gehirnströme positiv verändern, wenn wir beginnen, unsere Gedanken bewusst zu steuern.
Wir können also tatsächlich selbst aktiv an unserem Mindset arbeiten und es verändern?
Ja, wir können uns Dinge bewusst machen und unsere Gedanken steuern. Unser Leben ist durch diese Erkenntnis kein Zufall mehr, wie wir es noch vor ein paar Jahren geglaubt haben. Sich ein schönes Leben zu erschaffen – was auch immer das für jede Einzelne bedeuten mag – ist eine bewusste Entscheidung, die mit konkreten Schritten umgesetzt wird. Und dabei handelt es sich nicht um Glück, sondern um tägliches Training, sich auf die Dinge positiv auszurichten, die wir in unserem Leben erreichen möchten.
Und wenn man das tut, dann läuft es auch mit dem Geld?
Ich bin davon überzeugt, dass der aktuelle Kontostand vieler Menschen kein Zufall ist. Er ist meistens von drei Dingen abhängig: ihrer Vergangenheit und dem Umfeld, in dem sie aufgewachsen sind. Dann von der Gesellschaft, in der sie leben. Wir alle wollen Teil einer Gesellschaft sein. Das hat mit unserem Grundbedürfnis von sozialer Zugehörigkeit zu tun. Wenn man scheinbar „zu viel“ oder „zu wenig“ verdient, riskiert man soziale Ausgrenzung. Und drittens von den eigenen Erfahrungen, die zusätzlich die eigenen Glaubenssätze bestätigen können.
Für welchen Typ Frau wäre es überhaupt wichtig und sinnvoll, am eigenen Money-Mindset zu arbeiten? Und wer sollte es vielleicht auch einfach lassen?
Es ist grundsätzlich für alle Frauen interessant, die mit ihrer aktuellen finanziellen Situation unzufrieden sind. Und für Frauen, die glauben, dass in ihrem Leben finanziell „mehr“ möglich ist. Es ist nichts für Frauen, die nicht bereit sind, die volle finanzielle Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und die Fehler im Außen suchen. Man muss für diesen Weg absolut bereit sein und sich dem Prozess wirklich hingeben, sonst wird man keine nachhaltigen Ergebnisse sehen.
Im nächsten Teil unserer Mindset-Serie erklärt Goldfrau Babett Mahnert, wie man ganz konkret mit der Arbeit am eigenen Mindset beginnen kann, gibt praktische Tipps und empfiehlt einige Bücher zur Vorbereitung. Lebensnahe Informationen zum Thema bekommt ihr auch in ihrem Podcast „Die Paartherapie für dich und das Geld“
Im ersten Teil unserer Serie Money-Mindset erklären wir dir, was es mit dem Mindset eigentlich auf sich hat, was der Begriff bedeutet und wie du dir die Arbeit am eigenen Mindset vorstellen kannst.
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