Die häufigsten Fehler beim Umgang mit Geld sind schlicht Unkenntnis und fehlendes Finanzwissen. Dabei ist Wissen Geld. Eine solide Finanzbildung hilft Kindern nicht nur, ein gesundes Verhältnis zu Geld zu haben, sondern auch ihren finanziellen IQ zu verbessern. Was Aktien sind, wie Zinsen funktionieren und welche Idee hinter Sparplänen und passivem Einkommen steckt, ist auch für Kinder interessant und wichtig.
Von Karolina Decker
Nur vier von zehn Eltern in Deutschland sorgen für ihr Kind finanziell vor. Zu diesem Schluss kommt das britische Meinungsforschungsinstitut YouGov. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, für sein Kind Geld zurückzulegen und idealerweise zu investieren. Wie wäre es zum Beispiel, das Kindergeld teilweise zu sparen und für die Anlage zu nutzen? Je früher im Leben man anfängt zu sparen, desto besser. Wer heute 100 Euro anlegt und dafür fünf Prozent Rendite pro Jahr erhält, hat nach einem Jahr 105 Euro. Wenn man diese dazugewonnenen fünf Euro nicht ausgibt, sondern wieder mit anlegt, tragen diese zu einer erhöhten Rendite im Folgejahr bei. Dies nennt man Zinseszinseffekt. So beschrieb Albert Einstein den Zinseszinseffekt als das „achte Weltwunder“.
Welchen Effekt der Zinseszinseffekt hat, kann man an einem Beispiel gut erkennen: Ein Paar legt das gesamte Kindergeld von derzeit 204 Euro pro Monat von der Geburt des Kindes zurück. Die Investmentstrategie sieht einen Aktienanteil von 70 Prozent vor. Die derzeitig erwartete Rendite liegt bei 6,14 Prozent pro Jahr. Zu seinem 18. Geburtstag kann sich der Nachwuchs dann über die stattliche Summe von fast 80.000 Euro freuen (eventuell fallen noch Steuern an).
Finanzbildung für Kinder umfasst auch Wertpapiere
Sparbuch war gestern. Die langfristig bessere Alternative ist die Anlage in Wertpapiere – auch das sollte die Finanzbildung für Kinder umfassen. Auf lange Sicht haben Anleger mit Wertpapieren gute Chancen, attraktive Renditen zu erzielen. Das sollte Eltern ermutigen, sich von klassischen Sparern zu Aktieninvestoren zu wandeln. Eltern, die für ihre Kinder in Wertpapiere investieren möchten, können entweder schon heute ein Depot für das Kind anlegen. Alternativ können sie das Geld aber zunächst natürlich auch auf eigenen Namen anlegen und das Depot zu einem späteren Zeitpunkt auf das Kind übertragen.
Wichtig bei der Finanzbildung für Kinder ist es zudem, sie mit ins Boot zu holen. Sie sollen den Umgang mit Geld lernen – beispielsweise durch Taschengeld – und die verschiedenen Wertpapierarten verstehen. So haben sie später keine Berührungsängste damit.
Elternstrategieplan für die Finanzbildung der Kinder
Das Fintech-Start-up FinMarie hat einen Elternstrategieplan entwickelt, um Kindern den Umgang mit Geld näherzubringen. Er funktioniert gut mit Kindern ab zwölf Jahren.
Stufe 1 — finanzielle Ziele
Setzt euch gemeinsam mit eurem Kind finanzielle Ziele und helft ihm, einen Finanzplan aufzustellen, um diese Ziele zu erreichen.
Stufe 2 — Haushaltsbuch
Führt ein Haushaltsbuch über eure Ausgaben. Lasst euch von eurem Kind dabei helfen, Rechnungen abzuheften, nachdem sie bezahlt wurden. Gute Buchführung ist eine erlernte Gewohnheit.
Stufe 3 — Praxiserfahrungen
Lasst euer Kind eine Einkaufsliste erstellen und es allein einkaufen gehen. Danach soll das Kind aufschreiben, was für jede Mahlzeit ausgegeben wurde. Und wichtig: Lasst euer Kind Erfahrungen mit Bargeld sammeln. Das hilft dabei, ein Gefühl für Größenordnungen von Geld zu entwickeln.
Über die Autorin:
Die Diplom-Volkswirt Karolina Decker blickt zurück auf zehn Jahre Bankenerfahrung im Kapitalmarktgeschäft. Vor der Gründung von FinMarie und Mind the Gap e.V. war sie für den Vertrieb von Immobilienfinanzierungen verantwortlich, hatte Personalverantwortung für 20 Mitarbeiter und verantwortete ein Finanzierungsvolumen von 250 Millionen Euro pro Jahr. Anschließend war sie bei der Deutschen Bank in Berlin im Bereich Compliance tätig. Karolina besitzt die Geschäftserlaubnis nach §34f GewO. Ihr Ziel mit FinMarie: die Welt des Anlegens endlich verständlicher, günstiger und renditestärker zu machen.
Bei www.geldfreundinnen.de finden Sie von Karolina Decker viele weitere wertvolle Tipps & Ratschläge zu ETFs als Geldanlage, RoboAdvisors und Wertpapiere.
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