Mein liebstes Vorbild in meiner Kindheit war meine Großmutter. Sie konnte wirklich alles: kochen und backen, hämmern und sägen, stricken und nähen, streichen und spachteln. Und sie konnte sparen – und wie!
Von Daniela Meyer
Ich habe viel von meiner Oma Elli gelernt. „Kopf hoch, wenn der Hals auch dreckig ist“, pflegte sie stets zu sagen. Und das passt wirklich auf fast jede Lebenslage – egal, ob ich mir als Kind beim Spielen ein Knie aufgeschlagen hatte, mich als Teenie über eine schlechte Note oder später als Angestellte über meinen Chef ärgerte.
Meine Oma Elli war pragmatisch. Und sie war eine Meisterin der Sparsamkeit. Leere Zahnpastatuben wurden erst mit der stumpfen Seite eines Messers platt gedrückt und ausgepresst, dann noch aufgeschnitten und ausgeschabt. Übrig gebliebenes Brot wurde zu steinhartem Knabbel verarbeitet, in heißer Milch wieder aufgeweicht und zum Frühstück verspeist. Bis heute stelle ich ein leeres Honigglas niemals einfach so in die Spülmaschine, sondern trinke meinen Morgenkaffee daraus – um auch wirklich nichts von dem süßen Gold zu verschwenden.
Meine Sparsamkeit habe ich definitiv von meiner Oma. Auch wenn sie mit ihrer Pfennigfuchserei manchmal etwas übertrieben hat, war sie in ihrem Leben niemals in den Miesen. Und das, obwohl sie und mein Opa wirklich nicht viel Geld hatten.
Bei mir ist es ähnlich wie bei meiner Oma: Wenn ich etwas unbedingt haben möchte, dann kann ich eisern dafür sparen. Das war schon immer so. Als Kind für Süßigkeiten oder Eis, als Jugendliche für Klamotten und Taschen. Heute spare ich – abgesehen davon, dass ich Geld für meine Altersvorsorge und meine Kinder anlege – fürs Reisen. Für mich gibt es nichts Großartigeres, als andere Länder und Kulturen zu entdecken. Auch das habe ich übrigens von meiner Oma Elli. Es gibt vermutlich keinen Campingplatz in Deutschland, auf dem sie und mein Opa nicht mindestens einmal übernachtet haben. Jahrzehntelang reisten sie unermüdlich mit ihrem Wohnwagen durch die Republik und einmal sogar nach Italien – in ihrer Generation waren die beiden damit eine echte Sensation.
Um reisen zu können, würde ich jedenfalls mein letztes Hemd geben. Musste ich aber zum Glück noch nie. Denn ich fange immer direkt nach jedem Urlaub an, für den nächsten loszusparen. Und das mache ich so:
- Ich überlege mir, welche Kosten ich pro Monat habe und schaue, was davon Fixkosten sind. Also Kosten für Miete, Versicherungen, Handyvertrag, Strom usw. Deine Kosten für die Miete wirst du kaum ändern können. Aber es lohnt sich zum Beispiel zu schauen, ob es vielleicht einen günstigeren Mobilfunkanbieter gibt. Auch solltest du unbedingt wissen, welche Versicherungen du eigentlich hast und ob du die wirklich alle brauchst.
- Ich schaue mir an, welche weiteren variablen Kosten ich ganz leicht einsparen könnte, wenn ich jetzt sofort Geld bräuchte. Dazu zähle ich zum Beispiel Streamingdienste für Filme oder Anbieter von Audiobooks ebenso wie Zeitschriften-Abos. Falls man wirklich mal sehr dringend Geld benötigt, kann man hier oft am leichtesten Kosten einsparen, denn viele Dienste sind auch monatlich kündbar.
- Ich überlege mir, wo ich in meinem Alltag sparen kann. Muss ich mir wirklich jeden Morgen, nachdem ich meine Kinder zu Kita und Schule gebracht habe, etwas beim Bäcker kaufen? Und brauche ich wirklich nachmittags einen Cappuccino für unterwegs? Hier mal eine kleine Rechnung dazu:
Wenn du dir jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit ein belegtes Brötchen beim Bäcker kaufst, ist das erstmal sehr praktisch, vermutlich auch lecker und im ersten Moment, mit vielleicht 2,50 Euro gar nicht so teuer. Aber, wenn du das fünf Tage die Woche machst, kommst du im Monat schon auf 50 Euro. Und aufs Jahr gerechnet gibst du dann sage und schreibe 600 Euro für belegte Brötchen aus. Das könnte zum Beispiel mein Flug nach Kapstadt oder Bangkok sein.
Beim Kaffee ist es noch krasser. Bei Starbucks kostet ein Cappuccino 3,25 Euro. Kaufst du dir jeden Nachmittag einen, gibst du pro Jahr 780 Euro für eine kleine Tasse Espresso mit geschäumter Milch aus. Das wären in zehn Jahren 7800 Euro, die einfach weg sind.
Dazu würde ich dir gerne auch noch einen Gedanken mit auf den Weg geben: Starbucks ist, wie viele andere Unternehmen, deren Produkte du tagtäglich konsumierst, an der Börse gelistet. Wie wäre es also, wenn du anstatt diesem Unternehmen dein Geld einfach nur zu schenken, mal an deren Erfolg mitverdienen würdest. Anstatt nur die Produkte, könntest du vielleicht alternativ mal eine Aktie dieser Unternehmen kaufen, oder? Das wäre zumindest ein langfristiges Investment, von dem du auch in vielen Jahren noch etwas hättest.
Aber nun zurück zum Sparen mit Oma Elli. Meine Oma hat sich wie viele Frauen ihrer Generation kaum mal etwas gegönnt. Sie war nicht geizig, für andere hatte sie immer etwas übrig. Nur für sich selbst hat sie kaum etwas ausgegeben. Ich hätte mir für sie gewünscht, dass sie sich auch einfach mal etwas hätte kaufen können, einfach nur deshalb, weil sie es schön fand und unbedingt haben wollte. Was will ich damit sagen?
Natürlich sollst du dir auch weiterhin einen Kaffee, einen Kuchen oder deinen Lieblingsitaliener gönnen. Und du sollst dir auch schöne Dinge kaufen, die du gerne haben möchtest. Aber mir hilft es immer sehr zu überlegen, ob ich eine kostspielige Gewohnheit wirklich unbedingt brauche oder sie auch ablegen oder zumindest reduzieren könnte. Vielleicht ist es ja sogar viel schöner, anstatt täglich einen Coffee to go in sich hineinzuschütten, nur zwei Mal die Woche einen Cappuccino in einer schönen Tasse zu trinken und den Moment dann richtig zu genießen. Ist entspannter und spart bares Geld. Oder was meinst du?
- Zu meinen Überlegungen, was ich an welcher Stelle womöglich einsparen oder gar nicht erst ausgeben muss, kommt hinzu, dass ich jeden Monat eine feste Summe zur Seite lege und zwar in verschiedene Töpfe.
Wie ich mein Geld aufteile und in welche Töpfe ich wie viel spare, möchte ich dir beim nächsten Mal erzählen. Vielleicht hilft dir meine Spar- und Anlage-Methode ja auch, für dich selbst eine gute Strategie zu entwickeln.
Ein kleines Fazit aber schon mal vorab: Ich schaffe es wirklich mit recht einfachen Tools ganz easy jedes Jahr einen Familienurlaub zusammenzusparen. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich diese Reisen, die ich mir quasi selbst erarbeitet habe, so richtig genießen und mich darüber freuen kann. Und du kannst das auch, da bin ich mir sicher!
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