Moderne Arbeitslandschaften, Coworking, Networking und Co. sind fester Bestandteil von „Flexoffices“. Was das genau ist und wofür es hier ein Community Management braucht, erklärt Lisa Wiethe im Interview. Sie ist selbst Community Managerin bei Mindspace, einem weltweit tätigen Anbieter von Coworking Spaces.
Von Isabell Angele
courage-online.de: Das Konzept „Flexoffice“ ist in Deutschland noch relativ neu. Können Sie kurz erklären, was das genau ist?
Lisa Wiethe: Flexoffices sind moderne Arbeitslandschaften für Unternehmen, die kein klassisches Büro mieten wollen, sondern Flexibilität brauchen. Das betrifft beispielsweise die Vertragslaufzeiten, die in diesem Segment je nach Fall bei nur einem Monat liegen und flexibel verlängert werden können. Auch die Flächengrößen und Zahl der Arbeitsplätze sind flexibel und können während der Laufzeit angepasst werden. Flexoffices sind dadurch etwas für Unternehmen, die wachsen oder auch schrumpfen, sowie für Unternehmen, die in einer neuen Stadt einen Markt erst einmal austesten möchten, ohne sich gleich an einen klassischen 5- oder 10-Jahres-Mietvertrag zu binden. Oder für Konzerne, die einem Projektteam zeitlich befristet eine aktivierende Arbeitslandschaft bieten möchten. Ein weiterer Unterschied zur klassischen Bürofläche ist das Community Management, zu dem ich gehöre.
Seit wann gibt es das in Deutschland?
Das Flexoffice-Konzept hat seinen Ursprung in den etwas angestaubten Business-Centern der 1980er-Jahre, allerdings eher als Nische. Der Markt für Flexoffices im modernen Gewand hat dann tatsächlich erst ab ungefähr 2017 große Wachstumsschübe erfahren, und das Konzept wurde immer sichtbarer und populärer.
Sie sind Community Managerin in einem solchen Flexoffice. Was sind die Aufgaben in diesem Job?
Wir sorgen dafür, dass sich die Menschen der verschiedenen Unternehmen in unseren Gebäuden miteinander verknüpfen. Darüber hinaus schaffen wir eine Arbeitsatmosphäre, in der die Essenz des Coworkings, nämlich das Networking und die gegenseitige Inspiration, voll zum Tragen kommt. Außerdem nehmen wir den Menschen in unseren Gebäuden die vielen kleinen und größeren Sorgen ab, die abseits der eigentlichen Arbeit auftreten, damit sie sich besser auf ihren Job konzentrieren können oder schlicht und ergreifend mehr Spaß haben. Wir sind, wenn wir alles richtig machen, das Herz und die Seele einer entstehenden Gemeinschaft aus unterschiedlichen Firmen auf unseren Flächen.
Wie erreichen Sie das?
Wir planen regelmäßig große Events wie Sommer- und Weihnachtsfeiern, Oktoberfeste und Halloweenpartys, zu denen die Beschäftigten der jeweiligen Unternehmen eingeladen sind. Außerdem haben wir jede Woche eine Mindspace Hour direkt bei uns auf den Flächen. Die Aktivitäten reichen dabei von Cocktail-Workshops bis hin zu Gesundheits- und Wellnessangeboten wie Yoga, Massage oder Maniküre und Pediküre. Wir Community Manager kreieren, planen und bewerben die Events und organisieren die jeweiligen Profis für das entsprechende Feld. Wir verstehen uns ansonsten als Gastgeber. Deshalb zählt es beispielsweise auch zu unseren Aufgaben, zu überprüfen, ob noch Kaffee da ist, oder ob Druckerpapier und Toner vorhanden sind. Außerdem nehmen wir für alle Unternehmen die Post an und organisieren auch dritte Leistungen, wenn es gewünscht ist. Viele Unternehmen sparen durch uns ein eigenes Office Management.
Einige Community Manager für Büroflächen kommen ursprünglich aus der Hotellerie. Warum?
Die Service- und Gastgebermentalität ist in beiden Bereichen ähnlich ausgeprägt. Nur geht es bei uns nicht um Hotelzimmer, sondern um Büros. Im Unterschied zur Hotellerie oder allgemein zum Tourismus haben Community Manager:innen allerdings bessere Arbeitszeiten.
Kommt daher auch der Begriff „Hotelification“ von Büros?
Genau. Einige klassische Bürovermieter bieten in ihren Immobilien mittlerweile Mehrwerte, die man vom Hotel oder eben von Flexoffices kennt. Dazu gehört ein Concierge-Service, aber man baut auch grundsätzlich auf mehr Annehmlichkeiten.
Wie schätzen Sie diesen Trend ein?
Der Trend ist noch sehr jung. Aus Sicht der klassischen Vermieter ist die Entwicklung aber nachvollziehbar und sie wird anhalten. Denn man muss den Menschen im Büro etwas bieten, wenn man den Wettbewerb gegen das Homeoffice gewinnen will. Wenn eine Arbeitslandschaft keine Anziehungskraft hat, hat sie ein Problem.
Weshalb ist die Branche gerade für Frauen so spannend? Welche Faktoren machen das aus?
Das liegt teilweise sicherlich an den Aufgaben: Man muss den Menschen in den Unternehmen bei uns gut zuhören, um zu erkennen, wo man helfen kann. Viele Frauen sind einfach die besseren Zuhörer, sind empathischer und können sich besser in die Sorgen anderer Menschen reinfühlen und sind geduldiger. Es gab erst kürzlich eine Umfrage, wo das Thema Zuhören viermal so oft bei Frauen gesehen wird wie bei Männern. Womit ich aber Männern die genannten Fähigkeiten ausdrücklich nicht absprechen will.
Was noch?
Wir können grundsätzlich alle in Führungspositionen hineinwachsen. Ich habe Kolleginnen, die wie ich als Community Manager angefangen haben und heute Verantwortung für mehrere Städte oder für das deutschlandweite Marketing tragen. So kommt es, dass von zehn Kolleg:innen im Management-Team bei Mindspace immerhin sechs weiblich sind. Das ist außergewöhnlich viel in der Immobilienwirtschaft, zu der wir zählen. Durchschnittlich liegt der Frauenanteil in den Leitungsebenen dort nur bei 20 Prozent.
Neben dem aufmerksamen Zuhören: Welche Eigenschaften sollte man als Community Manager:in für Büromieter noch mitbringen?
Man braucht eine gewisse Präsenz. Das heißt einerseits, dass man wirklich physisch vor Ort sein möchte. Wir können vom Homeoffice aus nicht für die Menschen auf der Fläche da sein. Und es heißt andererseits, dass wir den Raum, den wir betreten, auch mit unserer Präsenz als Gastgeber:in füllen können. Wer zu schüchtern ist, das Gespräch mit den Menschen in unseren Gebäuden zu suchen, wird Schwierigkeiten haben, seine Aufgabe gut zu erfüllen. Zudem muss man die Fähigkeit haben, den Überblick zu behalten und zu priorisieren. Eine gewisse Stärke in Leadership ist auch von Vorteil, denn als Community Manager:in holt man das Reporting von einem bis zwei Teammitglieder:innen ein.
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