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Weshalb berufliches Scheitern auch an der Psyche liegen kann – und wie man das ändert

Business Coach Kristin Woltmann
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Ist Ihr Start-up ein Flop? Oder will der ersehnte Karrieresprung einfach nicht klappen? Wenn Sie im Beruf scheitern, liegt das womöglich nicht an mangelnder Qualifikation oder am Geschäftsmodell – sondern an der eigenen Psyche. Frauen sind besonders betroffen.

Von Gastautorin Kristin Woltmann

Erfolg macht stolz, Erfolg macht glücklich. Ob beruflich oder privat, wir wünschen uns Anerkennung und Erfolg bei allem, was wir tun. Kein Wunder. Von Kindesbeinen an lernen wir: Gute Noten, gewonnene Wettbewerbe, Applaus bei der Schulaufführung zaubern den Eltern ein Lächeln ins Gesicht – und deshalb auch uns selbst. Dieses großartige Gefühl nehmen wir mit ins Erwachsenenleben, wir wollen es nicht mehr missen. Aber was macht uns stolz, wenn die Zeit der Benotungen vorbei ist? 

Für die eine ist es der nächste Schritt auf der Karriereleiter, für die Nächste die gelungene Einführung ihres Onlineshops. Die Dritte fühlt sich erfolgreich und glücklich, wenn sie es schafft, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Erfolg hat viele Facetten. Aber immer geht es um das Erreichen der Ziele, die wir uns stecken. Wir nehmen uns etwas vor, und Erfolg ist das, was daraus im positiven Sinne erfolgt. Es geht um nichts weniger als um unsere Träume und Lebensvisionen, um Selbstwirksamkeit und ‑verwirklichung. 

Misserfolge brennen sich ein

Scheitern ist dagegen keine angenehme Erfahrung. Misserfolge brennen sich ins Gedächtnis ein. Wir wollen die Beförderung unbedingt und müssen zuschauen, wie jemand anders aufsteigt. Wir machen uns selbstständig und sind nach einem halben Jahr enttäuscht, weil der Umsatz nicht stimmt. Wir starten top vorbereitet in unseren ersten Marathon und sind bei Kilometer 32 mental und energetisch so am Ende, dass wir abbrechen müssen. Solche Erlebnisse verunsichern. Gerade Frauen sind dafür besonders anfällig. Sie nehmen sich Misserfolge oft mehr zu Herzen als Männer, die Niederlagen mit einer „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“-Einstellung wegstecken.

Erfolg beginnt im Kopf

Was aber entscheidet über Erfolg oder Misserfolg? Unsere Vorbereitung? Die richtige Strategie? Ja, aber nicht nur. Selbst bei optimalen äußeren Voraussetzungen erreichen wir unsere Ziele nicht immer. Denn Erfolg beginnt im Kopf. Und der kann zum Feind werden.

Nehmen wir das Beispiel Marathonlauf: Selbst wenn wir ideal trainiert haben und gut vorbereitet ins Rennen gehen, spüren wir ab einem gewissen Punkt die Ermüdung. Wir haben keine Lust mehr. Unser Kopf meldet sich: „Warum tust du dir das an? Es wäre doch viel bequemer, jetzt einfach nach Hause zu gehen.“ Das hochspannende Selbstgespräch mit unserem inneren Schweinehund beginnt. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Wir geben der Stimme nach oder wir laufen weiter. Diese Entscheidung bestimmt über Erfolg oder Misserfolg.

Die Kraft der Bilder

Genauso erlebe ich es im Businesskontext. Wir scheitern, wenn wir unseren Gedanken erlauben, das Erreichen unserer Ziele zu torpedieren. Dann nutzt die beste strategische Vorbereitung nichts. Nur eines von zehn Start-ups wird sehr erfolgreich, sagen Experten. Mehr als 80 Prozent scheitern innerhalb von drei Jahren, manche Schätzungen gehen sogar von 90 Prozent oder mehr aus. Warum? Der Datendienst CB Insights nennt als Gründe fehlende Nachfrage, Probleme im Team, wenig Cash. Das mag alles stimmen. 

Ich aber denke aufgrund meiner Erfahrung als Businesscoach: Am Erfolg hindern uns zuerst negative Gedanken. „Ich schaffe das nicht, ich werde niemals Erfolg haben …“ Eine klassische selbsterfüllende Prophezeiung – und brandgefährlich. Negative Gedanken, wie ich sie oft höre, sind schädlich – für unsere Karriere, für unser Geschäft und für uns selbst. 

Viel besser ist es, die Technik des Visualisierens einzusetzen, wie es Sportlerinnen und Sportler tun. Sie bereiten sich auf Wettkämpfe geistig vor, in dem sie sich den Erfolg bildlich vorstellen. Die Skirennläuferin rauscht in ihrem Kopf schon vorab in Bestzeit durch die Slalomstangen, feiert den Zieleinlauf oder steht auf dem Siegertreppchen. Durch die Kraft ihrer Vorstellung wird sie zur Gewinnerin. 

Selbstsabotage im Unterbewusstsein

Diese Kraft lässt sich auch im Beruf nutzen: Wir visualisieren das Bild von uns als erfolgreiche, glückliche Unternehmerin mit einem beachtlichen Kundenstamm. Wir sehen uns im neuen Büro in der erträumten Position. Wir stehen im Kopf als Speakerin auf der Bühne, während ein großes Publikum an unseren Lippen hängt. Wenn Ihnen das schwerfällt, versuchen Sie es mit mentalem Training. Es hilft, Erfolge geistig vorwegzunehmen und sie so in die Tat umzusetzen. 

Aber es reicht womöglich nicht aus. Denn die Selbstsabotage hat neben negativen Gedanken einen weiteren wichtigen Kollaborateur: das Unterbewusstsein. In meiner Arbeit stelle ich immer wieder fest, dass dieser Kollaborateur eine bedeutende Rolle spielt. Wir können noch so gut vorbereitet sein und uns erfolgreich denken – wenn im Unterbewusstsein ein Programm gespeichert ist, das den Erfolg hemmt, dann wird er sich kaum einstellen. Dann verhindern wir den Erfolg mit wirkungsvollen Strategien.

Aufschieben und abwarten

Eine dieser Strategien der Erfolgsverhinderung ist die Prokrastination oder auch die Aufschieberitis. Weil wir Angst haben, mit unserem Businessprojekt zu scheitern, schieben wir die nötigen Aufgaben dafür so lange auf, bis es wirklich nicht mehr gelingen kann. 

Eine andere „erfolgreiche“ Strategie: der Perfektionismus. Bevor wir nicht perfekt vorbereitet, ausgebildet und innerlich gewachsen sind, legen wir erst gar nicht los. Wir bewerben uns nicht auf die Führungsposition. Wir machen lieber die soundsovielte Fortbildung, weil wir glauben, nicht gut genug zu sein. Wir lassen Chancen verstreichen, weil der Zeitpunkt nicht perfekt ist. So können wir nicht scheitern. Aber eben auch nicht erfolgreich werden. Besonders bei Frauen ist diese Strategie verbreitet.

Die drei Teufelinnen

Der dritte Erfolgsblocker, den viele Frauen kennen, ist das ständige Vergleichen. Wenn wir ständig rechts und links schauen, was unsere Wettbewerber und Wettbewerberinnen machen, geraten wir schnell in eine Abwärtsspirale. Wir fühlen uns schlechter als die anderen und entmutigen uns dadurch selbst. Viele Onlineunternehmerinnen, die ich begleitet habe, waren so stark in dieser vergleichenden Spirale gefangen, dass sie gedanklich mehr bei „den anderen“ als bei ihrem eigenen Business und ihren Zielen waren.

Warum aber haben die drei Teufelinnen „Prokrastination, Perfektionismus und Vergleiche“ so viel Macht über uns? Die Antwort ist einfach: wegen unserer Angst – vor dem Scheitern. Tief im Unterbewusstsein ist bei vielen Menschen das Versagen als absolutes Horrorszenario gespeichert. Wie hat es eine meiner Kundinnen ausgedrückt: „Ich habe solche Angst, dass ich unter der Brücke schlafen muss und verhungere, wenn ich das Business nicht zum Laufen bringe!“ Dabei zitterte sie am ganzen Körper – und sagte im nächsten Augenblick: „Oh Gott, das ist doch überhaupt nicht wahrscheinlich. Zur Not suche ich mir eben wieder einen Job. Warum denke ich das bloß?“

Unsere Ängste sitzen tief. Sie sind im limbischen System verankert, das unsere Gefühle verarbeitet und in Verhalten ummünzt. Womöglich ein Überbleibsel aus der Steinzeit. Damals war es lebensbedrohlich, erfolglos von der Jagd nach Hause zu kommen. 

Frisst der Erfolg meine Freizeit auf?

Noch trickreicher als die Angst vor dem Scheitern ist allerdings die Angst vor dem Erfolg. Auch so ein Thema, das viele Frauen unbewusst in sich tragen. Sie befürchten Probleme im Privaten, wenn es im Business richtig gut läuft: Lassen sich Familie und Beruf noch vereinen? Finde ich den richtigen Partner dafür? Männer kommen mit erfolgreichen Frauen nicht klar, oder? Was, wenn mich frühere Kolleginnen und Kollegen meiden, weil ich aufgestiegen bin? Und wird der Erfolg meine gesamte Freizeit auffressen? Dann lieber nicht. Die Work-Life-Balance ist mir wichtig. Ich will schließlich nicht als einsame, überarbeitete, ausgebrannte Frau enden. Unterbewusste Gedanken wie diese schwächen uns mental erheblich und wirken sich genau wie die Angst vor dem Scheitern erfolgshemmend aus.

Die Angst als Freund

Bleibt die Frage, wie wir diese Ängste loswerden. Eine sehr wirkungsvolle Übung ist das Reframing. Wir können die Angst damit in einen neuen Kontext setzen. Zum Beispiel so: Wie wäre es, wenn ich die Angst einmal nicht als meinen Feind sähe, sondern als Freund und wertvollen Berater, der mir eine wichtige Botschaft mitteilen möchte? Was würde die Angst dann sagen?

Durch so einen Gedanken-Twist entsteht eine neue Perspektive. So könnte die Angst beispielsweise sagen: Bevor du deinen Job kündigst, prüfe deine Rücklagen und beantrage Gründungszuschuss! Oder sie ermahnt uns klar, aber herzlich, dass wir im neuen Traumjob die Familie nicht zugunsten der Karriere opfern, weil uns beides wichtig ist. 

Solch ein Rat kann entscheidend sein. Denn unsere Ängste haben durchaus eine Funktion. Sie bewahren uns womöglich davor, wirklich in eine Erfolgsfalle zu tappen. Daher gilt in doppelter Hinsicht: Erfolg beginnt im Kopf. Zum einen durch den konstruktiven Umgang mit negativen Gedanken und Ängsten. Und zum anderen mit der klaren Ausrichtung auf das, was wir wirklich wollen.

Zum Schluss die wirklich gute Nachricht: Großer Erfolg und ein erfülltes Leben lassen sich sehr wohl vereinen. Auch mit Familie und genügend Freizeit. Was wir uns wünschen, ist möglich – wenn wir das richtige Mindset haben. 

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