Wertpapiere zu kaufen ist relativ einfach. Doch für alle, die das noch nie getan haben, ist es auch ungewohnt. Wie der Kauf von Wertpapieren funktioniert, wird in den Teilen 8 und 9 unserer Börsenserie erläutert. Nachdem wir in der vorigen Folge den Weg zum eigenen Depot beschrieben haben, dreht sich nun alles um den ersten Wertpapierkauf.
Von Gisela Haberer
Ein eigenes Depot braucht jede Anlegerin. Es ist eine Sammelstelle für Wertpapiere aller Art, ähnlich wie ein Schrank eine Sammelstelle für Klamotten ist. Wie der „Schrank“ aufzubauen ist, wurde in der vergangenen Folge erläutert. Jetzt geht es darum, ihn mit Klamotten… äh, mit Aktien und anderen Wertpapieren zu füllen.
Wie kauft man sein erstes Wertpapier?
Alle Zugangsdaten für Dein Depot sind inzwischen bei Dir angekommen. Nun kann es also tatsächlich losgehen. Allerdings musst Du vor dem ersten Aktienkauf erst mal genügend Geld auf das zum Depot gehörende Verrechnungskonto überweisen. Es sei denn, Du hast mit Deinem Onlinebroker vereinbart, dass er alle Kosten des Wertpapierkaufs von Deinem Girokonto bei ihm oder einer Drittbank abbuchen darf.
Ist das alles geschehen, loggst Du Dich mittels Zugangsnummer / Benutzername und Passwort / PIN in Dein Depot ein.
Dort gibt es einen Menüpunkt „Wertpapier-Order“, „Inlands-Order“ oder einfach „Order“. Einfach draufdrücken. Dann öffnet sich eine Maske, auf der zuerst einmal zwischen „Kauf“ und „Verkauf“ gewählt werden muss.
Wir wählen „Kauf“. Dann musst Du bestimmen, welches Wertpapier gekauft werden soll. Dafür benötigt das System die Angabe der sogenannten ISIN (International Securities Identification Number), eine zwölfstellige Abfolge von Buchstaben und Ziffern, mit der jedes Wertpapier weltweit eindeutig zu identifizieren ist.
Natürlich kennt niemand alle ISIN auswendig. Daher hat dieses Eingabefeld meist eine integrierte Suchfunktion. Wenn man also beispielsweise „Volkswagen“ eingibt und auf das Suchsymbol drückt – wählt der Computer das entsprechende Wertpapier.
Doch Achtung: Von einigen Aktien (auch von VW) gibt es mehrere Gattungen – also etwa Stamm- und Vorzugsaktien. Hier muss man aufpassen, dass man nicht ein Wertpapier kauft, das man gar nicht will.
Manchmal öffnet sich nach der Eingabe des Aktiennamens auch eine Liste mit möglichen Wertpapieren. Hier muss man dann das gewünschte Wertpapier auswählen. Etwa die VW-Vorzugsaktie mit der ISIN: DE0007664039.
Und das war’s ?
Noch nicht ganz. Natürlich muss man auch noch angeben, wie viele VW-Vorzugsaktien man ordern möchte. Dafür dient das Feld mit der Bezeichnung „Stück“, „Anzahl“ oder auch „Nominale“.
Dann muss die Börse gewählt werden, über die der Kauf ausgeführt werden soll. In den meisten Fällen empfiehlt sich aus der angezeigten Liste der möglichen Börsenplätze, den mit dem größten Umsatz bei Deiner Aktie zu wählen. In Deutschland dürfte das meist Xetra, Tradegate oder Frankfurt sein.
Warum haben Aktien keinen festen Preis?
Die Börse mit dem jeweils höchsten Umsatz bietet sich an, weil sich hier der „fairste Preis“ für Deine Aktie bilden kann. Denn anders als der Händler im Supermarkt, verkauft Dir Dein Broker keine Aktien, sondern vermittelt nur den Deal zwischen Käufer und Verkäufer.
Auch aus diesem Grund haben Wertpapiere keinen festen Preis, sondern Angebot und Nachfrage bestimmen ihn ständig neu. Wollen alle VW-Aktien haben, steigt deren Preis rasant. Will jeder VW verkaufen, stürzt der Kurs schlimmstenfalls ins Bodenlose.
Wie kann man dann wissen, was ein Aktienkauf genau kostet?
Auf den letzten Cent weiß man das tatsächlich im Börsenhandel immer erst hinterher. Aber Anlegerinnen können bei der Orderaufgabe Einfluss darauf nehmen, dass sie nicht mehr für eine Aktie zahlen als sie möchten. Dafür dient das Eingabefeld „Ausführung“ oder „Orderart“. Wählt man „billig/bestens“ oder „Market“ dann wird die Order sofort zu dem Kurs ausgeführt, zu dem die Aktie an der gewählten Börse gerade gehandelt wird.
Will die Anlegerin aber weniger zahlen oder werden gerade keine der gewünschten Aktien zum Kauf angeboten, sollte sie die Variante „Limit“ oder „Limitorder“ wählen. Dann muss sie zudem aber noch den Kurs angeben, den sie maximal für eine Aktie zu zahlen bereit ist.
Als letztes muss dann noch unter „Gültigkeit“ angegeben werden, wie lange eine Order maximal aktiv sein soll, wenn ein Kauf nicht sofort zustande kommt. Hier bieten alle Onlinebroker Wahlmöglichkeiten zwischen einem Tag und maximal bis zu 365 Tagen. Das war’s dann aber auch schon – fast.
Wird die Order eigentlich noch mal von der Bank geprüft?
Nach Eingabe all dieser Daten muss jetzt bei den meisten Onlinebrokern auf den Button „Weiter“ gedrückt werden. Dann prüft der Bankcomputer die Eingaben auf inhaltliche Konsistenz. Etwa, ob die Aktie auch tatsächlich an dieser Börse gehandelt wird, ob das Guthaben für den Kauf ausreicht, ob die ISIN existiert und so weiter.
Ist alles korrekt, werden alle Orderdaten nochmals über einen Button „kostenpflichtig handeln“ angezeigt. Drückst Du darauf, bekommst Du zur Sicherheit meist noch einen QR-Code oder eine Transaktionsnummer auf Dein Smartphone übermittelt. Diese musst Du in die Ordermaske eingeben und Deine Order wird sofort an die Börse geleitet.
Oft wird dann schon nach ein paar Sekunden die gerade gekaufte Aktie in Dein Depot eingebucht. Und Du bist Aktionärin geworden.
Und wenn man andere Wertpapiere als Aktien kaufen will?
Auch beim Kauf von anderen Wertpapieren läuft die Order im Prinzip genauso ab wie beim Aktienkauf. Mit einigen Einschränkungen: Willst Du Anteile an aktiv gemanagten Investmentfonds erwerben, kannst Du das heutzutage bei vielen Fonds ebenfalls über die Börse machen, dann ist das Prozedere gleich.
Oder Du kaufst die Fondsanteile direkt bei der Fondsgesellschaft, die den Fonds managt. Dann dauert der Kauf meist einen Tag und es gibt meist keine Möglichkeit, mit Limits zu arbeiten.
Das gleiche gilt auch für den sogenannten außerbörslichen Handel: Hier handelst Du meist direkt mit den Firmen, die bestimmte Wertpapiere herausgeben – im Fachjargon „emittieren“ genannt –, daher auch der Begriff: Emittenten-Handel. Der Vorteil: Du sparst Dir Gebühren, die beim Börsenhandel anfallen.
Die Nachteile: Du musst den Preis akzeptieren, den der Emittent stellt. Und: Der außerbörsliche Handel wird nicht so streng überwacht wie der Börsenhandel. Aber das sind dann schon Infos für Fortgeschrittene.
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