Wertpapiere zu erwerben ist einfach. Doch für alle, die das noch nie getan haben, ist das Prozedere ungewohnt. Wie der Kauf von Wertpapieren funktioniert, erläutern wir auf courage-online.de. Zuerst: Der Weg zum eigenen Depot.
Von Gisela Haberer
Sich voller Lust durch modische Shirts, Blusen, Röcke, Hosen und Schuhe probieren und dann ganz einfach zum Schluss an der Kasse die EC-Karte zücken und ein paar neue Lieblingsstücke nach Hause mitnehmen. Ganz so lustbetont und einfach wie der Kleiderkauf ist der Kauf von Wertpapieren nicht. Zumal er sich in den Details vom Einkauf in klassischen Geschäften oder Onlineshops unterscheidet.
Was wird zum Aktienkauf benötigt?
Während jeder und jede einfach in den Supermarkt gehen kann, sich dort aus dem Regal nimmt, was er oder sie möchte und an der Kasse den aufgedruckten Preis für die Ware zahlt, kann man nicht einfach in eine Börse gehen und eine Aktie oder sonstiges Wertpapier nehmen und kaufen. Zwar werden an der Börse Wertpapiere gehandelt, direkten Zugang zur Börse haben aber nur Spezialist:innen, die für andere die Wertpapiere kaufen und verkaufen.
Privatanlegerinnen können die Dienste dieser Börsenmakler und Börsenmaklerinnen nutzen, doch müssen sie dafür ein Depot bei einer (Online-)Bank eröffnen. Das ist im Grunde eine Art Konto, nur das auf diesem Wertpapiere liegen statt Geld.
Wer bietet überhaupt Depots an?
Die allermeisten Banken in Deutschland haben auch Wertpapierdepots im Angebot. Wahrscheinlich auch die Bank oder Sparkasse bei Dir vor Ort. Doch bei Filialbanken sind die Gebühren meist recht hoch, was die Rendite Deiner Investments deutlich schmälern kann. Dafür kann man sich dort persönlich beraten lassen.
Deutlich günstiger sind dagegen Depots bei Onlinebanken oder ‑brokern. Dafür gibt es bei diesen meist keine Beratung – oder diese kostet zusätzlich.
Wie kann ich das passende Depot finden?
Eines vorweg: Das beste Depot für alle gibt es nicht. Ob sich ein Depot für Dich eignet oder nicht, hängt davon ob, welche Wertpapiere Du handeln willst, wo Du sie handeln willst, wie oft Du handeln willst.
Für alle, die ein‑, zweimal im Jahr Aktien kaufen wollen und diese dann am liebsten über Jahre in ihrem Depot liegen lassen wollen, sind die beim Wertpapierhandel anfallenden Kosten und Gebühren weniger wichtig. Hier sollte darauf geachtet werden, dass für das Depot selbst keine Depotgebühr fällig wird. Die meisten Onlinebroker verzichten entweder komplett auf Depotgebühren, oder diese lassen sich recht einfach vermeiden.
Für jemanden, der zehn‑, 20-mal am Tag handelt, sind dagegen die Gebühren, die bei jedem Handel anfallen, deutlich wichtiger als die Depotgebühr. Und wer sein Geld ausschließlich in aktiv gemanagte Fonds (siehe Börsenserie Teil 6) stecken will, sollte schauen, dass die Depotbank beim direkten Handel mit Fondsgesellschaften auf den meist üblichen Ausgabeaufschlag verzichtet.
Und wer mittels Sparplan in kostengünstigen Indexfonds – sogenannte ETFs – in regelmäßigen Abständen, Geld an der Börse anlegen will, sollte vor Eröffnung eines Depots klären, welche Broker diesen Service anbieten – und wo er am günstigsten ist.
Übrigens: Besonders günstige Onlinebroker haben sich oft auf ein paar Börsensegmente spezialisiert, bieten vieles nicht an, was bei anderen Standard ist. Dafür sind letztere dann aber teurer. Onlinebroker mit umfangreichen Handelsmöglichkeiten sind etwa Comdirect Bank, Consorsbank oder auch Sparkassen-Broker.
Günstige Anbieter sind dagegen beispielsweise Smartbroker, dessen Angebot zudem recht umfangreich ist, Onvista Bank und Flatex. Letztere allerdings nur eingeschränkt, da sie von allen Kunden seit 1. März 2020 eine Depotgebühr von 0,1 Prozent des Depotvolumens erhebt.
Und wie eröffne ich ein Depot?
Wenn Du Dich für ein teureres Depot bei einer Filialbank entscheidest: einfach einen Termin vereinbaren und gemeinsam mit dem Berater alle erforderlichen Unterlagen ausfüllen. Auf jeden Fall benötigst Du dafür Deinen Personalausweis und Deine Steueridentifikationsnummer (im Fachjargon TIN).
Letztere deshalb, weil die Bank bei Börsengewinnen gleich die darauf anfallenden Steuer kassiert und alle erforderlichen Daten an den Fiskus meldet.
Hast Du Dich für ein günstiges Onlinedepot entschieden, dann musst Du die Eröffnungsunterlagen von der jeweiligen Homepage herunterladen und ausfüllen. Dann gehst Du mit diesen und Deinem „Perso“ zur nächsten Postfiliale und legitimierst Dich mittels Post-Ident-Verfahren.
Zudem haben viele Onlinebanken eigene Video-Ident-Verfahren. Hier kannst Du Dich via Videokonferenz direkt bei dem Onlinebroker identifizieren. Auch dafür brauchst Du Deinen „Perso“ und die Eröffnungsunterlagen müssen elektronisch an den Broker übermittelt werden.
Wie geht es dann weiter?
Nach der Legitimation dauert es meist einige Tage bis – über mehrere Tage verteilt – alle Zugangsdaten für Dein Depot an Dich übermittelt sind. Damit das alles möglichst sicher ist, musst Du bei den meisten Onlineanbietern in dieser Zwischenzeit immer mal wieder bestätigen, dass Du bestimmte Informationen auch tatsächlich erhalten hast. Erst dann gehen die nächsten Daten an Dich raus.
Das kann etwas nerven. Insbesondere weil Du dann auch noch auf Deinem Smartphone meist noch eine sogenannte PhotoTAN- oder Banking-APP installieren musst, die Dir bei jeder Order einen Zahlencode übermitteln, den Du wieder der Bank zurückspielen musst.
Klingt komplizierter als es ist und dient ausschließlich der Sicherheit. Wenn alle Zugangsdaten bei Dir angekommen sind, kann es tatsächlich losgehen. Wie ein Wertpapierkauf genau vonstatten geht, erfährst Du im nächsten Teil der Serie.
Alle Börsenserienteile auf einem Blick:
- Mehr zum Thema Spekulieren gibt es in Teil 1 unserer Börsenserie.
- Was hinter dem Wort Börse steht, seit wann es sie gibt und was sie mit uns zu tun hat, verrät Teil 2 unserer Börsenserie
- Was man über Aktien wissen muss, wo Risiken und Chancen von Aktien liegen, ist zu lesen im dritten Teil der Börsenserie
- Wie Anleger:innen in Anleihen direkt oder indirekt investieren, erklärt Courage im Teil 4 unserer Börsenserie.
- An den Börsen werden auch viele Wertpapiere wie Zertifikate gehandelt. Mehr dazu im fünften Teil unserer Börsenserie: Ein Zertifikat – was ist denn das?
- Wie bei Investmentfonds zur Kapitalanlage, die Zutaten über die jeweilige Ausrichtung entscheidet, beschreibt Teil 6 unserer Börsenserie
- In Immobilien lässt sich auf viele Arten investieren – auch über die Börse. Mehr dazu im Teil 7 unserer Börsenserie: Betongold an der Börse?
- Wie ein Wertpapierkauf Schritt für Schritt abläuft, wird im neunten Teil der Börsenserie erläutert.
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