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TechAward-Preisträgerin Rena Kleine: Warum ecotrek sich von EcoVadis kaufen ließ

Rena Kleine ist Co-Founderin des Startups ecotrek, ©ecotrek
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Rena Kleine ist Co-Founderin von ecotrek, einem ehemaligen Startup, das Unternehmen mit einer Sustainability-Data-Mining-Technologie dabei unterstützt, die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftspartner zu bewerten. Weshalb sie und ihr Team bereits nach zwei Jahren einen erfolgreichen Exit hinlegten, warum sie sich gerne von der französischen EcoVadis SAS kaufen ließen und wie es sich anfühlt, im eigenen Unternehmen angestellt zu sein, haben wir nachgefragt.  

courage-online.de: Liebe Rena, ich habe ecotrek zuletzt bei der WLOUNGE Tech Award Gala 2022 getroffen, wo deine Mitgründer:innen für euren Exit, sprich die Übernahme durch EcoVadis, wie Rockstars gefeiert wurden. Du warst an dem Tag in New York – wie hat sich das im Big Apple für dich angefühlt? 

Rena Kleine: Toll und unwirklich zugleich. So eine Übernahme nach nur zwei Jahren und drei Monaten ist ungewöhnlich und es freut uns, wenn wir anderen Mut machen und es so schöne Anlässe wie die TechAwards gibt, bei denen wir mit anderen Gründer:innen feiern können. ecotrek hat in den letzten Jahren einen wilden Ritt hingelegt, und wir sind auch deshalb immer schneller galoppiert, weil wir etwas entwickeln wollten, das Unternehmen den Nachweis der Nachhaltigkeit ihrer Lieferanten- und Wertschöpfungsketten erleichtert. Viele Großkonzerne haben um die 100.000 direkte und indirekte Lieferant:innen. Inhouse ist es dem Konzern kaum möglich, sie nach den von der EU verlangten Nachhaltigkeits-Standards zu überprüfen. Deshalb haben wir eine KI-gestützte ESG-Risikomanagement-Plattform kreiert, die das für sie erledigt.  

Was ist denn eine ESG-Risikomanagement-Plattform? 

Für alle Unternehmen ist derzeit die Erfüllung der ESG-Kriterien, die im Pariser Klimaabkommen auch für ihre Zulieferer angelegt wurden, eine große Herausforderung. ESG steht für Environment, Social und Governance. Während in den letzten 15 Jahren Unternehmen für den Nachweis der Nachhaltigkeit Fragebögen an ihre Lieferanten verschickten, die diese selbst ausfüllen konnten, sind sie heute dazu aufgefordert, deren Angaben selbst zu prüfen. Hierfür müssten Unternehmen rund 15–25 Prozent ihres Personals einsetzen. Deshalb haben wir uns überlegt, wie kann KI uns beim Recherchieren, Aggregieren und Extrahieren von Daten helfen? Wir sind davon überzeugt, dass jedes Unternehmen einfachen, schnellen und vertrauenswürdigen Zugang zu Nachhaltigkeitsdaten seiner Lieferanten haben sollte. Das bietet unsere Plattform heute. 

Wir sind davon überzeugt, dass jedes Unternehmen einfachen, schnellen und vertrauenswürdigen Zugang zu Nachhaltigkeitsdaten seiner Lieferanten haben sollte.

Rena Kleine

Wie habt ihr das als kleines Startup geschafft? 

Wir haben ein Projektteam zusammengestellt und gemeinsam mit einem Kreis von fünf Kunden, Technologiepartnern und Wissenschaftlern industrieerprobte Sustainable-Data-Mining Technologien entwickelt, die es Unternehmen ermöglichen, die Nachhaltigkeit ihrer Lieferanten automatisiert zu überwachen. Diese haben wir in wöchentlichen Feedbackschleifen gegengecheckt und hatten so nach sechs Monaten einen Proof of Concept. Heute werden diese Technologien in einer End-to-End-Softwarelösung bereitgestellt, die Entscheider:innen durch den gesamten Prozess führt. Im Ergebnis sehen sie in einer Ampel von Rot über Gelb bis Grün, wie nachhaltig das liefernde Unternehmen ist. 

Das klingt nach High Tech. Wo und was hast du studiert und wie seid ihr auf die Idee von ecotrek gekommen?

Ich habe digitale Wirtschaft an der Staatlichen Berliner Hochschule für Technik BHT studiert. Wir wurden dort durch Projekte, an denen wir praktisch mitarbeiten durften, an unternehmerisches Denken und aktuelle Problemlagen von Unternehmen herangeführt. Meine Professorin hat mich auf den Hackathon 2020 bei Google Berlin aufmerksam gemacht. Dort habe ich mich beworben, meine Mitgründer: innen kennengelernt und die Idee gemeinsam mit ihnen entwickelt. Wir beschlossen dort, Nachhaltigkeit im Kontext von Geschäftsentscheidungen neu zu denken und haben ecotrek direkt gegründet. 

Ist Nachhaltigkeit auch ein wichtiges Thema für die Gen Z? 

Ich denke, Nachhaltigkeit ist ein vielbenutztes Schlagwort, das von den Generationen vor uns nicht konsequent umgesetzt wurde. In unserem Studium gab es beispielsweise nur einen Impulsvortrag zu diesem Thema. Wir Student:innen mussten aktiv nachfragen und jetzt gibt es eine Nachhaltigkeitsprofessorin. 76 Prozent der Gen Z legt Wert auf Nachhaltigkeit. Mit der Gründung von ecotrek habe ich mein Herzensthema ins Zentrum gestellt, und es macht mir Mut, dass wir im Kampf um Nachhaltigkeit viele sind. 

Würdest Du sagen, ihr hattet es einfach als Startup? 

Einfach ist anders. Wir mussten zwei Jahre lang hart für unseren Erfolg arbeiten. Wir haben mitten in Corona gegründet, als es keine Events und Netzwerktreffen gab. Letztlich haben wir unsere Anfangsidee konsequent und schlank durchgezogen, sind sehr pragmatisch rangegangen und haben rein mathematisch nach den größten Impact-Hebeln gesucht. Dadurch, dass wir über LinkedIn viele  Expert:innen anschreiben konnten und diese uns wertvollen Input gaben, erhielten wir bei unserem Launch viel positives Feedback. Ich denke, auch deshalb, weil wir zahlende Musterkunden und wissenschaftliche Hilfe hatten und uns immer alle online ausgetauscht haben. Dazu haben wir recherchiert, wie weit andere EU-Länder beim Thema Nachhaltigkeit sind. Vor allem Frankreich ist uns um Meilen voraus und so kamen wir zu EcoVadis, die uns im Juli 2022 übernommen haben – am selben Tag, an dem ich mein Bachelorzeugnis überreicht bekam. 

Gratulation! Was bedeutet der Verkauf von ecotrek für euch und wie fühlt es sich für dich an, direkt nach der Uni im eigenen Unternehmen eine leitende Angestellte zu sein? 

ecotrek ist jetzt eine Tochter des Marktführers EcoVadis, der uns übernommen hat, um sein Portfolio um unsere Lösungen zu ergänzen und dadurch den Umfang, die Geschwindigkeit und die Qualität der ESG-Transparenz und ‑Auswirkungen in globalen Wertschöpfungsketten zu verbessern. Unser Treiber für den Verkauf war wieder der Faktor Zeit – wir müssen jetzt schnell sein, wenn wir die Welt noch retten wollen. 

Haben die Gründerin des WLounge Netzwerks Mali M. Baum und das WLounge House für euren erfolgreichen Start auch eine Rolle gespielt? 

Es gibt nicht viele Fälle in Berlin, wo du Anfang Mitte 20 schon einen so großen Exit hinlegst und wir kannten weder entsprechende Anwälte noch Unternehmensberater, um mit einem französischen Unternehmen zu unterzeichnen. Dann hatten wir ein Gespräch mit Mali, die uns beraten hat. Das war vor allem hilfreich, weil wir uns sortieren und strukturieren mussten, um alles so abzuliefern, dass die Übernahme klappt. Was ich am meisten an Mali schätze – sie kennt keine Limits.  

WLounge TechAwards Gala 

Unter dem Motto Women Drive Innovation wurden in Berlin zum zweiten Mal die Tech Awards verliehen. Als Abschluss und Highlight der Telekom Startupnights erhielten Pionier:innen der Startup- und Tech-Branche in zehn Kategorien einen Award für ihre innovativen Ideen, durch die sie sowohl das deutsche als auch internationale Tech‑Ökosystem fördern. Initiiert wurde die Tech Awards Gala von der Serienunternehmerin und Investorin Mali. M. Baum und der von ihr gegründeten WLounge, der größten Netzwerkplattform für Vorreiter:innen der Tech-Branche.  

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