In vielen Familien ist das erste Taschengeld ein ewiger Streitpunkt: Eltern verzweifeln an Sprösslingen, die ihr Geld für vermeintlich unnützes Zeug verschleudern. Und Kinder beklagen, dass ihr Geld nie reicht. Auf das Taschengeld verzichten sollte man dennoch nicht, denn es ist der erste Schritt in die finanzielle Selbstständigkeit.
Von Andrea Brinkmann
Es ist wichtig, Kinder schon früh an den Umgang mit Geld zu gewöhnen. Spätestens wenn sie rechnen können, sollten Eltern ihnen daher eine kleinere Summe als Taschengeld geben. Bei einem fünfjährigen Kind sind beispielsweise 50 Cent pro Woche angemessen, ein achtjähriges Kind sollte etwa 2 Euro Taschengeld bekommen (siehe Taschengeld-Tabelle unten).
Das Kind sollte dabei selbst über sein Taschengeld verfügen dürfen, es sparen oder auch ausgeben können. Nur so lernt das Kind den richtigen Umgang mit Geld kennen. Zudem sollten Eltern ihre Kinder auch in Alltagssituationen beim Umgang mit Geld einbeziehen.
Taschengeld für Süßigkeiten
Einkaufen ist ein gutes Beispiel. Nimmt man sein Kind oft mit in den Supermarkt und erklärt, dass man für die Lebensmittel dort Geld bezahlen muss, bekommt das Kind ein Gefühl für den Wert einzelner Dinge. Was kostet viel, was kostet wenig? Bekommt man ein bestimmtes Produkt vielleicht woanders noch günstiger? Was ist zu teuer?
Das Taschengeld gehört, wie der Name schon sagt, in die Tasche und nicht zwangsläufig komplett ins Sparschwein. Natürlich kann es sinnvoll sein für eine größere Anschaffung zu sparen. Das Sparziel sollte aber für das Kind erreichbar sein und nicht in allzu großer zeitlicher Entfernung liegen. So lernen die Kinder Bedürfnisaufschub: Lieber ein kleines Spielzeugauto in vier Wochen als eine kleine Tüte Gummibärchen in zwei Wochen.
Nur Sparen ist allerdings auch nicht sinnvoll, denn auch den Umgang mit Geld muss man üben. Und das geht nur, wenn man eigene – möglicherweise auch falsche – Entscheidungen treffen darf.
Also nicht in Panik verfallen, wenn das Kind sein gesamtes Budget am Kiosk für eine riesen Tüte Süßigkeiten ausgegeben hat. Das ist ein wichtiger Schritt zu einem bewussten Umgang mit Geld. Das Kind lernt in den Tagen nach seinem „Großeinkauf“, dass für die restliche Zeit – bis es wieder Taschengeld gibt – kein Geld zum Ausgeben oder Sparen mehr da ist.
Taschengeld ist kein Erziehungsmittel
Wenn sich Kinder schwer damit tun, ihr Geld einzuteilen, sollte man das Taschengeld immer wöchentlich anstatt monatlich auszahlen. So ist der Zeitraum überschaubarer.
Taschengeld sollte es übrigens regelmäßig geben – ohne eine extra Erinnerung und unabhängig davon, ob das Kind artig war oder nicht. Nur so lernt es, zuverlässig zu planen.

Taschengeld-Empfehlung für Kinder nach Alter.
Taschengeld ist derweil kein Erziehungsmittel. Daher sollten Eltern eine Kürzung des Taschengeldes nicht als Bestrafung bei falschem Verhalten oder schlechten schulischen Leistungen einsetzen. Auch eine Erhöhung als Belohnung ist nicht ratsam.
Das Geld sollte immer bedingungslos ausgezahlt werden und nicht an Auflagen geknüpft sein. Eltern sollten zudem nicht ungefragt die Ausgaben des Kindes als „sinnvoll” oder „überflüssig” beurteilen und das Kind dazu zwingen, das Taschengeld zu sparen. Auch nötige Anschaffungen, wie Schulmaterial, sollten nicht vom Taschengeld bezahlt werden müssen.
Geldgeschenke nicht verrechnen
Wenn das Kind Geld geschenkt bekommen hat, vielleicht von der Oma, sollte das Taschengeld nicht ausfallen oder gar „verrechnet” werden. Dasselbe gilt, wenn sich ein älteres Kind selbst mit Babysitten oder Rasenmähen beim Nachbarn etwas hinzuverdient.
Sollte ein Kind etwas kaputt gemacht haben, was es von seinem Taschengeld ersetzen soll, sollte man dem Kind erlauben, größere Zahlungen lieber „abzustottern”. Eine massive Kürzung oder dauerhafte Streichung des Taschengelds sollte es nicht geben.
Umgekehrt sollte man – sitzt das Kind finanziell frühzeitig auf dem Trockenen, weil es all sein Taschengeld direkt ausgegeben hat – nicht außer der Reihe Geld nachschießen. Das Kind soll ja lernen, mit der vereinbarten Summe auszukommen.
Auch, wenn man seinem Kind natürlich gerne jeden Wunsch erfüllen möchte – man sollte es nicht tun. Auch die Großeltern sollten nicht „einspringen“, wenn die Eltern dem Kind einen Wunsch abschlagen. Denn warum sollte ein Kind für etwas sparen, wenn es bei jeder Gelegenheit dass es von den Erwachsenen geschenkt bekommt?
Andrea Brinkmann ist Vorständin der Stiftung „Deutschland im Plus“. Die Stiftung engagiert sich für die private Überschuldungsprävention in Deutschland. Zu ihren Aufgaben zählen unter anderem Bildungsmaßnahmen für Schüler, Forschungsförderung sowie konkrete Beratung für Hilfesuchende.
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