Man kann die Coronapandemie ohne jeden Zweifel als Zeitenwende verstehen, als Epoche des massiven Umbruchs, der Neubesinnung und des „Neuen-Weg-Einschlagens“. So erging es auch Maha Potthoff aus dem Ruhrgebiet. Der zwanzigste Teil der courage-online.de Serie „Superheldinnen“.
Von Matthias Lauerer
Potthoff hatte es über viele Jahre zu einer Bank verschlagen, genauer gesagt zur „Sparkasse“ in Vest Recklinghausen. Dort arbeitete sie exakt 25 Jahre lang, war als Kollegin beliebt und genoss ihren Job. Doch etwas schwelte in ihr, ein brennender Wunsch nach einem Neustart. Nur: Wie sollte man den umsetzen, so einfach „mir nichts dir nichts“? Dann hörte die 51-jährige auf ihre innere Stimme …
Reset 2019
Kurz vor dem Beginn der Corona-Pandemie im August 2019 fasst Potthoff ihren Mut zusammen, kündigt und startet ihr libanesisches Restaurant namens „Mahas“. Es geht sich alles zunächst sehr gut an. Dann erreichen sie die ersten Nachrichten über ein neuartiges Virus. „Mein Mann sagte mir: ´Du musst Dir keine Sorgen um deinen Laden machen.´ Doch er täuschte sich. Ich bin ein sehr positiver Mensch und habe vielleicht auch beim Thema Corona ein wenig den Kopf in den Sand gesteckt“, sagt sie heute dazu.
Ex-Kollegen wurden zu treuen Gästen
„Alle waren total erstaunt, dass ich das machen will, empfanden es auch als sehr mutig. Manche sagten, sie würden so etwas auch gerne machen, aber trauten sich nicht, seien unsicher.“ Bonmot: Die früheren Arbeitskollegen von der Sparkasse sind heute ihre Gäste. „Sie haben mein Geschäft wachsen sehen”, sagt Maha dazu.

Restaurant Maha, privat
Bis zu sechs Stunden vergehen wie im Flug
Was besonders gut läuft sind Kochhappenings. „Wegen der massiven Nachfrage biete ich meine Kochevents mittlerweile fast jeden Sonntag an. Zum einen lernt man natürlich die besondere libanesische Würze noch besser kennen und zum anderen kochen wir ursprüngliche Gerichte der Küche nach, die so nicht auf der Speisekarte stehen.“ Was ihr daran gefällt: „Das ist dann auch für meine Stammgäste noch einmal ein schönes zusätzliches Gaumenerlebnis.“
Aus dem Libanon nach Westdeutschland
Ihr vollständiger Name lautet Maha Potthoff, sie ist eine geborene Asrawi. Am 17. Oktober 1970 kommt die junge Frau in Btater auf die Welt. Das kleine Dorf liegt mitten im libanesischen Schufgebirge. Von 1975 bis 1990 herrscht ein brutaler Bürgerkrieg im Land, in dessen Folge Maha 1978 mit ihren Eltern nach Deutschland kommt.
Was bedeutet Krieg?
Die „New York Times“ schrieb über diesen: „Wie übersteht man als Kind einen Krieg? Mit einer Menge Monopoly, Scrabble, Kartenspielen, Kerzen und fensterlosen Badezimmern, die zu Familienbunkern umfunktioniert werden, fast wie eine große Übernachtung — wenn man die harten Fliesen und den lauten Beschuss ignorieren kann, die einen aus Gründen töten will, die man nicht ganz versteht. Krieg bedeutet pulverisierte Gebäude, das Kreischen von Krankenwagen, Blut, Beerdigungen.“ Wenn man nun bedenkt, dass gerade so etwas in der Ukraine tobt, wird einem ganz blümerant.
Geld von der Sparkasse
Wegen der vom Staat als Berechnungsgrundlage gewünschten 2019er Zahlen fiel sie bei den Coronahilfen ins kalte Wasser, weil Maha ihr Restaurant damals erst aus der Taufe gehoben hatte. Doch ihre lange Treue zum Ex-Arbeitgeber half ihr aus der Patsche. Der gab Potthoff ein langfristiges Darlehen und „deshalb bin ich noch da“, sagt sie heute ganz lapidar dazu. Ihr nächster Traum: „Die Erweiterung meines Restaurants.“
In der courage-online.de-Serie „Superheldinnen“ stellen wir regelmäßig Frauen vor, die ihr augenscheinlich „ganz normales“ Leben wie eine Superheldin meistern. Wir zeigen die ganz persönlichen Lebensläufe, sprechen über Finanzbildung und wollen Mut machen: Jede Frau ist eine Superheldin!
Findet uns auch auf: