Geldanlage an der Börse ist leichter, als die meisten Menschen glauben. Aber ein paar Fehler gerade am Anfang kannst du direkt überspringen. Hier sind die wichtigsten Dinge, auf die du achten musst.
Von Antje Erhard
Fragt man die meisten Deutschen, weshalb sie nicht an der Börse investiert sind, sind das die Top-Gegenargumente: Ich brauch zu viel Geld, zu viel Zeit, zu viel Wissen. Und damit liegen die Befragten falsch. Es braucht weder viel Wissen, noch viel Geld, noch viel Zeit.
Punkt 1: Dein Ziel
Bevor du dein Geld an der Börse anlegst, brauchst du ein Ziel und eine Strategie: Wofür willst du das Geld anlegen? Wie lange willst du es anlegen? Wie viel Ertrag erwartet du, wie viel Risiko kannst du dabei aushalten. Wenn du einen kurzen Anlagehorizont hast von weniger als zehn Jahren, solltest du Alternativen überlegen. Denn wenn du das Geld wirklich brauchst und die Börse hat gerade dann nachgegeben, ist ein Verkauf mit Verlust ärgerlich. Das führt aber gleich zu unserem nächsten Punkt.
Punkt 2: Rücklagen
Investiere nur das Geld, das du auf absehbare Zeit nicht brauchst und schaff dir vorher Rücklagen. Wie hoch die sein müssen, hängt von deinen persönlichen Lebensumständen ab. Manche sagen: 6‑Netto-Monatsgehälter. Meist brauchen wir nicht so viel Geld auf einen Schlag. Andererseits wäre damit ein Risiko wie ein plötzlicher Job-Verlust abgefedert.
Punkt 3: Rendite-Erwartungen
Die Börse ist kein Wunderland. Also, bleib realistisch. Die Erwartungen dürfen nicht zu hoch sein. Eine Börse ist auch keine Einbahnstraße. Es geht hier auch mal abwärts. Und das meist schneller als es zuvor aufwärts ging. Die Börse funktioniert langfristig. Dann aber gut: Studien belegen, dass Aktien in Standardindizes wie DAX oder Dow Jones nach 15 Jahren immer positiv waren, egal wann du eingestiegen bist und egal wie ruppig es zwischendrin lief. Also: Langfristig investieren.
Renditen von 7,5 Prozent pro Jahr sind realistisch. Die schaffen zum Beispiel breit aufgestellte Aktienindizes wie der MSCI World, der in 23 Länder investiert. Ein Klassiker der Geldanlage. Kein Überflieger, aber ein stabiler Ertragsbringer mit einem verträglichen Risiko. Einfach zu verstehen, leicht investierbar, überschaubarer Zeitaufwand. Natürlich kannst du dich auch für eine andere Geldanlage entscheiden. Wichtig ist deine Strategie.
7,5 Prozent hat der MSCI World in den letzten 20 Jahren im Schnitt an Performance erzielt. Doch halt: Wir müssen an die Inflation denken. Da waren wir in den letzten 20 Jahren verwöhnt. Da betrug die Inflation im Schnitt nur 1,5 Prozent. Derzeit ist sie viel höher. Das wird langfristig wohl nicht so bleiben, aber rechnen wir mit einer Inflation von langfristig 2 Prozent. Dann bleiben von den 7,5 Prozent Rendite noch 5,5 Prozent.
Bei 5,5 Prozent ohne Startkapital und monatlicher Geldanlage von 100 Euro, wobei wir Erträge wie Dividenden wieder anlegen, werden aus diesen monatlichen 100 Euro nach 20 Jahren 60.171 Euro.
Das setzt sich wie folgt zusammen:
- Anfangskapital: 0 Euro
- Sparsumme Monat: 100 Euro
- Laufzeit: 20 Jahre
- Rendite 5,5 Prozent
- Einzahlungen: 36.000 Euro
- Zinsen: 29.644 Euro
- Kapitalertragssteuer: 5.473 Euro
Gut 60.000 Euro bei monatlich 100 Euro sind eine Menge Geld, oder?
Punkt 4: Das Risiko
Damit das klappt, ist eine breite Streuung ist das A und O bei der Geldanlage. So verteilst du die Risiken, die es an der Börse nun mal unweigerlich gibt. Setz niemals alles auf eine Karte –schon gar nicht als Anfänger:in. Zum Börseneinstieg eignen sich Fonds und ETFs gut. Wenn du mehr Erfahrung hast, kannst du einzelne Aktien hinzukaufen. Ich rate vorher: Check mal ein Musterdepot. Das ist zwar immer noch anders, als echtes Geld zu echten Risiken zu investieren, aber es gibt dir einen guten Eindruck, wie die Börse atmet und wann bzw. warum Kurse steigen und fallen.
Punkt 5: Das Wissen
Du musst nicht wie ein Profi Wissen anhäufen, um an der Börse zu investieren. Vielmehr ist es wichtig, dass du ein paar Grundregeln beachtest. Wir haben die breite Streuung schon besprochen. Auch das Thema Reserven. Grundsätzlich: Lass dich nicht von deiner Strategie abbringen. Die Kurse fallen auch mal. Das soll dich nicht kirre machen. Du investierst langfristig. Also, Finger weg vom Verkaufsknopf, wenn es mal runtergeht. Was Qualität hat, steigt auch wieder. Hast du komplett auf ein falsches Pferd gesetzt (was schwer sein sollte, wenn du erst einmal breit gestreut in ETFs und Fonds investiert hast), dann sei ehrlich zu dir und verkauf. Wenn du an der Börse eingestiegen bist, informier dich immer ein bisschen, was dort los ist. Dann verstehst du schnell, warum Kurse wie reagieren. Und kannst immer besser investieren und reagieren.
Ich sage ganz bewusst: Börse ist einfach. Und kenne alle Vorurteile und Hürden. Wirklich alle. Aber wenn du langfristig siehst, wie dein Depot wächst, ist das ein gutes Gefühl. Und je mehr Erfahrung du hast, umso mehr Spaß macht die Börse. Aller Anfang ist gar nicht so schwer.
In der kommenden Woche beschäftigen wir uns in Teil 2 noch mit weiteren Fehlern, die es zu vermeiden gilt: Die Emotionen, die Kosten, die Steuern …
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