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Rentenlücke: Gerade für Frauen ein großes Problem – aber nicht unlösbar

Vor allem Frauen müssen sich um ihre private Rentenvorsorge kümmern
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Die jährlichen Rentenbescheide trudeln ein und zeigen schwarz auf weiß, wie viel wir später im Ruhestand zum Leben haben. Doch da Frauen in Deutschland im Schnitt 18 Prozent weniger als Männer verdienen, sind sie auch im Alter schlechter gestellt. Was nun? 

Von Antje Erhard

Zum 1. Juli sind die Renten gestiegen: So erhalten Ruheständler:innen im Westen 5,35 Prozent mehr Geld, in Ostdeutschland 6,12 Prozent. Allerdings sinkt für künftige Senior:innen-Generationen der Freibetrag bis zu dem die Alterseinkünfte nicht versteuert werden müssen, um jährlich ein Prozent.  

Ohnehin ist das Rentenniveau von derzeit 48 Prozent nicht ausreichend, um später auskömmlich leben zu können – egal ob Mann oder Frau. Um den bisherigen Lebensstandard im Ruhestand halten zu können, halten Expert:innen ein Niveau von 55 Prozent für notwendig. Ohne Vorsorge geht es also nicht. Das zeigt die Rentenlücke. Doch elf Millionen Haushalte in Deutschland können nicht für später sparen. Und so ergab eine Studie der Swiss Life, dass 49 Prozent der Frauen in Deutschland Sorge vor Altersarmut haben. 

Doch Vorsorge wird gerade in diesen Zeiten noch viel schwieriger: Denn derzeit schlägt auch noch die Inflation negativ zu. Die Europäische Zentralbank hat zwar gerade die Leitzinsen deutlich angehoben, um der Inflation entgegenzuwirken, doch bis die Teuerung wieder ein akzeptables Maß erreicht, dauert es. 

Weniger Einkommen, weniger Vorsorge, weniger Rente: Ein Teufelskreis 

Zurück zum Einkommen: Mit weniger Einkommen erhalten Frauen weniger Rente. Auch der EU-Durchschnitt beim Einkommensunterschied zwischen Frau und Mann ist wenig erbaulich: Nach Angaben des Europäischen Sozialfonds für Deutschland beträgt der Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern in der EU im Schnitt 13 Prozent.  

Ein geringeres Einkommen hat aber lebenslange Folgen. Auch und gerade bei der Altersvorsorge: So beträgt das Gender Pension Gap in Deutschland laut Statista 39 Prozent. Das ist der Unterschied zwischen Mann und Frau in der Rente, basierend auf gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge. 

Es ist ein Teufelskreis: Wer weniger verdient, zahlt weniger in die Rentenkasse und erhält weniger Rente. Vor allem ab einem Alter von 35 Jahren klafft die Spanne zwischen Mann und Frau auseinander: Wenn Frauen Mütter werden und zeitweise gar nicht und später in Teilzeit arbeiten, bedeutet das im Schnitt zwölf Jahre weniger Einzahlungen für später. Und 66 Prozent der Mütter in Deutschland arbeiten nun mal in Teilzeit. 

Im Schnitt verdient eine Frau in Deutschland Vollzeit brutto 3.578 Euro laut Statista, Männer hingegen 4.146 Euro. Eine 30 Jahre alte Frau, die mit 67 in Rente geht, würde daraus im Schnitt rund 1.747,51 Euro Brutto-Rente erhalten. Nach Abzug von Sozialversicherung und Steuern bleiben 1.398,28 Euro. Laut Renten-Rechner ergibt sich eine Rentenlücke von 545,77 Euro zum letzten Netto-Gehalt. Und das sind nur Durchschnittswerte, die die individuelle Situation aus Teilzeitarbeit, Auszeit, Steuerklasse, etc. nicht berücksichtigt. 

Lebenserwartung und Steuern ebenfalls berücksichtigen 

Doch das ist nicht die einzige schlechte Nachricht: Frauen werden im Schnitt gut 83 Jahre alt. Die Altersvorsorge muss also mindestens 16 Jahre reichen, vorausgesetzt dass wir nicht früher in Rente gehen.  

Und dann ist da auch noch die Steuerlast auf die Rente: Nach dem Alterseinkünftegesetz erhalten Arbeiternehmer:innen, die 2005 oder früher in Rente gingen, 50 Prozent steuerfrei. Seit 2005 steigt der Besteuerungsanteil jährlich um zwei Prozentpunkte, seit 2021 um einen Prozentpunkt pro Jahr. Das bedeutet, dass alle, die ab 2040 in den Ruhestand gehen, ihre gesetzliche Rente voll versteuern müssen. Lediglich eine Pauschale von 102 Euro für Werbungskosten zieht das Finanzamt ab.  

Immerhin wird gerade für Frauen Familienarbeit angerechnet: Ist ein Kind vor 1992 geboren, werden frau pro Kind zweieinhalb Jahre Kindererziehungszeiten gutgeschrieben. Ist ein Kind nach 1992 geboren, gelten bis zu drei Jahre. Für die Zeit der Erziehung werden Frauen nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung so gestellt, als hätten sie Beiträge in der Höhe des Durchschnitts aller Versicherten gezahlt. Voraussetzung dafür sind mindestens fünf vorhandene Rentenpunkte. Umgerechnet bringe ein Jahr Kindererziehungszeit ungefähr 30 Euro Rente im Monat. 

Private Vorsorge zur Vermeidung der Rentenlücke

Private Vorsorge tut also Not. Im vergangenen Jahrzehnt waren Immobilien ein machbares Investment angesichts niedriger Zinsen. Doch auch die haben dazu beigetragen, dass Immobilienpreise stark gestiegen sind. Im aktuellen Umfeld aus steigenden Zinsen und immer noch hohen Kaufpreisen können viele nicht mehr in Immobilien investieren. 

Mit dem Abschaffen der Negativzinsen auf dem Sparkonto wird dieses aber immer noch nicht attraktiv: Nach Inflation sind Einlagen immer noch ein Zuschussgeschäft und bringen keine Erträge für die Sparer:innen. 

Und auch die Börse ist im Moment ein unruhiges Pflaster: Seit Monaten fallen die Kurse, weil Inflations- und Rezessionssorgen die Investor:innen verschrecken. Doch zumindest lässt sich hier nach und nach vorsorgen – in kleinen Schritten: 

Vorsorge an der Börse 

Wer mit 30 Jahren zumindest 100 Euro pro Monat an der Börse investiert, kann 37 Jahre lang vorsorgen. Nehmen wir eine Rendite von 5,5 Prozent an. So viel macht ein breit aufgestellter Aktienindex langfristig. Eine Inflation von langfristig 1,5 Prozent ist da bereits berücksichtigt. Derzeit ist die Inflation sehr viel höher – im Schnitt der letzten 20 Jahre lag sie jedoch in Deutschland bei 1,5 Prozent. 

Im Laufe von 37 Jahren bis zur Rente kommen auf diese Art 145.027 Euro Endkapital vor Steuern zusammen. Davon sind 44.400 Euro Einzahlungen. Der Großteil, nämlich 100.627 Euro, entfällt auf die Zinsen. 

Wer privat vorgesorgt hat, muss auf sein Wertpapier keine Steuern und Sozialabgeben zahlen, denn er hat ja bereits versteuertes Einkommen angelegt. Allerdings müssen die Erträge wie Dividenden und Zinsen versteuert werden. In diesem Beispiel fielen 31.165 Euro Kapitalertragssteuern an, würde man das Kapital auf einen Schlag entnehmen und versteuern. 

Auszahlungen – Verschiedene Lösungsansätze 

Wer Geld zurückgelegt hat, kann es sich später monatlich auszahlen lassen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

  • Beispiel 1: Eine Sofortrente: Ein Sparbetrag wird an eine Versicherungsgesellschaft gezahlt, die dann eine lebenslange Rente auszahlt in Form einer Garantie und einer – jährlich schwankenden – Überschussbeteiligung. Das lohnt sich, je älter man wird. Wer weiß das aber schon? 
  • Beispiel 2: Ein Auszahlplan: Hier wird die Sparsumme durch eine gewisse Anzahl an Jahren geteilt und der Betrag monatlich entnommen.
  • Beispiel 3: Eine Kombination aus Sofortrente und Auszahlplan: Hier wird zunächst das Gesparte monatlich ausgezahlt und nach einigen Jahren erst der übrige Betrag als Sofortrente. 

Fazit: Die Rentenlücke ist nicht wegzudiskutieren. Im aktuellen Umfeld ist private Vorsorge aber wirklich schwierig. Was uns Frauen aber nicht davon abhalten darf, für unser Alter vorzusorgen. Selbst kleine Schritte sind besser als gar keine. 

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