Personal Branding ist zu einem Buzzword der Arbeitswelt geworden. Der Begriff begegnet uns in den sozialen Medien, in Wirtschaftsmagazinen und auf Kongressen.
Aber was hat es mit Personal Branding auf sich und vor allem: Wie bringt es die eigene Karriere voran? Mit etwas Geduld, einer langfristigen Strategie und den eigenen Stärken kann Personal Branding zu neuen Aufträgen, Projekten oder Positionen verhelfen.
Das Ziel ist es, sich in den Köpfen der Menschen für sein Thema und seine Fähigkeit zu verankern, ohne sich dabei aufdringlich zu verkaufen. Verkaufen lässt sich in diesem Fall das eigene Image, die Leistungen und die Expertise, die sich im optimalen Fall ganz organisch verbreiten.
Von Katharina Heilen
Teil 1: Was ist Personal Branding und warum ist es so wichtig?
Personal Branding bezieht sich, wie der Begriff verrät, auf eine Person und alles, was die Person mitbringt. Im Personal Branding wird eine Person zur Marke oder als sichtbare Person hinter einem Unternehmen.
Während die Story um ein Produkt beispielsweise erst noch erfunden und meistens von einem Marketingteam ins Leben gerufen werden muss, geht es beim Personal Branding um die eigenen Geschichten, Fähigkeiten und Stärken.
Wer es schafft, diese auf eine Kernkompetenz und ein Kernthema zu reduzieren, positioniert sich sehr spitz im Markt. Und er erhöht somit die Chance, damit bekannt und sichtbar zu werden.
Das ist wichtig, um von anderen in Betracht gezogen zu werden, wenn ein Experte oder eine Expertin gebraucht wird. Es ist aber auch hilfreich, wenn eine Kündigung bevorsteht und die Suche nach neuen Jobangeboten beginnt.
Tijen Onaran
Ein Beispiel für eine starke Personal Brand ist Tijen Onaran, die wir bereits in unserer Lektüre-Empfehlung mit ihrem Buch „Erfolgreich Kontakte knüpfen – Die Netzwerkbibel“ vorgestellt haben.
Als Gründerin von Global Digital Women – einem globalen Netzwerk von weiblichen Pionierinnen der Digitalbranche – hat sie sich als Expertin für Frauen in der Digitalwirtschaft etabliert. Sie setzt sich für mehr Diversität ein, um die Digitalisierung voranzutreiben.
Mit dem Thema „Diversität in der Digitalwirtschaft“ ist Tijen Onaran nun eine der führenden Persönlichkeiten, wenn für Projekte oder Veranstaltungen eine Expertin aus diesem Bereich gesucht wird.
Lea-Sophie Cramer
Lea-Sophie Cramer, Gründerin von Amorelie, ist zu einer erfolgreichen Personal Brand hinter ihrer Marke geworden.
Mit Amorelie hat sie einen Erotikspielzeug-Versandhandel gegründet und damit für Aufsehen gesorgt. Das gelang ihr nicht nur wegen ihrer Produkte, sondern auch wegen ihres herausragenden Erfolgs. Nun gilt sie als erfolgreiche Gründerin und Frau, die Tabus gebrochen und den Zeitgeist unserer Gesellschaft erkannt hat.
Mittlerweile hat sie sich operativ aus dem Unternehmen zurückgezogen, bleibt aber als Mitglied des Beirats erhalten. Lea-Sophie Cramer ist nun eine Personal Brand im Bereich Unternehmertum und gilt als Vorbild für viele Gründer und Gründerinnen.
Michelle Obama
Eine Frau, die ihre Position zum Aufbau ihrer eigenen Personal Brand genutzt hat, ist Michelle Obama. Wie kaum eine zweite Frau eines Präsidenten der USA hat sie sich einen Namen außerhalb dieser Position gemacht.
Schon zu Amtszeiten von Barack Obama begann sie, sich für die Rechte von Mädchen und Frauen einzusetzen, und nutzte das mediale Aufsehen und ihre Personal Brand auch danach weiter.
Mit ihrem Buch „Becoming – Meine Geschichte“ landete sie auf diese Weise einen Bestseller. Sie steht heute mehr denn je für die Werte einer gleichberechtigten Welt, in der sich frau ein Imperium im Großen und im Kleinen aufbauen kann.
Teil 2: Wie hilft mir Personal Branding, in meiner Karriere weiterzukommen?
Die drei oben genannten Beispiele zeigen, dass eine Personal Brand nicht gleich eine berufliche Position bedeutet. Oft hängt sie damit zusammen. Aber sie geht darüber hinaus und kann vielmehr dazu verhelfen, neue berufliche Perspektiven zu finden.
Perspektiven, die die eigenen Interessen mit den eigenen Fähigkeiten und Stärken vereinen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie angestellt, selbstständig oder Unternehmer bzw. Unternehmerin sind – eine Personal Brand hilft jedem Menschen beruflich weiter.
Mit Ihrer Personal Brand sind Sie nicht mehr nur die Person, die lediglich ihren Job ausführt, sondern eine Person, die darüber hinaus über Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt. Die können auch auf andere Jobs übertragen werden.
Das könnte zum Beispiel die Beratung durch Ihre Expertise in Vorträgen, Panels, Workshops, Coachings und Konferenzen firmenintern oder öffentlich sein. Wahrscheinlicher werden durch eine starke Personal Brand auch höhere oder andere Positionen in Ihrem Unternehmen, oder neue, lukrativere Aufträge entstehen, die zu Ihren Fähigkeiten passen.
Ein besonders großer Vorteil einer starken Personal Brand ist, dass Sie sich anderen nicht aufdrängen und verkaufen müssen. Sie müssen nicht mehr stundenlang netzwerken und hoffen, dass Sie so in Ihrer Karriere weiterkommen.
Eine Personal Brand übernimmt das für Sie, indem sie sich verbreitet, ohne dass Sie die Menschen einzeln kontaktieren müssen. Dank Ihrer Personal Brand werden Sie für ein Thema bekannt und machen sich durch Ihre Expertise einen Namen.
Teil 3: Wie entwickle ich meine Personal Brand?
Sie möchten nun endlich selbst zu einer Personal Brand werden? Eine Personal Brand entsteht nicht über Nacht, sondern braucht Zeit.
Einerseits braucht es Zeit, das eigene Thema festzulegen, andererseits hat auch dessen Etablierung seine Dauer. Meistens ist es eine Arbeit über Monate und Jahre, die Sie zum Experten auf Ihrem Gebiet macht und dies auch für andere sichtbar wird.
1. Spitze Positionierung
Wichtig gerade zu Beginn ist die Positionierung für ein, maximal zwei konkrete Themen. Andere Menschen sollen wissen, wo Ihre Expertise liegt und was Sie anbieten. Legen Sie Ihr Thema anhand Ihrer eigenen Interessen, Fähigkeiten und Stärken fest, damit Sie langfristig bei dieser Positionierung bleiben können und möchten.
Da Sie vermutlich nicht nur über eine Fähigkeit verfügen, sondern über mehrere, ist dieser Schritt gar nicht so einfach. Nehmen Sie sich Zeit und überlegen Sie genau, welchen Mehrwert Sie liefern möchten.
2. Das Warum
Ergründen Sie, warum Sie tun, was Sie tun. Was ist Ihre größere Vision hinter Ihrer Positionierung und wem möchten Sie damit helfen? Ihr Warum liefert die nötige Tiefe, die dabei helfen kann, langfristig motiviert zu bleiben und die eigene Personal Brand zu etablieren.
Wenn Menschen das Warum hinter dem, was Sie tun, erkennen, können sie sich identifizieren und empfinden Sie als eine glaubwürdige, aufrichtige Person. Finden Sie heraus, welche Veränderung Sie sehen möchten und warum.
3. Ihre Story
Ihr Warum hängt eng mit Ihren Geschichten zusammen. Fragen Sie sich, welche Geschichten Sie an den Punkt gebracht haben, an dem Sie heute stehen.
Was haben Sie beruflich (und privat) erlebt? Was hat Sie zu Ihrem Expertenthema gebracht? Welche Erfolge hatten Sie und wo lagen Ihre Schmerzpunkte?
Die Geschichten helfen dabei, die eigene Personal Brand zu entwickeln. Und sie kann helfen, die schwierige Aufgabe zu lösen, Ihre Expertise auf ein bis maximal zwei Themen festzulegen.
Teil 4: Wie werde ich sichtbar?
Wenn Sie Ihr Thema definiert haben, gilt es, Sie damit bekannt und sichtbar zu machen.
Social-Media-Kanäle
Einer der einfachsten Wege, wie das geschehen kann, ist online über Social-Media-Kanäle, wie LinkedIn, Xing, Facebook, Instagram und Co. Hier ist es empfehlenswert nicht überall vertreten zu sein, sondern Ihre Aktivitäten zumindest zu Beginn auf ein bis zwei Kanäle zu reduzieren und diese regelmäßig zu pflegen.
Inhalte und Statements
Bei den Inhalten geht es nun darum, sie auf Ihr gewähltes Thema zu beschränken. Statt zu willkürlichen Themen zu schreiben, suchen Sie sich gezielt die Themen heraus, die Ihre Personal Brand ausmachen sollen.
Einerseits ist es Ihnen möglich, die Postings von anderen zu kommentieren, mit Ihrem eigenen Statement dazu auf Ihren Kanälen zu teilen oder eigene Beiträge zu dem Thema zu kreieren. Eigene Beiträge können zum Beispiel persönliche Geschichten und Erfahrungen sein. Oder es können Updates aus Ihrer Branche sein, die Sie mit Ihrem Wissen und Ihren Kenntnissen weitertragen.
Damit zeigen Sie, dass Sie sich in Ihrem Thema besonders gut auskennen und machen gleichzeitig auf sich aufmerksam. Teilen Sie Ihre Themen und Ihr Warum auch in privaten Gesprächen und erfragen Sie im Gespräch gezielt, was andere tun. Vielleicht erfahren Sie so von thematischen Überschneidungen und Ähnlichkeiten, die Ihnen eine Zusammenarbeit ermöglichen.
Zeigen Sie sich auch auf Konferenzen, Veranstaltungen und Panels, die es in Ihrer Branche und zu Ihrem Thema gibt. Hier finden Sie Menschen, die jemanden wie Sie suchen.
Kontinuität
Wenn es um die Erarbeitung, die Etablierung und das Sichtbarwerden mit der eigenen Personal Brand geht, ist Kontinuität das A und O. Bleiben Sie am Ball, geben Sie sich Zeit und zeigen Sie sich mit Ihrer Expertise regelmäßig.
Scheuen Sie sich nicht davor, auch mal mutige oder provokante Aussagen zu treffen, um Diskussionen anzustoßen und in zielführender Weise Aufmerksamkeit auf Ihr Thema zu lenken.
Mehrwert für andere
Das Wichtigste: Schaffen Sie einen Mehrwert für andere. Was ist wirklich relevant und wie können Sie andere mit Ihrer Expertise weiterhelfen? Wer aus dieser Perspektive denkt, hat wirklich verstanden, worum es im Personal Branding geht. Nicht um das Sichtbarmachen der eigenen Person geht es, sondern um den Unterschied, den Sie für andere machen.
Katharina Heilen hat sich als Personal Brand im Bereich Female Empowerment etabliert und eine große, engagierte Community in diesem Bereich geschaffen. Als selbstständige Texterin, Autorin, Podcast- und Community-Host weiß sie, wie wichtig eine Spitzenpositionierung und das eigene Warum sind, um sich nachhaltig zu etablieren und Menschen zu berühren.
Im November erscheint ihr erstes Buch „Empowered You – Veränderung durch Stärke, Mut und Zusammenhalt“, das Frauen dabei unterstützt, ihr volles Potenzial zu leben und die Veränderung herbeizuführen, die sie sich wünschen. Heilen bietet Workshops, Keynotes und eine Online-Community für die berufliche und persönliche Weiterentwicklung an.
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