Es glitzert, glänzt und funkelt – doch ein Diamant ist es nicht: Osmium. Taugt das seltenste und teuerste Edelmetall der Welt als Sachwertanlage?
Von Ines Baur
In Krisenzeiten setzen viele Menschen seit jeher auf Sachwerte. Mit Gold, Immobilien oder auch Devisen versuchen sie ihr Portfolio abzusichern. Neben dem Klassiker Gold ploppt seit einigen Jahren immer wieder ein weiteres Edelmetall als Sachinvestment in den Medien auf: kristallines Osmium.
Osmium, was ist das?
Wenige können mit dem Begriff Osmium etwas anfangen. Zur Erklärung: Osmium – Chemisches Symbol Os/Ordnungszahl 76 – ist ein Nebenprodukt des Platinabbaus. „Es ist ein hartes, sprödes, stahlblaues Übergangsmetall und gehört zu den Platinmetallen“, schreibt osmium.info. In seiner ursprünglichen Form soll es sehr stark nach Knoblauch riechen (griechischen Osme = Geruch) und gilt als toxisch.
Was macht Osmium spannend als Investition?
Man soll in ein nach Knoblauch stinkendes, giftiges Pulver investieren? Nein. Das Osmium, das Institute in Verkehr bringen, wird aufwendig verarbeitet, bis es mehr oder weniger ein glitzerndes Kleinod ist. „In einigen Prozessteilen, die in Summe und im Durchschnitt bis zu 160 Mal zu durchlaufen sind, wird das Rohosmium zunächst hochgereinigt und dann kristallisiert“, fasst Scarlett Clauss den Verarbeitungs-Prozess zusammen. Die 27-jährige ist Vize-Direktorin des Osmium Instituts. Das Unternehmen mit Sitz in Murnau am Staffelsee zertifiziert Osmium und bringt es in den Verkehr. Es gewährleistet nach eigenen Angaben einen einheitlichen Umgang im Handel. Mittlerweile wird die Rarität in 30 Ländern der Welt auf allen fünf Kontinenten angeboten und ist in Kreisen der Sachanleger sehr bekannt. „Der Weg zum Mainstream steht jetzt bevor“, prophezeit Clauss.
Endlich, selten und fälschungssicher
Doch warum soll Osmium als Sachwertanlage durchstarten? Osmium ist selten und endlich. 10.000 Tonnen Platinerz enthalten lediglich etwa 30 Gramm Osmium. „In absehbarer Zeit werden alle Minen, die abbaubares Osmium enthalten, erschöpft sein oder sich in einer Tiefe befinden, in der sich der wirtschaftliche Abbau kaum mehr lohnt“, erläutert Clauss. Denn mit jedem Kilometer würde der Abbau teurer und ab drei Kilometern Tiefe sei er fast unerschwinglich. Angebot und Nachfrage könnten den Markt zugunsten des Edelmetalls bestimmen.
Weiterer Punkt: Osmium gilt als fälschungssicher. Das kristallisierte Osmium sei wegen seiner hohe Dichte und markanten Oberflächenstruktur absolut fälschungssicher erläutert Clauss. „Alle Stücke, die durch das Institut in Verkehr gebracht werden, besitzen ein Online-Zertifikat, dem hochauflösende Scans der Oberfläche beigefügt sind“, erklärt Clauss. Der sogenannte Osmium-Identification Code (OIC) und die dazugehörige Zertifizierung soll bereits auf einem Quadratmillimeter Fläche 10.000 Mal sicherer sein, als ein menschlicher Fingerabdruck.
Fälschungssicher, endlich, selten und glitzern tut es auch noch. Kein Wunder, dass sich der eine oder andere Finanzberater eine Beimischung von Osmium im Portfolio vorstellen kann.
Wie viel kostet ein Kilo Osmium?
Der von den weltweiten Osmium-Instituten eingerichtete Primärmarkt für kristallines Osmium ist seit seinen Anfängen im Jahr 2017 stark gewachsen. Vor vier Jahren lag der Preis noch bei 810 Euro je Gramm. Mit Stand November 2022 liegt der Preis für ein Kilo Osmium bei fast zwei Millionen Euro.
Wie lässt sich in Osmium anlegen?
Ob seiner Beschaffenheit könnte Osmium für Industrie- und Medizintechnik interessant sein. Aber es ist vielen schlichtweg zu teuer und selten. Der Markt sieht Osmium eher als Anlage‑, Inlay- und Schmuckmetall. Schmuckstücke seien ab 2.000 Euro zu bekommen, sagt Clauss. Nach oben sei die Preisskala offen.
Im Frühjahr 2014 stellte Hublot mit der „Classic Fusion Tourbillon Firmament“ die erste Uhr mit Osmium Ziffernblatt vor. Kosten etwa 133.000 Euro. Als aktuell teuerstes Stück auf dem Markt nennt Clauss eine Violine. Die sei mit über 600 Osmium-Inlays verziert und habe einen geschätzten Wert von 1,4 Millionen Euro.
In Osmium investieren
Wer sich für exotische und spekulative Geldanlagen begeistert, dürfte ein Invest in Osmium interessant finden. Und natürlich, wer das nötige Geld hat und sich in eines der Schmuckstücke verliebt. Sollte sich der Osmium-Wert nicht diagonal, sondern waagrecht oder nach unten entwickeln, hat man eventuell keine enorme Gewinnsteigerung. Doch allemal ein schönes Schmuckstück.
Wissen sollten Investierende, dass Osmium – wie auch Gold oder Diamanten – keine Zinsen zahlt und keine Dividende ausschüttet, sondern „rumliegt“ und im Wert steigen kann.
Von Rohstoffen, Nachhaltigkeit und Umwelt
Wer ausschließlich nachhaltige und faire Produkte im Portfolio haben möchte, könnte mit dem Thema Osmium nicht glücklich sein. „Bauen wir Rohstoffe ab – unabhängig davon, ob es nun nachwachsende oder nicht-nachwachsende sind –, dann geht das häufig zu Lasten der Umwelt“, klärt die Verbraucherzentrale NRW auf. Bergbau braucht Unmengen von Wasser und trägt manchmal dazu bei, dass sogar Flüsse austrocknen, da der Grundwasserspiegel sinkt. Grundwasser könnte mit Schadstoffen, und Schwermetallen die eventuell freigesetzt werden ebenso belastet werden wie die Menschen. Gerade in Entwicklungsländern bekämen Arbeiterinnen und Arbeiter sehr niedrige Löhne für teils gesundheitsschädliche Arbeit. Arbeitsschutz wird oft kleingeschrieben. Neben den Arbeitern leiden auch Anwohnerinnen und Anwohner. „In Südafrika wurden beispielsweise 7.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben, um einer neuen Platinmine Platz zu machen.“
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