Songs als Geldanlage? Wie soll das gehen, wo Musik für uns Verbraucher:innen doch immer günstiger geworden ist, seit es Streaming-Anbieter gibt. Fakt ist, Stars, ihre Label und Investment-Gesellschaften profitieren von diesem Markt. Wie viel Wissen braucht man als Anleger:in, damit Musikrechte Musik im Depot sind?
Von Antje Erhard
Sieben Milliarden US-Dollar. So viel Geld hat der Audio-Streaming-Dienst Spotify an Musikrechten ausgegeben. Allerdings verteilt sich die Summe auf acht Millionen Künstler:innen. Nur ein kleiner Teil davon kann gut davon leben – etwa Justin Bieber. Die Musiker:innen verdienen je nachdem, wie oft sie gestreamt werden. Das Geld fließt denn auch zuerst an die Verlage und Label. Die geben es je nach Vertragsbedingungen an die Musiker:innen weiter. Aber jedes Mal, wenn ein Song im Radio gesendet, gestreamt, gecovert oder irgendwo gespielt wird, verdient der Rechteinhaber damit Geld. Die Rechte daran gelten bis zu 70 Jahre nach dem Tod eines Künstlers.
In Zeiten, da physische Tonträger kaum noch verkauft werden können, ist die Bedeutung von Musikrechten enorm gestiegen. Inzwischen sind Rechte eine wichtige Einnahmequelle: Für jüngere Musiker:innen ist es die Kompensation – ja sogar Überkompensation – weggefallener CD-Verkäufe. Ältere Künstler:innen sichern sich mit dem Verkauf von Musikrechten ihres Lebenswerkes ihre Altersvorsorge.
Vor allem bekannte Musiker:innen verdienen an ihren Rechten
Anleger:innen müssen nun keine Stars sein, um mit Musik Geld zu verdienen. Das ist auf den ersten Blick verwunderlich, Musik ist doch immer günstiger geworden, seit es Streaminganbieter gibt. Doch der Musikmarkt boomt und mit ihm die Rechte. Vor allem bekannte Musiker:innen können die Rechte an ihren Songs zu Geld machen. Viele tun dies auf Zeit und / oder mit der Prämisse, was mit den Songs geschehen darf. Doch immer mehr Musiker:innen verkaufen ihre Rechte komplett und für immer.
500 Millionen US-Dollar für Bruce-Springsteen-Urheberrechte
So hat Sony Music an Bruce Springsteen 500 Millionen US-Dollar für die Rechte an all seinen Songs gezahlt. Da sehen die 47,5 Millionen US-Dollar, die Michael Jackson 1985 für die Rechte an 251 Beatles-Songs gezahlt hatte, vergleichsweise bescheiden aus.
Springsteen ist längst nicht der Einzige: Auch Tina Turner, Shakira, Bob Dylan und viele andere haben ihr musikalisches Erbe zu Geld gemacht. Vor allem altgediente Stars haben davon recht viel: In ihren Verträgen war meist noch gar nicht geregelt, wie es vergütet wird, wenn Streamingdienste ihre Musik spielen. Mehrere Gerichtsurteile gab den Stars Recht, die Rechte galten als nicht mitverkauft.
Investoren hoffen auf gute Geschäfte in der Zukunft
Doch die Investor:innen hoffen auf gute Geschäfte in der Zukunft. Vier Milliarden US-Dollar ließen sie sich im Jahr 2020 diese Hoffnung kosten. So viel zahlten sie für Urheberrechte weltweit.
Wer mitmachen möchte, sollte es als Beimischung im Depot ansehen. Anleger:innen können am einfachsten in börsennotierte Streaming-Dienste oder Label investieren: So sind Spotify, Universal Music an den Aktienmärkten gelistet. Auch Warner Music ist an der Börse.
Fonds aufgelegt
Die Aktie der Universal Music Group wird von 77 Prozent der Analysten mit „kaufen“ bewertet; 23 Prozent sagen „halten“. Die Kursziele umfassen Schätzungen von 20,40 bis 32 Euro. Derzeit notiert die Aktie bei knapp 20 Euro. Innerhalb eines Jahres ist sie um rund 17 Prozent gefallen. Bei Spotify ist knapp die Hälfte der Analysten – 45 Prozent – optimistisch und urteilt „kaufen“, 41 Prozent haben die Aktie auf „halten“, 14 Prozent auf „verkaufen“. Die Kursziele reichen von 90 bis 223 Euro. Aktuell notiert Spotify bei 90 Euro. Auf Jahressicht hat sie rund die Hälfte an Wert verloren.
In Großbritannien wurde 2018 ein entsprechender Fonds aufgelegt, der Hipgnosis Songs Fund. Dafür hat die Firma Hipgnosis Music Management, die gerade erst im März die Rechte an allen Leonard Cohen-Songs erworben hatte, eine Partnerschaft mit der weltgrößten Investmentgesellschaft Blackstone geschlossen. Wert: eine Milliarde US-Dollar.
Wie hoch der Anteil ist, den Blackstone erhält, wurde nicht mitgeteilt. Rechte an Songs von Ed Sheeran oder Justin Bieber sind Teil dieses Fonds, der zehntausende Song-Rechte besitzt. Hipgnosis Song Management gehört dem Medien-Unternehmer Merck Mercuriadis. Er hat Beyoncé und andere Stars gemanagt.
Verschiedene Gesellschaften im Geschäft mit Musikrechten
Aber auch die Konkurrenz ist umtriebig. Die Private-Equity-Gesellschaft Apollo hat eine eigene Gesellschaft gegründet und mit einer Milliarde US-Dollar Kapital ausgestattet – nur für den Kauf von Musikrechten. Und die Beteiligungsgesellschaft KKR hatte schon im vergangenen Frühjahr eine Allianz mit der Bertelsmann Musik-Sparte BMG vereinbart. BMG ist das weltweit viertgrößte Musik-Unternehmen hinter Universal Music, Sony und Warner Music. An BMG hat Tina Turner im vergangenen Jahr ihre Rechte an ihrer Musik verkauft.
Der Erfolg lässt sich allerdings schwer vorhersagen. Jeder hofft auf einen großen Wurf wie den Dauerbrenner „Last Christman“ von Wham aus dem Jahr 1984. Neben den Urheberrechten werden deshalb auch die Masterrechte interessant, also die Rechte an einer musikalischen Aufnahme.
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