Alle drei Monate schaut die Deutsche Börse, welche Aktien künftig in DAX, MDAX, SDAX und TecDAX notieren. Auf‑, Ab- und Umstieg sind häufig schon im Vorfeld kursbewegend. Denn Fondsmanager müssen nun entsprechend reagieren. Was gerade geschieht, lest ihr hier.
Von Antje Erhard
Viermal im Jahr ist es so weit: Jeweils am dritten Arbeitstag im März, Juni, September und Dezember überprüft die Deutsche Börse die Zusammensetzung der Aktienindizes. Nach der Schlussglocke der US-Börsen werden die Änderungen dann veröffentlicht. Wirksam werden sie drei Wochen später.
Diesmal gibt es auch in der ersten Börsenliga ein Stühle-Rücken: So kehrt der Konsumgüter-Hersteller Beiersdorf in den DAX zurück. Es ist eines der seltenen Comebacks: Erst vor gut einem Jahr war das Unternehmen in den MDAX abgestiegen. Jetzt muss Delivery Hero Platz machen. Delivery Hero war von Anfang an heftig umstritten: Das Unternehmen macht kein Geschäft in Deutschland, schreibt Verluste. Nun kehrt es in den MDAX zurück. Dort trifft es auf Rheinmetall. Auf diesen Aufstieg in den DAX war im Vorfeld auch spekuliert worden, doch ohne Erfolg.
In den MDAX rückt Encavis. Das Unternehmen betreibt Wind- und Solarparks. Hierfür macht der Finanzdienstleister Hypoport Platz. Er notiert künftig im SDAX, wie auch der Rüstungskonzern Hensoldt und der Windpark-Konzern PNE. LPKF und SGL Carbon steigen dafür ab. Am 20. Juni werden die Anpassungen auf den Kurstafeln sichtbar.
Fonds schichten entsprechend um
Wichtig sind die Indexentscheidungen für Fonds, die Indizes real abbilden, also so genannte physisch replizierende Produkte. Hier wird nach den neuen Index-Zusammensetzungen entsprechend umgeschichtet. Oft wird am Aktienmarkt aber schon weit im Vorfeld auf mögliche Auf- und Absteiger spekuliert.
Mehr als 600 Kandidaten
Mehr als 600 Unternehmen erfüllen derzeit die Ansprüche der Deutschen Börse für eine Index-Zugehörigkeit: Transparenz-Kriterien gehören ebenso dazu wie die Handelbarkeit auf Xetra, ein Unternehmenssitz in Deutschland und mindestens zehn Prozent der Anteile im Streubesitz, also dem Anteil, der frei verfügbar und nicht im Besitz (großer) Investoren ist.
Wer von diesen 600 aber in DAX, MDAX und SDAX notiert, richtet sich nach ihrer Marktkapitalisierung im Streubesitz, also ihrem Börsenwert. Im TecDAX sind die größten Tech-Werte zusammengefasst.
Regulär überprüft wird zweimal im Jahr für DAX, MDAX und TecDAX. Der SDAX kommt alle drei Monate unter die Lupe, ebenso die Regeln für den schnellen Ein- und Ausstieg. Für den DAX beispielsweise muss ein Unternehmen bei der regulären Überprüfung zu den 30 größten Titeln nach Orderbuchumsatz oder Marktkapitalisierung gehören, für einen schnellen Einstieg, den so genannten Fast Entry, zu den 25 größten. Bei Fusionen oder Insolvenzen kann es außerplanmäßige Entscheidungen geben.
Mathematisch nennt man die Index-Anpassung Verkettung. Die Gewichtung der einzelnen Aktien im Index hängt dabei davon ab, wo sie zum Börsenschluss des dritten Freitags im Überprüfungsmonat standen.
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