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Gründerin Mali M. Baum bringt Unternehmen, Gründerinnen und Politik zusammen

Mali M. Baum bringt unternehmerische Einflüsse aus Tel Aviv und New York mit
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Deutschland hinkt anderen Staaten bei Unternehmensgründungen hinterher. Mali M. Baum möchte das ändern. Die Unternehmerin hat in Berlin die WLounge gegründet und bringt Gründerinnen, Unternehmen und Politik an einen Tisch.

Von Birgit Wetjen

courage-online.de: Du bist mit deiner Familie 2014 nach Berlin gezogen – als 37-jährige Gründerin und Unternehmerin. Was hat dich in Berlin am meisten überrascht? 

Mali M. Baum: Wer wie ich in Tel Aviv und New York gearbeitet und in Asien produziert hat, wundert sich erst einmal über das ganze Ökosystem. Wenn du dort für ein Unternehmen arbeitest und angestellt bist, machst du immer auch noch etwas nebenbei. Nicht so in Deutschland.

Hat dich das nicht abgeschreckt?

(lacht) Das wurde ich oft gefragt. Aber ich habe das ganz anders empfunden. Ich sah einen „Blue Ocean“ …

… also die Chance, ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln?

Genau! Ich kam mit dem Blick von außen und habe hier ein ungeheures Potenzial gesehen. Ob im Vergleich mit Israel, den USA oder Asien, Deutschland hinkt der Entwicklung um gut 20 Jahre hinterher. Dabei gibt es keinen Grund, dass es hier nicht genauso funktionieren kann. Es besteht also Nachholbedarf. Und ich kann mit meinen Erfahrungen und meinem internationalen Netzwerk dazu beitragen. Das ist Deutschland für mich, das ist Berlin. 

Was genau war dein Ziel? 

Ich kam als Unternehmerin nach Berlin, und zunächst fiel mir auf, dass hier nur sehr wenige Frauen im Business sind – vor allem in Führungspositionen von großen Konzernen, aber es gab auch nur wenige Unternehmerinnen oder Gründerinnen. Ich wurde dann immer wieder gefragt: Mali, du bist doch so gut verdrahtet, kannst du uns nicht die Tür zu Investoren öffnen? Kannst du uns weibliche Führungskräfte vorstellen? Kannst du uns sagen, was es braucht, um ein Produkt international erfolgreich zu lancieren? So bin ich von der Unternehmerseite auf die Berater- und schließlich auf die Investorenseite gewechselt.  

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass Deutschland den Anschluss verpasst hat – und nur wenige Frauen Unternehmen gründen?

Vielleicht an der Tradition oder der Kultur? Aber ich spekuliere nicht gerne über die Ursachen, ich suche lieber nach Lösungen. Ein Beispiel: Meine Kinder haben in Israel schon mit einem Jahr den Umgang mit Computern gelernt. Hier in Berlin fangen Kinder in der siebten Klasse an. Mein Sohn konnte das alles, er hat sich gelangweilt, und ich habe die Lehrerin gefragt, ob er nicht eine Art Lotse sein könne, der den anderen Kindern hilft. Und da hieß es: Nein, das geht nicht, alle Kinder sind gleich. In Israel sind nicht alle Kinder gleich. Ist jemand brillant in Mathe, dann wird er gefördert. Wir sehen die Individuen und fördern ihre Stärken.

Und warum gibt es so wenig Frauen in Führungspositionen?

Es fehlen die Role Models und auch die familiären Vorbilder. Ich kenne keine deutsche Frau, die sagt, dass sie von ihrer Mutter empowered worden ist, also darin bestärkt wurde, ein Business zu führen. In der Schule meiner Kinder waren viele Mütter nicht oder nur teilweise berufstätig. Hierzulande giltst du als berufstätige Mutter als Rabenmutter, aber zum Glück ändert sich auch hier das Mindset, und viele junge Frauen wollen unabhängig sein und ihr eigenes Geld verdienen.

Du hast in Israel dein erstes Unternehmen gegründet – für Kinderspielzeug – und es global aufgestellt. Welche Erfahrungen hast du als Gründerin gemacht? 

Alle Unternehmen, die ich gründe, haben die gleiche DNA – sie müssen ein Problem lösen, etwas Neues bringen, einen Wert schaffen. Wir waren damals junge Eltern, mein Mann ein brillanter Industriedesigner. Wir hatten die Idee, Spielzeug für Kinder zu entwickeln. Klar gab es Lego, Playmobil und all die bekannten Marken, aber wir haben mit Beezeebee etwas vollkommen Neues geschaffen. Wir hatten eine super Story – als Eltern, die selbst mit ihren Kindern spielen. Wir haben eine Produktlinie entwickelt, die die Muskeln stimuliert, die Fantasie anregt und die jeweiligen Charaktere mit ins Spiel bringt. Und wir haben global produziert und vermarktet. Auch in Deutschland sind die Voraussetzungen für Gründer sehr gut. Bildung, Kapital, Infrastruktur, Industrie und viel Unterstützung vom Staat: Wir haben alles, was es braucht. Wir müssen die Stränge nur zusammenführen.

Dafür hast du in Berlin 2018 die WLounge gegründet. Seit Januar 2022 gibt es das zugehörige WLounge House. Was verbirgt sich dahinter? 

WLounge ist ein globales Ökosystem. Wir unterstützen Frauen in Technologie und Wirtschaft und setzen uns für Vielfalt und Integration in allen Phasen des Geschäftsprozesses ein. Zu uns kommen Gründer:innen, um ihr Business zu entwickeln, Experten für Wirtschaftsförderung von Stadt- bis EU-Ebene, aber auch Unternehmen, die Ideen, Investments oder Führungskräfte suchen. Wir bringen sie alle zusammen, veranstalten Foren und helfen bei Fragen wie: Was braucht es, um ein nachhaltig erfolgreiches Unternehmen zu gründen? Was brauchst du als Gründerin? Woher kriegst du Kapital? Und was kannst du in die Community einbringen? Wir veranstalten Foren und Programme und bringen alle an einen Tisch. 

Frauen bekommen nur schwer Risikokapital. Du legst einen Fonds namens Magda auf. Wer kann investieren – und wer profitiert? 

Der Magda Fonds wird darauf abzielen, während der Seed- und Scale-up-Phase in Impact-Unternehmen zu investieren, die das Potenzial haben, Einhörner zu werden. Magda ist immer noch im Fundraising, und wir heißen alle willkommen, die etwas verändern und ihr Kapital einsetzen möchten, um in die Gewinner:innen von morgen zu investieren. 

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