Eliza Diekmann ist 34 Jahre alt und Bürgermeisterin der Stadt Coesfeld. Dies wäre an sich nichts Besonderes, nur gelang ihr die Wahl ins Amt in einem stramm konservativen Gebiet, das über Jahrzehnte von der CDU gewonnen wurde. Dann ist Frau Diekmann noch eine zweifache Mutter von Kindern, die heute drei und sechs Jahre alt sind. Dazu trat sie parteilos an. Ein Interview.
Von Matthias Lauerer
Liebe Frau Diekmann, Sie sind Bürgermeisterin der Stadt Coesfeld. Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?
Ich habe Politikwissenschaften studiert und als Journalistin mit meinen Berichten gefühlt immer nur vom Spielfeldrand aus zugesehen, was mich ab und an schon fast verzweifeln ließ. Ich hatte dann die Idee, selbst aktiv zu werden und nicht nur darüber zu berichten, was andere machen. Ich wusste jedoch nicht, wie ich es angehen sollte, denn bei keiner Partei habe ich mich programmatisch zu einhundert Prozent wohlgefühlt. Meine Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters war erst nur ein feiner Witz auf Partys, aber später wurde es mit der Kommunalwahl 2021 sehr konkret.
Welche Dinge haben Sie vorher geärgert? Was hat sie um den Schlaf gebracht?
Ich habe in Berlin unter anderem für eine Nachrichtenagentur gearbeitet und von dort aus den politischen Betrieb sehr genau beobachtet. Leider haben sich die Themen immer wiederholt und im folgenden Jahr ging es dann damit wieder von vorne los, ohne dass sich in der Zwischenzeit etwas geändert hätte. Das hat mich frustriert. Es gab kein Fortkommen im Themenkarussell, nur viele Ideen und Vorschläge, deren Umsetzung keiner übernahm.
Wie gelang Ihnen der Wahlkampf als parteilose Kandidatin? Dabei galt Coesfeld bis dato als CDU-Bastion …
Ich habe mir meine Unterstützer selbst ausgesucht und bin parteilos angetreten. Ich habe es zudem auf keinen Fall ebenso nebenbei gemacht und mir vorher strategisch überlegt, wie es funktionieren könnte.
Wir hat Ihr Umfeld reagiert?
Das war sehr zwiegespalten. Die einen waren froh darüber, dass ich damit wohl meine Berufung gefunden hatte. Die anderen sahen das jedoch eher kritisch. Denn zuvor war mir auch nicht sicher gewesen, ob es eine passende Arbeit für mich in Coesfeld geben könnte und ging davon aus, dass ich die Stadt deswegen wieder verlassen müsste. Dann gab es auch die Zweifler, die sich und mich fragten: ‘Übernimmt sie sich nicht? Ist es nicht zu langweilig und trocken für Eliza?’ Heute weiß ich, sie dass sie Unrecht hatten und es mir blendend geht.
Von Ihrem Mann waren Sie zu dieser Zeit bereits getrennt?
Ja, das ist richtig, doch er hat mich trotzdem unterstützt und mir gesagt: ‘Mach mal!’
Wie erging es Ihnen am Abend des Wahlsieges?
Das Ergebnis hat mich gefreut und im Kopf fing ich dennoch sofort mit der Arbeit an und fragte mich, was ich als Nächstes tun müsse. Es war so ein: ‘Okay, jetzt geht es los!’
Sind Sie glücklich mit Ihrer Wahl?
Ja, absolut, es ist genau das, was ich in meiner beruflichen Verantwortung tun möchte. Das hat mich auch sehr überrascht, denn zuvor war ich stets auf der Suche gewesen. Ich kann die spannende Arbeit nur empfehlen…
Über Eliza Diemann
Eliza Diekmann, 34 Jahre alt, ist seit gut 1,5 Jahren parteilose Bürgermeisterin für die Stadt Coesfeld mit ihren 36.000 Einwohnern. Gewählt wurde sie zur jüngsten Bürgermeisterin der Stadt in NRW – mit 67 Prozent der Wählerstimmen.
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