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Erfinderinnen: Stephanie Kwolek und die lebensrettende Kunstfaser

Stephanie Kwolek, die Erfinderin der Kunstfaser Kevlar, ©Courtesy Chemical Heritage Foundation
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Es ist Stephanie Kwolek zu verdanken, dass Polizisten im Einsatz Schussverletzungen überleben. Sie war es, die 1964/1965 für die Firma DuPont die Kunstfaser Kevlar erfand.

Vor fast 60 Jahren ersann Stephanie Kwolek eine neue synthetische Faser und die rettet einer Polizistin das Leben. Später hören wir mehr dazu. Das neue Material ist außergewöhnliche fest und steif. Ihr Name: Kevlar, ein Material, das bis heute in Schutzwesten sowie in Booten, Flugzeugen, Seilen, Kabeln und vielem mehr verwendet wird. Wohl über 200 Anwendungen finden sich, wie es das „Science Magazine“ vermutet. Eben jener Stoff rettet heute „als leichte Schutzweste für Polizei und Militär Leben, dient als Schutz für Unterwasser-Glasfaserkabel und lässt Brücken an superstarken Seilen aufhängen“, wie die Zeitung New York Times es dazu formulierte.  

Geboren vor 99 Jahren 

Doch wer war diese Frau, die bis heute das Leben von Menschen rettet? Stephanie Kwolek wird im Juli 1923 in New Kensington, Pennsylvania, geboren. Ihr Vater stirbt, als sie zehn ist. Der Naturforscher bringt seiner Tochter zu seinen Lebzeiten noch die Liebe für die Wälder und Felder in der Nähe ihres Hauses näher. Gemeinsam erkunden sie die Umgebung und kommen mit Wildblumen, Blättern und Gräsern im Gepäck zurück. Daraus entstehen später Sammelalben.  

Den Weg weisen die Eltern 

Die Mama ist Hausfrau und von ihr nimmt das Kind die Liebe zu Stoffen und zum Nähen mit ins Leben. Kurz grübelt Stephanie sogar darüber nach, Modedesignerin zu werden, was ihr die Mutter gleich wieder ausredet. Stephanie sei dafür viel zu perfektionistisch und würde deshalb wohl „an Hunger sterben“, wie es das Science Magazine in einer Note über sie schreibt. Stattdessen studiert man lieber Chemie und Medizin an der Carnegie Mellon University. Letzteres gibt Stephanie dann zugunsten der Chemie auf.  

Erfolg beim Chemieriesen 

Später heuert Kwolek bei DuPont als Chemikerin an. Ihr Vorstellungsgespräch hat sie beim legendären Forschungsdirektor W. Hale Charch. Der ältere Mann sagt der jungen Frau Kwolek: „In zwei Wochen erhalten Sie eine Mitteilung, ob wir sie einstellen oder nicht.“ Doch Stephanie drängelt, sagt, dass sie bereits ein anderes Angebot habe. Mit ihrer Durchsetzungskraft bekommt sie die Stelle. Bei DuPont ist es die Polymerforschung, an der sie arbeitet. Kwolek sucht nach neuen Polymeren und findet Kevlar.  

Wie es dazu kam 

Die junge Frau hat damals nicht die Absicht, die Welt um ein kugelsicheres Gewebe reicher zu machen. Damals, Mitte der 1960er Jahre, besteht ihr Ziel lediglich darin, eine Faser zu finden, die stark genug ist, um Radialreifen zu verstärken. Rückblick: Die Kollegen der Forscherin glauben damals, dass das von ihr entwickelte Polymer wahrscheinlich nicht als Faser funktioniert. Doch Kwolek bleibt an der Sache dran. Sie überredet im Labor einen anderen Wissenschaftler, die Flüssigkeit in der Laborspinndüse zu schleudern, einer Maschine, mit der sich flüssige Lösungsmittel entfernt lassen und Fasern zurückbleiben, heißt es vom Deutschen Patent- und Markenamt dazu über sie. Mit Erstaunen sieht Stephanie, dass sich die Polyamidmoleküle in der Lösung parallel aneinanderreihen und sich so eine Faser von ungewöhnlicher Steifigkeit ergibt. Als man ihre Idee 1965 testet, stellt sich heraus, dass jenes Material fünfmal so stark wie Stahl gleichen Gewichts und obendrauf auch noch feuerbeständig ist.  

Halbe Milliarde US-Dollar 

DuPont gibt nach eigenen Angaben übrigens 500 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von Kevlar aus, was das US-Magazin Fortune später einmal als „ein Wunder auf der Suche nach einem Markt“ bezeichnete.  

Preissegen 

1994 nimmt man die Wissenschaftlerin in die National Inventors Hall of Fame auf. 1996 erhält sie zudem die National Medal of Technology und ein Jahr später die Perkin Medal. Ganze 16 Jahre später folgt der Ritterschlag mit der National Women’s Hall of Fame. 

Tausende wurden wohl durch das neue Material gerettet 

Noch einmal zur Polizistin, die Dank des Schutzmaterials überlebte und deren Zitat sich in den 3.100 Geschichten finden, die im „IACP/DuPont Kevlar Survivors’ Club“ im Netz stehen: „Der Arzt sagte mir: ´Der Schuss war eigentlich tödlich.´“ Weiter erzählt sie: „Danach habe ich geheiratet und bekam mein erstes Kind.“ All dies wäre ohne diese besondere Kevlarweste nicht passiert, an dem Tag, als ein Gangster auf die junge Polizistin im Einsatz schoss. Die Ironie dabei: „An dem Morgen, als es geschah, hatte ich meinen Schutz vergessen und ging zurück, um jenen zu holen. So ist es passiert, in diesem Sommer 1998.“

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