Ihr gelang so einiges in ihrem Leben. Dabei arbeitet Ann Kiessling mit 80 Jahren noch immer an der Bedford Stem Cell Research Foundation. Ein Resümee.
Von Matthias Lauerer
Ann Kiessling hat viele wichtige Entdeckungen im Bereich der reproduktiven Gesundheit und HIV gemacht; ihre Forschung hat es vielen HIV-positiven Eltern ermöglicht, gesunde, von der Krankheit nicht belastete Babys zu bekommen. Die älteren Lesenden erinnern sich wohl noch genau daran, was die HIV- und die daraus resultierende AIDS-Epidemie in den 1980er und 1990er-Jahren noch bedeutete. Es schien ein Vorgeschmack zu sein auf die heute herrschende Medienpanik.
Peter Gauweiler, damals Innenstaatssekretär der CSU, wollte LGBTs in Bayern kasernieren lassen. In der SZ heißt es dazu: „Razzien wurden dann zum Jugendschutz geführt, Mittdreißiger mit Schnauzer mussten sich ausweisen. Als letztes Mittel bleibe ´Absonderung´, so Gauweiler damals im ´Bayernkurier´. Ziel sei es, ´die Allgemeinheit zu schützen und dem oder der Betroffenen nachhaltig vor Augen zu führen, dass bestimmte lebensgefährliche Handlungsweisen nicht fortgesetzt werden dürfen.´“ Man stelle sich so ein Verhalten 2022 vor.
Tausende von Texten zum Thema
Gibt man die drei Buchstaben „HIV“ in die Suchmaschine des Archivs der New York Times ein, so finden sich insgesamt 6.856 Texte dazu. Diese enorme Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, bedeutet sie doch über 20 Jahre lang im Schnitt jeden Tag ein Text über das Thema. Täglich. Was das alles mit Ann Kiessling zu tun hat? Sie fand neue Übertragungswege des Virus und gilt als eine der besten Forscherinnen im Bereich der Stammzellenforschung und HIV. Ihre Arbeit rette Menschenleben und es ist davon auszugehen, dass ihr das auch weiterhin gelingt.
Menschliche Eizellspende
Ihr gelang die Entdeckung der Aktivität der reversen Transkriptase in menschlichen Zellen. Die reverse Transkriptase ist ein Enzym, das RNA in DNA umschreiben kann. Vor 22 Jahren entwickelte sie Amerikas erstes Programm zur Spende menschlicher Eizellen für die Stammzellenforschung. Ihr Hintergrund: ein Bachelor-Abschluss in Krankenpflege und Chemie, dann 1971 die Promotion an der „Oregon State University“ in Biochemie und Biophysik. Im Privatleben schenkte sie vier Kindern das Leben.
IVF vor über 30 Jahren
Bei Wikipedia klingt es dann so: „Ihre doppelten Interessen an Virologie und Reproduktionsbiologie führten zur Einrichtung des ersten Labors für In-vitro-Fertilisation (IVF) beim Menschen in Oregon in den frühen 1980er-Jahren. Die ´Harvard Medical School´ rekrutierte Kiessling 1985, wo sie bis 2011 forschte.“
Mit 80 Jahren noch aktiv
Und politisch engagiert ist Ann Kiessling zudem: „Ich bewerbe mich für eine zweite Amtszeit als Mitglied des Gesundheitsamtes von Bedford. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit dem Risiko der östlichen Pferdeenzephalitis und durch Zecken übertragene Krankheiten wie Borreliose, Anaplasmose und Babesiose. Ich will die Bemühungen zur Verringerung des Risikos dieser Krankheiten für die Einwohner von Bedford fortsetzen und bin ein starker Befürworter der Beteiligung von Bürgern an der Regierung“, so Kiessling. Dabei ist sie mittlerweile 80 Jahre alt.
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