Das Minikraftwerk UniWave 200 verwandelt Wellenenergie in Strom. Das erste Modul wurde in der rauen See vor Tasmanien getestet. Der Clou: Es erzeugte weit mehr Energie als gedacht.
Von Matthias Lauerer
An den Stränden donnern Wellen mit immens viel Energie heran. Nach Angaben der U.S. Energy Information Administration beträgt das jährliche Wellenenergiepotenzial, nur vor der US-Küste, sagenhafte 2,64 Billionen Kilowattstunden, was etwa 64 Prozent der jährlichen Stromerzeugung der USA entspricht. Und: Diese Energie steht immer zur Verfügung. Vor Australien installierte die Firma Wave Smell Energy vor einem Jahr den Generator UniWave 200. Der lieferte nur zwölf Monate lang verlässlich Strom. Nun will man einen fünfmal größeren Nachfolger bauen.
Der große Verdienst des Heinrich Hertz
Beginnen wir vorne: Wenn eine Meereswelle gegen das Ufer schlägt, setzt sie eine große Menge an Energie frei. Meereswellen sind Querwellen, die bei ihrer Auf- und Abwärtsbewegung riesige Energiemengen über die Meeresoberfläche transportieren erklärt das Portal DK Science. So transportiert eine drei Meter hohe Welle genug Energie, um damit 1.000 Glühbirnen – pro Meter Länge – zu betreiben. Im Jahr 1887 wies der Physiker Heinrich Hertz als erster Mensch nach, dass Wellen elektromagnetische Energie zwischen zwei Orten übertragen. Diese äußerst wichtige Erkenntnis führte schließlich zur Entwicklung von Radio und Fernsehen. Hertz erlebte diese Erfindungen jedoch nicht mehr. Er starb im Jahr 1894 im Alter von nur 36 Jahren.
Und wie funktioniert die Anlage?
Kehren wir zu den Wellen zurück: Die vom australischen Start-up-Unternehmen Wave Swell Energy entwickelte Maschine UniWave200 wandelt Wellenenergie in emissionsfreien Strom um. Dazu testete man das Gerät unter echten Bedingungen vor King Island in Tasmanien. Eigentlich funktioniert die Erfindung wie ein schwimmendes Kraftwerk. Das Gerät nutzt für die Energieherstellung eine oszillierende Wassersäule, kurz OWC genannt. Die ist eine Art von künstlichem Blasloch. Wenn Wellen darüber rollen, hebt und senkt sich die OWC und drückt Luft zu einer Turbine an der Spitze, die wiederum Strom erzeugt. Die 200-kW-Anlage liegt etwa 100 Meter vom Ufer entfernt – in einer Wassertiefe von 5,75 Metern.
Testlauf erfolgreich
Von der Firma heißt es zum Novum: „Da sich der Standort an der Ostküste der Insel befindet, gehen wir davon aus, dass die dort anzutreffenden Wellenbedingungen die gesamte Bandbreite von kleinen bis großen Wellen abdecken. King Islands Wellenklima gehört zu den besten der Welt“. Und weiter: „Da es sich bei diesem Projekt um eine Demonstrationsanlage handelt, lernen wir aus dem Betrieb und der Wartung ebenso viel, wie aus der Stromerzeugung.“ Heißt: das King-Island-Projekt zielt nicht darauf ab, die Stromerzeugung der Maschine zu maximieren, denn wäre wohl ein energiereicherer Wellenstandort nötig. Was in australischen Gewässern sehr gut funktionierte, eignet sich für jedwedes Küstengebiet. Was die Technologie so besonders macht? Sie ließe sich vor allem für tiefer gelegene Länder nutzen, denn die sind anfälliger für Probleme im Zusammenhang mit dem Anstieg des Meeresspiegels und schweren Sturmfluten.
Tausende Kohlekraftwerke ließen sich ersetzen
Dann bliebe noch die Fragen offen, wie viele herkömmliche Kraftwerke sich so ersetzen ließen. Laut stromrechner.de liefert ein kleines Kohlekraftwerk mit seiner Leistung von 100 Megawatt jährlich etwa 876 Millionen Kilowattstunden Strom. Damit können rund 250.000 Drei-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden. 100 solcher Anlagen liefern demnach 87,6 Milliarden Kilowattstunden Strom. Stellt man diese Zahl den 2,64 Billionen Kilowattstunden der Wellenenergie gegenüber (siehe oben), wird erst klar, welche Kräfte da Sekunde für Sekunde an die Küsten donnern.
Die Kraft der Wellenbewegung
Dass diese Idee eine sehr große Zukunft hat, zeigt auch die Meldung des National Renewable Energy Laboratory in den USA. Jenes erforscht nun Möglichkeiten, die Konstruktion und Entwicklung von Wellenenergiekonvertern deutlich voranzutreiben. Mit finanzieller Unterstützung des Water Power Technologies Office entwickeln die Forscher Konzepte, bei denen viele kleine Energiewandler zu einer einzigen Struktur zusammenwachsen. Von dort heißt es: „Mit diesem neuen Ansatz zur Entwicklung der Wellenenergie könnte die Energiewandlertechnologie dazu beitragen, dass das Versprechen einer umfangreichen erneuerbaren Stromerzeugung aus Meereswellen Wirklichkeit wird.“ In Australien zeigt sich diese mittels des UniWaves 200 bereits. Es bleibt spannend zu sehen, wie schnell – und ob – diese Energiefarmen an unseren Küsten großflächig auftauchen.
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