Gerade in ruppigen Börsenzeiten kommt es darauf an, mit Plan zu investieren. Und Fehler möglichst zu vermeiden. Das ist gar nicht so schwer. Hier unser zweiter Teil der Hab-Acht-Punkte, damit du sicher durch’s Börsenwasser kommst.
Von Antje Erhard
Darüber, wie wichtig eine Strategie ist, haben wir ja schon in Teil 1 gesprochen. Und auch wie wichtig es ist, die einzuhalten. Außerdem weißt du jetzt, dass du realistische Erwartungen an die Geldanlage an die Börse haben solltest und die Risiken realistisch einschätzen solltest. Ein paar Hab-Acht-Punkte haben wir aber noch für dich:
Punkt 6: Die Kosten
Die gute Nachricht zuerst: Inzwischen verzichten die meisten Depotbanken auf Depotgebühren. Doch jede Transaktion kostet Geld. Und nicht wenig. Diese Kosten sind je nach Broker unterschiedlich. Pro Order zahlst du eine Ordergebühr. Pro Order heißt beim Kauf – aber auch beim Verkauf ein und desselben Wertpapiers. Hinzu kommen variable Vergütungen der einzelnen Anbieter als Provisionen für sie – die liegen bei etwa 0,2 Prozent des Ordervolumens. Dritter Teil ist die Gebühr für den Handelsplatz.
Keine Gebühr, aber doch ein Kostenblock sind die so genannten Spreads. Das ist die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreis. Vor allem morgens im vorbörslichen Handel und am Wochenende sind die Spreads hoch. Während der Xetra-Handelszeiten zwischen 9.00 und 17.30 Uhr sind die Spannen am fairsten, weil das Volumen in diesem Zeitfenster besonders hoch ist.
Je größer die Order, um so weniger fallen die Kosten ins Gewicht. Allerdings sind die Kosten auch erst einmal umso höher bei einigen Anbietern, je größer die Order ist. Kostengünstiger sind Sparpläne. Die lohnen sich vor allem bei kleineren Order-Volumen bis hin zu einigen hundert Euro. Dann fallen meist nur 1,5 Prozent der investierten Summe als Gebühren an. Vorsicht: Wer zum Beispiel vierstellig mit einem Sparplan investiert, fährt mit Einmalinvestment kostengünstiger.
Punkt 7: Die Emotionen
Lass dich nicht von deinen Emotionen leiten. Das ist eine der wichtigsten Regeln an der Börse. Aber auch eine, die am schwersten zu befolgen ist. Wenn die Märkte crashen, ist die Panik oft groß. Gerade wenn du noch keinen Crash oder keine größere Korrektur mitgemacht hast. Du vermeidest Anlage-Fehler, indem du deiner Strategie treu bleibst und so investierst, wie deine Strategie es zeigt. Dazu gehören Fundamentaldaten eines Unternehmens, die Bewertung, das Geschäftsmodell, die Peer-Group, die Profitabilität.
Punkt 8: Der Zeitpunkt
Den richtigen Zeitpunkt gibt es nicht. Wer langfristig investiert, muss sich darum auch gar nicht kümmern. Alle 15 Jahre sind Börsen-Investments in Standardtitel wie den DAX bis dato immer positiv gewesen. Aber es ist nahezu unmöglich – schon gar nicht als Anfänger:in – den Markt zu timen. Niemand weiß, ob der aktuelle Kurs der niedrigste ist. Auch der Verkauf zum Höchstkurs ist reine Glückssache.
Verluste gehören aber zur Börse dazu. Mach dir klar, wie viele Verluste du emotional aushalten kannst im Ernstfall und ob du auf das Geld, das du investierst, wirklich im Alltag auf absehbare Zeit verzichten kannst. Wenn Kurse auf breiter Front fallen, wie es aktuell häufig der Fall ist, hat das mit dem Marktumfeld zu tun. Solange du von deinem Investment überzeugt bist, bleib deiner Strategie treu. Hast du definitiv auf das falsche Pferd gesetzt, hilft nur eine Exit-Strategie. Bei Verlusten von 60 oder 70 Prozent ist die Wahrscheinlichkeit extrem niedrig, dass sich hier die Kurse nochmal erholen.
Punkt 9: Verluste
Hast du hohe Verluste erlitten, hilft nur Ehrlichkeit. Hier gibt es zwei Regeln: Versuch nicht, Verluste aufzuholen. Bei 50 Prozent Minus muss eine Aktie 100 Prozent gewinnen, damit du wieder im Plus bist. Bei 80 Prozent Minus müsste ein Wertpapier 400 Prozent aufholen. Klingt das realistisch? Eher nicht, oder? Darüber hinaus gilt: Verlieb dich nie in eine Aktie. Besser ist: Kauf nur, was du kennst und verstehst. Woran du emotional nicht hängst, dass verkaufst du auch leichter wieder. Am besten mit Gewinn.
Punkt 10: Der Anlagehorizont
Börsen-Investments brauchen Zeit. Kurzfristig hier einen Haufen Geld zu machen, ist Spekulation. Zufall. Das hat nichts mit Strategie und Plan zu tun. Wenn du weniger als zehn Jahre investieren kannst oder möchtest, dann wähle eine andere Möglichkeit als die Börse. Börse braucht Zeit, viel Zeit. Aber sie funktioniert langfristig. Der MSCI World hat zum Beispiel in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt 7,5 Prozent Rendite erzielt. Da waren Ausreißer von über 30 Prozent dabei – aber auch üble Jahre… Bei der Rendite musst du noch die Inflation beachten. Die lag in den vergangenen 20 Jahren von 2002 bis 2021 mit 1,5 Prozent deutlich niedriger als jetzt. Sie dürfte aber auf absehbare Zeit wohl erst einmal höher ausfallen.
Zusatzpunkt: Die Steuern
Leidiges Thema, aber um das Finanzamt kommst du nicht drumherum. Seit 2009 musst du Erträge auf Kapitalanlagen, sprich Kursgewinne aus Aktien, ETFs, Fonds, Zertifikaten etc., versteuern. Der Steuersatz beträgt 25 Prozent, plus Solidaritätszuschlag macht das 26,375 Prozent. Dazu kommt eventuell noch Kirchensteuer. Seit 2021 fällt allerdings auch für die meisten Steuerzahler:innen der Soli weg. Früher hieß die Abgeltungssteuer Kapitalertragssteuer und der persönliche Steuersatz war fällig. Beide Begriffe werden heute häufig synonym verwendet. Auf die Abgeltungssteuer wird ein Freibetrag gewährt. Das sind pro Jahr pro Anleger:in 801 Euro. Bei Ehepaaren oder eingetragenen Lebenspartnerschaften sind es 1602 Euro. Ab dem kommenden Jahr will ihn die Bundesregierung erhöhen: auf 1.000 Euro für Einzelpersonen und 2.000 Euro für Paare. Über diese Erträge musst du keine Steuern zahlen. Dafür musst du bei deiner Bank oder Depotbank einen Freistellungsauftrag einrichten.
Die Liste der Posten, auf die Abgeltungssteuer fällig wird, ist lang. Bei Aktien sind Kursgewinne und Dividenden abgeltungssteuerpflichtig, bei Anleihen Kursgewinne und Zinsen. Zinsen auf Sparkonten, Tagesgeld etc müssen ebenfalls versteuert werden. Gewinne aus dem Verkauf von Fonds, ETFs sind auch steuerpflichtig. Bei Aktienfonds dürfen 30 Prozent der Erträge für Privatanleger:innen abgeltungssteuerfrei bleiben, bei Mischfonds 15 Prozent. Das setzt voraus, dass der Fonds aber mindestens 25 Prozent Aktien beinhaltet.
Auch Erträge aus Kapitalanlagen aus dem Ausland musst du versteuern. Wenn die Bank ihren Sitz nicht in Deutschland hat, musst du die Kapitalerträge aus dem Ausland in der Steuererklärung angeben. Dann kannst du keinen Freistellungsantrag stellen.
Die gute Nachricht: Erträge aus Wertpapieren, die du bis Ende 2008 gekauft hast, sind nach wie vor steuerfrei, wenn du sie jetzt verkaufst. Es gilt das Prinzip „first in, first out“. Hast du eine Aktie später noch einmal nachgekauft, musst du die Erträge entsprechend der Abgeltungssteuer versteuern.
Wichtig: Auch Kindern steht ein eigener Freibetrag zu. Deshalb sollten Depots und Konten für die Kinder auch auf ihren Namen laufen.
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