Sie gilt als Comic-Ikone: „Wonder Woman“. Doch kaum bekannt ist, dass 70 Manuskripte von einer Frau mit dem Namen Joye Hummel geschrieben wurden. Die starb nun am 5. April vor exakt einem Jahr. Eine kleine Hommage.
Von Matthias Lauerer
Wer sich an die Schlagzeilen von „Wonder Woman 1984“ erinnert, dann ging es dabei eher um die Schlammschlacht zwischen den Kinobetreibern und Streaminganbietern. An Weihnachten des Corona-Jahres 2020 kam jener Film zeitgleich bei „HBO Max“ heraus und in den Kinos. 38 Millionen Abonnenten konnten den Film so auf der heimischen Couch sehen – immerhin kostenlos für den ersten Monat. Sicher war der Fauxpas der Krise geschuldet. Oder war das eher ein Vorgeschmack auf die Kämpfe der Zukunft, in der die Kinos immer weniger Marktmacht besitzen? Das zeigt die Zukunft. Doch ohne eine Frau gäbe es einen guten Teil der „Wonder Woman“ Reihe nicht. Und das kommt so.
Joye als Autorin
Sie hört auf den Namen Joye Hummel Murchison Kelly, die am 4. April 1924 in den USA geboren wird. Joye ist laut „New York Times“ 1944 erst 19 Jahre alt, als sie mit ihrer Arbeit an den Manuskripten zu „Wonder Woman“ beginnt. Die schreibt sie für einen Dr. William Moulton Marston. Der Zufall spielt eine große Rolle, hat die junge Frau doch an einem Psychologiekurs bei Dr. Marston teilgenommen. Und der erfindet die Superheldin 36 Monate zuvor. Insgesamt 70 Manuskripte verfasst Joye. 50 US-Dollar bekommt sie dafür pro Skript, doch bei keiner einzigen Story erscheint ihr Name. Lässt sich das nur mit dem damaligen Zeitgeist erklären? Hat Marston einfach ihre Arbeit gekapert? Schwerlich lässt sich das heute noch klären. Diese Arbeit bringt ihr das Brot auf den Tisch doch dann erkrankt ihr Mentor und stirbt. Und Joye stellt die Arbeit ein und wird Hausfrau.

Joye Murchison Kelly. ©Bruce Guthrie
Dekaden in der Vergessenheit
Jahrzehnte später, genauer gesagt 2014, schreibt Jill Lepore die Geschichte von „Wonder Woman“ auf und stolpert dabei über die längst vergessene Partizipation einer gewissen Joye Hummel. Lepores Buch nennt sich „The Secret History of Wonder Woman”. Jill findet Hummel, die mittlerweile einen anderen Namen trägt und ganz überrascht ist vom Ruhm der späten Tage.
Später Ruhm
„Sie war erstaunt, dass die Leute eine so große Sache daraus machten”, sagte ihr Sohn Robb Murchison in einem Telefoninterview der „New York Times“. Sie gab und gibt mit ihrer Arbeit jungen Frauen die Inspiration, um nach den Sternen zu greifen und ihr ganz persönliches „per aspera ad astra“, übersetzt „auf steinigen Wegen zu den Sternen“ zu leben. Wer die Stories heute liest, begreift: Da ist jemand seiner Zeit weit voraus. Heute ist ein Credo wie: „Gehe hinaus in die Welt und vertraue ihr!“ bei allen Menschen, gleich welchen Geschlechts, sehr gerne gesehen.
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