Wie teuer oder billig ist der Aktienmarkt gerade? Aufschluss soll der Buffett-Indikator geben. Investoren-Legende Warren Buffett hat ihn selbst entwickelt. Wer ihn beachtet hat, war schon vor Monaten gewarnt.
Von Antje Erhard
Zugegeben, aktuell braucht man ihn womöglich nicht, um zu sehen, dass die Marktrisiken zugenommen haben. Die Märkte in den USA, allen voran der S&P 500 sind im Crashmodus bzw. Bärenmarkt. Doch wer im Dezember auf den Indikator geachtet hat, war zumindest gewarnt. Auch in der Vergangenheit hat sich der Index das eine oder andere Mal bewährt.
Diese Werte setzt der Buffett-Indikator in Relation
2001 hat Warren Buffett Überlegungen veröffentlicht, um den Aktienmarkt bewerten zu können. Mit seinem nach ihm benannten Buffett-Indikator vergleicht er die Bewertung des Aktienmarktes mit der Stärke der Wirtschaft. Dazu teilte Buffett den Börsenwert aller Unternehmen im Wilshire 5000 Index durch das US-amerikanische Bruttosozialprodukt und multiplizierte das mit 100. Heute wird das Bruttoinlandsprodukt als Vergleichsgröße verwendet und ins Verhältnis zum S&P 500 statt des Wilshire gesetzt.
Das Ergebnis, das in Prozent angegeben wird, deutet auf eine Unterbewertung des Aktienmarktes, wenn es zwischen 70 und 80 Prozent liegt. Dann ist das Bruttosozialprodukt folglich größer der Börsenwert der Aktien. Nach Einschätzung von Buffett wäre dann Zeit zum Investieren.
Über 150 Prozent ist allerdings Vorsicht angesagt: eine Korrektur kann bevorstehen, bei mehr als 200 Prozent gar ein Crash. Der Aktienmarkt wäre dann doppelt so groß wie die Wirtschaftsleistung. Bei 100 Prozent entspricht der Börsenwert der Unternehmen dem Bruttosozialprodukt.
Viele Daten – aber nicht perfekt
Fehlerfrei ist das Ergebnis wohl nicht, Kritiker bemängeln, dass aktuelle Bewertungen mit einer Wirtschaftsleistung verglichen werden, die mindestens einige Wochen alt ist. Außerdem zeigt die Marktkapitalisierung der Unternehmen den Wert ihrer Geschäfte im In- und im Ausland. Das BIP hingegen berücksichtigt ausländische Einnahmen nicht.
Auf der anderen Seite ist die Historie der Daten von mehr als 80 Jahren umfangreich. Statistiken zeigen, dass das BIP-Wachstum mit dem Gewinnwachstum der US-Unternehmen korreliert.
Dezember-Indexrekord war eine Warnung
Vor dem Platzen der Internetblase zu Beginn des Jahrtausends war der Indikator denn auch stark gestiegen. Heute blicken Investor:innen skeptischer auf den Index, weil im Zuge des niedrigen Zinsumfeldes und der Corona-Pandemie die Bewertungen stark gestiegen sind. Das könnte den Indikator verzerren. Der bewegt sich aktuell bei rund 153,3 Prozent. Zum Vergleich: Am 30. Dezember 2021 stand er noch bei 201,90 Prozent – trauriger Rekord. Mit den bekannten Folgen.
160 Prozent weisen auf eine deutliche Überbewertung hin. Obwohl viele Aktien seit Jahresbeginn ja schon deutlich korrigiert haben im Zuge von Zins- und Rezessionssorgen, Lieferengpässen und Lockdowns in Asien.
Doch was hat Warren Buffett getan angesichts der hohen Bewertung? Im ersten Quartal hat er acht neue Titel in sein Portfolio genommen. Darunter sind Finanztitel wie die Citigroup und der Erdöl-Förderer Occidental Petroleum.
Grundsätzlich gilt: Eine Aktie muss zu deiner persönlichen Strategie passen. Und ein Indikator reicht als Entscheidungsgrundlage nicht aus. Kann aber eine von mehreren wertvollen Hilfen sein.
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