Börsengehandelte Indexfonds – kurz: ETFs – gehören zu den beliebtesten Finanzprodukten und sind vor allem bei Einsteigern gefragt. Doch ETF ist nicht gleich ETF. Immer mehr dieser Indexfonds sind in den vergangenen Jahren auf den Markt gekommen und unterscheiden sich zum Teil erheblich. Hier erfahrt ihr, worauf ihr bei der Suche achten müsst.
Von Astrid Zehbe
Wer die Wahl hat, hat die Qual: 2018 wurden weltweit rund 6500 ETFs verwaltet. Die meisten Produkte bilden Aktienindizes ab, dazu kommen etliche, die der Entwicklung von Anleihen folgen. Auch für Rohstoffinvestments gibt es mehrere ETFs. Mit ETFs investiert man also in einen kompletten Markt. Ein DAX-ETF zum Beispiel enthält die gleichen Aktien, die im deutschen Leitindex DAX zu finden sind, in derselben Gewichtung. Man nimmt mit einem DAX-Indexfonds also direkt an der Entwicklung des Marktbarometers teil.
Basisinvestments fürs Portfolio
Für den Vermögensaufbau ist es ratsam, mit einem ETF auf einen Aktienindex zu starten, da Aktien auf lange Sicht die höchste Rendite versprechen. Wichtig ist zudem, auf eine breite Streuung zu achten, weil Schwankungen an den Märkten dadurch besser ausgeglichen werden. Das gelingt vor allem mit global anlegenden ETFs. Der Klassiker ist hierbei der MSCI World. Er fasst rund 1600 Unternehmen aus 23 Industrieländern zusammen und bildet ein solides Fundament für jedes Portfolio. In den vergangenen 40 Jahren lag die durchschnittliche Rendite bei rund acht Prozent pro Jahr.
Wer ergänzend auf den MSCI Emerging Markets (Schwellenländer) setzt, hat bereits einen Großteil der globalen Marktkapitalisierung abgedeckt und ist für den Start gut aufgestellt. Eine Gewichtung von 70 Prozent des Anlagevermögens auf den MSCI World und 30 Prozent auf den MSCI Emerging Markets wird häufig als Weltportfolio bezeichnet. Der DAX ist als fokussierter Index auf eine bestimmte Region (deutsche Aktien) eher als Beimischung für das Portfolio zu betrachten. Mittel- bis langfristig ist es empfehlenswert, sich mit dem Thema Portfolioallokation – also die Aufteilung des Gesamtportfolios auf verschiedene Anlageklassen – auseinanderzusetzen.
Wer auf nachhaltige Investments setzen möchte, wird ebenfalls fündig: Der MSCI World SRI bildet ebenfalls den globalen Aktienmarkt ab, wobei SRI für Social Responsible Investment steht und Unternehmen wie Waffenhersteller oder Atomkraftwerke ausschließt. Bei der Suche nach ETFs helfen die Datenbanken der Banken und Börsen sowie ETF-Finder wie auf unserer Partnerseite BÖRSE ONLINE.
Auf ein möglichst hohes ETF-Volumen achten
Für große und bekannte Indizes wie den MSCI World gibt es in der Regel mehrere ETF-Anbieter. Die einzelnen Produkte bilden dann zwar denselben Index nach, unterscheiden sich aber dennoch in einzelnen Punkten, auf die es zu achten gilt: Grundsätzlich ist es ratsam, auf ETFs zu setzen, die ein möglichst hohes Volumen haben, sprich: Viel Anlegergeld eingesammelt haben. Empfehlenswert ist ein ETF-Volumen von mindestens 100 Millionen Euro. Das hat den Vorteil, dass die Gebühren für die ETFs zum einen tendenziell niedriger sind, da Größenvorteile zum Tragen kommen. Zum anderen sind viel mehr Anteile am Markt, sodass die An- und Verkaufsspannen dadurch geringer sind.
Zudem ist das Risiko, dass der ETF aufgrund mangelnder Nachfrage wieder vom Markt genommen wird, niedriger. Zwar erhielte man in diesem Fall sein Geld zurück, ärgerlich wäre es trotzdem: Bei der Wiederanlage des Gelds in andere Wertpapiere fallen erneut Transaktionskosten an. Wird der ETF ausgerechnet in einer schwachen Börsenphase geschlossen, drohen zudem Kursverluste.
Ertragsverwendung je nach Sparziel
Als nächstes muss man sich für eine Ertragsverwendung entscheiden: Bei einem ausschüttenden ETF werden – wie der Name schon sagt – regelmäßige Erträge, also Zinsen oder Dividenden, ausbezahlt und aufs Konto überwiesen – manche jährlich, manche quartalsweise, manche sogar monatlich. Bei thesaurierenden ETFs werden von diesen Erträgen automatisch neue ETF-Anteile gekauft, das Geld wird also reinvestiert, sodass der Zinseszinseffekt zum Tragen kommt. Welche Ausschüttungsart eher infrage kommt, hängt davon ab, welches Ziel man verfolgt: Möchte man später von den Erträgen des Vermögens leben, ohne Anteile davon zu verkaufen, ist ein ausschüttender ETF das Mittel der Wahl. Will man sein Vermögen ab einem bestimmten Zeitpunkt nach und nach entnehmen, um davon leben zu können, ist eher ein thesaurierender ETF ratsam, da man hier stärker vom Zinseszinseffekt profitiert.
Replikationsmethode mit Wohlfühlfaktor
Wichtig bei der ETF-Auswahl ist auch die Replikationsmethode, also die Art, wie der Index nachgebildet wird. Physisch replizierende ETFs kaufen die Aktien des zugrunde liegenden Index tatsächlich. Das ist aufwendig und darum auch mit etwas höheren Kosten verbunden. Der Vorteil ist jedoch: Dem Anleger gehören die im Index enthaltenden Wertpapieranteile – auch im Pleitefall des Depotanbieters oder der Bank. Viele Anleger fühlen sich damit wohler als mit den sogenannten synthetisch replizierenden ETFs. Bei ihnen werden die Werte nicht physisch gehalten, sondern mit Derivaten lediglich nachgebildet. Synthetisch replizierende ETFs sind darum kostengünstiger und es lassen sich mit ihnen auch kleinere Märkte nachbilden. Allerdings besteht ein sogenanntes Kontrahenten-Risiko, also ein Ausfallrisiko, wenn eine Drittpartei, welche die Nachbildung über sogenannte Swap-Geschäfte absichert, insolvent wird.
Gebührenvergleich zugunsten der Rendite
Eine der wichtigsten Dinge, die es bei der ETF-Suche zu beachten gilt, sind die Gebühren, die der ETF-Anbieter für die Verwaltung erhebt. Gerade wer sehr langfristig in ETFs investieren will, sollte auf die kleinen Preisunterschiede achten. Denn ob man jährlich 0,2 oder 0,3 Prozent an Kosten zu tragen hat, summiert sich im Lauf der Zeit. Ein ETF auf gängige Indizes wie den DAX oder den US-Leitindex S & P 500 kostet nur selten mehr als 0,2 Prozent pro Jahr. Weniger gebräuchliche Kursbarometer lassen sich für jährlich 0,3 bis 0,6 Prozent verfolgen. Nur bei sehr exotischen oder komplexen Indizes reichen die Kosten an ein Prozent heran.
Alle, die über Sparpläne in ETFs investieren wollen, müssen zudem noch prüfen, ob der ausgewählte ETF über ihren Depotanbieter überhaupt sparplanfähig ist. Bei ETFs auf große Indizes ist dies in der Regel gegeben. ETFs auf kleinere Indizes lassen sich hingegen nicht immer über einen Sparplan besparen. Möchte man den ETF dennoch im Depot haben, muss man im Zweifel ein Einmalinvestment mit möglicher späterer Aufstockung tätigen. Unter Umständen können hierbei allerdings höhere Kosten anfallen als bei Sparplänen.
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