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Clever anlegen: Größere Beträge auf einmal oder per Sparplan?

Hat man einen größeren Geldbetrag zur Verfügung, muss man sich überlegen, ob das Geld auf einmal oder per Sparplan investiert werden soll
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Klingt wie ein Luxusproblem, kommt aber öfter vor: Auf dem Konto liegt ein größerer Betrag, der an der Börse investiert werden soll. Aber wie? Alles auf einmal oder per Sparplan? Eine Hilfestellung.

Von Jessica Schwarzer

Ob Erbschaft, Abfindung oder Erspartes: Wer eine größere Summe an der Börse investieren will, muss ein paar Entscheidungen treffen. Einzelaktien? Aktiv gemanagte Fonds? Oder ETFs? Diese Wahl ist wahrscheinlich recht schnell getroffen. Wer auf breite Risikostreuung Wert legt, wird sich eher für Fonds oder ETFs entscheiden. Dann gilt es noch, den passenden zu finden. Kopfzerbrechen bereitet vielen Anlegerinnen auch die Frage nach dem passenden Einstiegszeitpunkt – passend im Sinne von: richtig.

Gerade in Zeiten, in denen die Unsicherheit an den Märkten so groß ist, fällt es nicht leicht, eine höhere Summe auf einmal zu investieren. Die Gefahr, just den falschen Zeitpunkt zu erwischen, erscheint dann besonders groß. Im Grunde wissen wir aber nie, ob wir gerade kurz davor sind, in die nächste Börsenkrise zu schlittern, oder ob ein Kursboom bevorsteht. Es mag Anzeichen dafür geben. Aber selbst Fachleute liegen mit ihren Prognosen immer wieder daneben. Es gibt einfach zu viele Überraschungen – gute wie böse. 

„Bei der Einmalanlage besteht das Risiko, ausgerechnet dann zu kaufen, wenn das Kursniveau besonders hoch ist“, gibt auch Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zu bedenken. „Wenn die Kurse dann einbrechen, muss man das aussitzen können.“ Daher rät die Verbraucherschützerin bei Aktienfonds zu Anlagehorizonten von mindestens zehn, besser 15 Jahren. 

Attraktive Kombination 

Statt alles auf einmal zu investieren, kann man das Geld natürlich auch per Sparplan anlegen. Das reduziert die Gefahr, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen. Denn wer häppchenweise jeden Monat investiert, erwischt garantiert nicht nur den schlechtesten Moment. Aber ist das wirklich sinnvoll?

Kommt drauf an. „Habe ich 100.000 Euro auf dem Konto, brauche ich nicht mit 1000 Euro monatlicher Sparrate zu beginnen“, sagt Lisa Hassenzahl, Vermögensverwalterin und Gründerin des Her Family Office. „Dann bin ich 100 Monate beschäftigt, das wäre wohl etwas lang.“ Abhilfe kann die Kombination mit einer Einmalanlage schaffen. „Von den 100.000 Euro zum Beispiel schon mal 30.000 Euro in etwas konservativere Anlagen zu investieren, um ‚dabei zu sein‘, und den Rest in Raten anzulegen ist oft eine gute Lösung“, sagt Hassenzahl. Wichtig sei, dass die Höhe der Sparrate in einem angemessenen Verhältnis zur Einmalanlage steht.

Und wie sieht es mit der Rendite aus? Fest steht: Bei einem Sparplan ist der Startzeitpunkt dafür nicht so entscheidend. Hier gibt es ja viele Einstiegszeitpunkte – jeden Monat einen. Bei der Einmalanlage kann der Einstiegszeitpunkt hingegen schon einen deutlichen Unterschied machen. Aber: Ob wir einen tollen Zeitpunkt erwischen, ist purer Zufall. Das können wir nicht beeinflussen. Was wir aber beeinflussen können, ist die Anlagedauer. Wir sollten daher viel mehr Wert auf unser Durchhaltevermögen legen als aufs Timing. Wer langfristig breit gestreut an der Börse investiert, macht nämlich fast nie Verluste.

Was aber sagen die konkreten Zahlen? Eine Statistik des Fondsverbands BVI zeigt: Wenn wir zehn Jahre lang Monat für Monat die gleiche Summe in einen klassischen global investierenden Aktienfonds investiert hätten, könnten wir uns über eine durchschnittliche jährliche Rendite von 5,7 Prozent freuen. Über 20 Jahre liegt die Rendite bei 6,2 Prozent und über 30 Jahre sogar bei 6,4 Prozent. Hätten wir vor zehn Jahren aber einmalig investiert, kämen wir auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,1 Prozent. Auch über 30 Jahre punktet diese Variante mit immerhin 7,7 Prozent pro Jahr. Auf Sicht von 20 Jahren allerdings schneidet die Einmalanlage mit 5,9 Prozent deutlich schlechter ab. Das liegt daran, dass der Crash zu Beginn des Jahrtausends das Depot erst mal heftig getroffen hat. 

Apropos Crash: Stichtag dieser Zahlen ist der 31. August 2022 – das historisch schlechte erste Börsenhalbjahr 2022 ist also mit drin. 

Einmalanlage statistisch überlegen

Und wie sieht es mit der Kombination von Einmalanlage und Sparplan aus? Ein solches Modell haben die Experten des Onlinebrokers Scalable Capital durchgerechnet (https://de.scalable.capital/finanzplanung/ploetzlich-geld). Eine Anlegerin will 100.000 Dollar in den Weltaktienindex MSCI World stecken. Die Experten rechneten in Dollar, weil das die Währung des Index ist. Die Frage: Fährt die Anlegerin besser, wenn sie das Geld auf einmal investiert oder wenn sie zum Start 12.500 Dollar investiert und danach 35-mal monatlich je 2500 Dollar anlegt? 

Für jeden möglichen Anlagestart ab 1989 – es waren 325 – wurde berechnet, wie die Anlegerin nach drei Jahren abgeschnitten hat (nach diesem Zeitraum ist die Rendite identisch, weil dann in beiden Fällen das komplette Kapital investiert ist). Das Ergebnis war eindeutig: In drei Viertel der Fälle lieferte die Einmalanlage höhere Renditen. Heißt aber auch: Es gab Zeiträume, in denen die Einmalanlage hinter dem Sparplan zurückblieb. Statistisch gesehen ist die Einmalanlage damit auch dem Kombimodell überlegen.  

Alle Daten zeigen einen Nachteil von Sparplänen auf: „Dadurch, dass die Investition über einen gewissen Zeitraum gestreckt wird, besteht natürlich das Risiko, dass man positive Marktentwicklungen nicht so stark mitnimmt“, sagt Hassenzahl. „Denn was auf der einen Seite das Risiko eines Verlusts reduziert, verringert natürlich auch die Chance.“ 

Hinzu kommt: Die Börse steigt tendenziell eher, als dass sie fällt. Somit ist alles eine Frage der Wahrscheinlichkeiten. Und die Wahrscheinlichkeit, mit einem Sparplan in guten Börsenphasen Rendite links liegen zu lassen, ist eben höher als die, mit einem vollen Investment in einen baldigen Crash zu laufen.

Trotzdem kann es natürlich beruhigen, wenn man die Gefahr des „falschen“ Einstiegszeitpunkts per Sparplan verringert. Und in einigen Fällen fährt man damit auch tatsächlich besser. Am Ende muss jede Anlegerin selbst entscheiden: entweder mit der Einmalanlage die Gewinnchancen erhöhen oder mit dem Sparplan oder der Kombi das Risiko mindern. Die richtige Wahl hängt auch davon ab, wie sehr man etwaige Kursverluste verschmerzen kann und wie gut das eigene Nervenkostüm in so einem Fall ist. 

Erstmals Börsenluft schnuppern

Oft stellt sich die Frage nach der Einmalanlage aber gar nicht, weil Anlegerinnen gar nicht so viel Geld haben. „Dann ist ein Fonds- oder ETF-Sparplan eigentlich immer sinnvoll, weil man regelmäßig Geld zurücklegt“, sagt Verbraucherschützerin Heise. „Zudem ist der Sparplan flexibel, man kann die Sparbeträge je nach Lebens- und Einkommenssituation jederzeit erhöhen, senken oder aussetzen.“ Und die Rendite kann sich ebenfalls sehen lassen. Außerdem eignet sich ein solcher Sparplan hervorragend, um erstmals Börsenluft zu schnuppern.

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