Sexistische Kommentare im beruflichen Umfeld sind für viele Frauen keine Seltenheit. So auch für die SPD-Politikerin Sawsan Chebli, die in einem Magazin des Publizisten Roland Tichy sexistisch angegangen worden ist. Dorothee Bär, ihre CSU-Kollegin, verlässt daraufhin die Stiftung, der Tichy vorsitzt.
Bär zeigt damit Solidarität im großen Stil. „Auch wenn wir Frauen oft in der Minderheit sind, wir haben die Macht uns zu wehren. Gemeinsam“, sagte Chebli dem Magazin Focus. Dieser Zusammenhalt ist es, den unser Land noch häufiger braucht.
Von Katharina Heilen
Gemeinsam können wir mehr bewegen
Der Zusammenhalt unter Frauen ist wichtig, weil große Veränderungen nur gemeinsam durchgesetzt werden können. Wenn wir langfristig nach einer Veränderung streben und uns mehr Unterstützung unter- und füreinander wünschen, müssen wir zusammenhalten.
Je mehr Frauen auf die Missstände aufmerksam machen, desto mehr rücken sie in das Bewusstsein der Gesellschaft. Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts können – wenn sie von vielen aufgezeigt werden – nicht länger ignoriert werden.
Zunächst ist es wichtig, ein Bewusstsein für solche Szenarien zu schaffen. Einigen Menschen entgehen diese Situationen, weil sie schlichtweg nicht bemerken, dass es sich um einen sexistischen Kommentar handelt.
Diejenigen, die es bemerken, trauen sich häufig nicht, auf dessen Taktlosigkeit aufmerksam zu machen – aus Angst vor möglichen beruflichen Konsequenzen oder davor, nicht ernst genommen zu werden.
Je mehr Frauen sich jedoch für Schritte wie den von Chebli entscheiden und sich solidarisch zeigen, desto mehr wird es ihnen gleichgetan. Fest verankerte, gesellschaftliche Strukturen und Verhaltensweisen ändern sich nicht von heute auf morgen.
Hier gilt es, einen langen Atem zu beweisen und dranzubleiben. Selbst wenn es sich mühselig und anstrengend anfühlt, solche Schritte sind enorm wichtig, wenn wir als Frauen ein Arbeitsumfeld ohne Sexismus anstreben.
Zusammenhalt bringt mehr Zufriedenheit und Erfolg
Mehrere Studien, so auch eine Studie der Goethe-Universität Frankfurt belegen, dass Zusammenhalt und Zusammenarbeit unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zufriedener macht. Diese Studie unterliegt Befragungen und Gruppendiskussionen sowie einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Supervision. Das Einstehen füreinander sorgt also nicht nur für das Aufbrechen von festgefahrenen Verhaltensweisen, sondern auch für mehr persönliche und gemeinschaftliche Zufriedenheit.
Nicht zuletzt profitiere auch die Marktwirtschaft von dem Zusammenhalt unter Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Unternehmen, in denen in Teams zusammengearbeitet wird und die eine Kultur pflegen, in der man füreinander einsteht und respektvoll behandelt wird, sind laut den Studien erfolgreicher. Menschen und Wirtschaft profitieren also von einem gleichberechtigten und chancengleichen Arbeitsklima.
Courage-Tipps für mehr Zusammenhalt
Die Aktion Cheblis ist ein Beispiel, wie Zusammenhalt aussehen kann. Auch das Ausführen von gemeinsamen Projekten und Kooperationen ist ein Weg, Zusammenhalt zu leben und zu stärken.
Ein weiterer Weg, um für mehr Zusammenhalt untereinander zu sorgen, ist das Engagement in lokalen, nationalen oder internationalen Berufsnetzwerken. Beispiele für solche Netzwerke aus verschiedenen Branchen sind:
- Deutscher Juristinnen Bund (DJB): Der Bund vernetzt überregional Expertinnen aus dem Bereichen Recht- und Wirtschaftswissenschaften.
- Business and Professional Women Germany (BPW): Mitgliederinnen des BPW-Verbands sind weltweit aktiv, bieten einen Markplatz für Stellenangebote sowie Arbeitsgruppen und sind im Deutschen Frauenrat, in der UNO und im Europarat vertreten.
- Global Digital Women (GDW): GDW ist kein Verein, sondern finanziert sich über Kooperationspartnerschaften mit Konzernen. Es ist ein internationales Netzwerk von Frauen der Digitalbranche mit dem Ziel, diese sichtbarer, stärker und vernetzter zu machen.
- Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU): VdU bietet eine Plattform für den Erfahrungsaustausch, internationale Kontakte, Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen und Engagement externer Mentoring-Programme für deutsche Unternehmerinnen.
- European Women Management Development (EWMD): Das Netzwerk organisiert jährlich Konferenzen, arbeitet mit Unternehmen wie Nestlé, Henkel und Audi zusammen und spricht speziell Frauen in Führungspositionen in Management und Wirtschaft an.
- webgrrls e.V.: Ein Verein, der Frauen verbindet, die in der Branche der neuen Medien arbeiten. Das Ziel ist die berufliche Weiterentwicklung, sowie die Präsenz- und Einflusssteigerung von Frauen in einem digital geprägten Arbeitsumfeld.
Das Ziel von mehr Zusammenhalt
Mehr Zusammenhalt unter Frauen hat das Ziel, für eine (Arbeits-)Welt zu sorgen, in der sich Kollegen und Kolleginnen gleichermaßen behandelt und geschätzt fühlen. Machtverteilungen und ‑strukturen werden aufgebrochen und bieten gleiche Chancen für Frauen und Männer, die nötige Kompetenzen mitbringen.
Vielmehr führt der Zusammenhalt aber zu konkreten Ergebnissen und gemeinsames Wachstum. Wir alle können voneinander profitieren und unsere Stärken nutzen sowie Schwächen ausgleichen, um eine gleichberechtigte und chancengleichere Zukunft mitzugestalten und das (Arbeits-)leben für uns und zukünftige Generationen zu verändern.
Courage Inside:
Das Courage Magazin selbst ist ein Ergebnis weiblichen Zusammenhalts. Die beiden Gründerinnen Astrid Zehbe und Daniela Meyer haben innerhalb des Finanzenverlags gemeinsam Deutschlands erstes Finanz- und Karrieremagazin für Frauen ins Leben gerufen. #strongertogether
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