Endlich am Meer! Der süßlich harzige Duft sonnenbeschienener Kiefern, die über mir ein schattiges Dach bilden, geben mir das Gefühl, endlich im Süden zu sein. Die türkisblaue Küste im Norden Kroatiens zu erreichen, war in diesem Jahr alles andere als selbstverständlich.
Von Michaela Stemper
1. Reiseplanung 2020
Unbehagen macht sich breit, wenn ich ans Reisen mit dem Flugzeug denke. Aber was ist die Alternative?
Anders als in den vergangenen Jahren planen wir, mit dem Auto ans Mittelmeer zu fahren. Mehr als 1000 Kilometer in den heißen Süden. Vorher undenkbar. Unsere Wahl fällt nicht zufällig auf Kroatien. Schon längst wollte ich Urlaub in der Heimat meiner kroatischen Freundin machen – jetzt ist die Gelegenheit.
Die Urlaubsinseln der Kvarner Bucht liegen im Norden, was unsere Reiseroute auf die Insel Krk zumindest auf unter 1000 Kilometer drückt.
Aber Achtung: Die schnellste Route von Frankfurt über München, Villach, Ljubljana bis nach Krk ist nicht die eleganteste. Lange Warteschlagen drohen am Karawankentunnel. Zudem führt ein Großteil der Strecke über Kroatiens Bundesstraßen.
Unser Tipp: Die Route auf der A3 bzw. A9 über Passau, Graz, Maribor, Zagreb bis auf die „goldene Insel“ ist nur unwesentlich länger, aber deutlich bequemer.
Wir planen einen Zwischenstopp in Spital am Pyhrn ein. So hat man die ersten 590 Kilometer hinter sich und erreicht nach weiteren 460 Kilometern entspannt das Reiseziel über die „Krcki most“, die die Insel mit dem Festland verbindet. Denn ich wollte in diesem Sommer auch keinen Fuß auf eine Fähre setzen.
Vignette: für Österreich und Slowenien kann man vor dem deutschen Grenzübergang Stuben erwerben. Kosten: ab 9,40 EUR (AU), ab 30 EUR (SLO).
Maut: zusätzliche „Tunnelgebühren“ lassen sich gut mit dem ADAC-Routenplaner kalkulieren. Kreditkartenzahlung möglich. Kosten: 15 EUR (AU), 14,03 EUR (HR).
Zwischenstopp: „Haus der Naturfreunde“, Spital (direkt an der A 9). Kosten: 107 EUR im DZ.
Einreise: Reisen in das EU-Land Kroatien müssen aktuell angemeldet werden. Infos über das Auswärtige Amt .
2. Euro in Kuna tauschen
Auch wenn Kroatien seit dem 1. Juli 2013 ein Mitgliedsstaat der EU ist, wird weiterhin in kroatischen Kuna gezahlt.
In Deutschland zu wechseln, lohnt sich nicht, da die Hausbank die Beschaffungskosten für Geldscheine und Münzen an den Kunden weitergibt.
Vor Ort tauscht man Bargeld am besten über eine der staatlichen Wechselstuben Fina, um auf der sicheren Seite zu sein. Denn Wechselstuben können bis zu zehn Prozent der Summe als Kommission in Rechnung stellen. Der Hinweis „No Commission“ ist irreführend: Oft bekommt man schlichtweg weniger Kuna fürs Geld.
Die Abholung an ATMs wird empfohlen, aber auch hier kann der Kurs stark variieren. Im Zweifelsfall lieber die Transaktion abbrechen. Gute Erfahrungen, d.h. einen guten Wechselkurs, haben wir an den Automaten der österreichischen Erste Bank gemacht.
Restaurantrechnungen lassen sich mit EC- oder Kreditkarte begleichen. Hier die Zahlung in Kuna wählen und der Kartenbetreiber rechnet später um.
3. Übernachten in Kroatien
Unsere Wahl fällt auf Malinska. Ein gut erschlossener Ort, wo viele kroatische Hauptstädter ein Feriendomizil unterhalten.
Da diese nicht das ganze Jahr vor Ort sein können, werden schöne private Apartments und Häuser vermietet. Der Kern des Orts rund um den Hafen bietet Übernachtungsmöglichkeiten in der klassischen Architektur der Adriaküste.
Unser Favorit: Wer modernere Unterkünfte direkt am Meer schätzt, sollte sich gezielt den Stadtteil Zidarici aussuchen. Hotels aller Kategorien werben um Gäste: vom Fünf-Sterne-Hotel im eleganten Riva-Stil bis hin zu Häusern, die der Habsburgerzeit entsprungen sein könnten.
Apartments Malinska: booking.com, airbnb.de
Hotels: Riva 5* (am Hafen), 4300 EUR, Hotel Blue Waves 3* , 1460 EUR, Hotel Villa Rova 4* , 1505 EUR (Zidarici), Villa Clara 4*, 1680 EUR (Porat). Hotelpreise für eine vierköpfige Familie für eine Woche, Ausnahme: Villa Rova nur für Erwachsene.
4. Paradiesischer Küstenweg
Wunderschön! Der „Rajska Cesta“ ist seit 1938 ein Wander- und Erholungsweg direkt am Meer. Von schattenspendenden Bäumen gesäumt, reicht das Grün bis in die Wellen.

Quelle: Michaela Stemper
Vom Zentrum Malinskas wendet man sich in Richtung Haludovo und wandert entlang alter Badestellen und einer verlassenen Hotelruine immer vorbei an windschiefen Kiefern, uralten Mittelmeerzedern und knorrigen Eichen. Nach jeder Kurve entdeckt man eine neue Bucht, einen schönen Felsvorsprung oder einen schattigen Platz. Hinter einer kleinen Marina beginnt der eigentliche Paradiesweg.
Rund zwei Kilometer Richtung Norden ist er mit dem Rad befahrbar, als Wanderweg führt er in das nahegelegene Küstenstädtchen Njivice. Es lohnt sich, auf der Radtour Badesachen dabei zu haben. Profis spannen sogar Hängematten zwischen den Bäumen oberhalb der Felsen auf. Mehr Robinson-Feeling geht nicht.
Radverleih: Rent a Quad, Bike, Scooter in Malinska, Kosten: 100 Kuna/Tag, Kindersitze vorhanden, keine Räder für Kinder unter 140 cm.
Rad- und Wanderkarte: Ideal auch für den Spätsommer. Rund 400 km Radwege für Rennräder, Trekking- und Mountainbikes gibt es auf Krk. Karten kostenlos bei der Tourist-Info.
Beach Bar: Paradajz am Anfang des Paradieswegs.
5. Kroatische Küche
Kroaten sind keine großen Frühstücker. Aber wer sich auf den „croatian way of life“ einlässt, erlebt mehr als in jedem seelenlosen Starbucks. Denn den meist starken „Kava“, also Kaffee, gibt es immer und überall.
Ganz wunderbar – fast so wie vor 35 Jahren bei meinem ersten Jugoslawienbesuch – ist der Backwarenverkäufer, der allmorgendlich seine Runden am Strand dreht. Laut schreiend verkauft er Strudel mit Quark, Kirsch oder Apfel. Oder auch die für den Balkan typischen, fettigen, aber göttlichen „Burec“ mit Schafskäse, Spinat oder Fleisch.

Fish & Chips und gegrillte Meeresfrüchte Quelle: Michaela Stemper
Mittags werden oft nur Kleinigkeiten gegessen. Abseits vom Strand haben wir einen tollen Fish-&-Chips-Imbiss an der Straße nach Njivice entdeckt. Einfach am rot-weißen Leuchtturm anhalten und frisch gegrillte Doraden genießen.
Abends bieten die Konobas (Tavernen) leckere Fleisch und Fischgerichte. Cevapcici kennt man vom Kroaten an der Ecke, aber was man hier an Fisch und Meeresfrüchten bekommt, ist sensationell. Viel gegrillter Oktopus und Sepia. Tolle Muschelgerichte.
Kava am Meer: Mare & Mons (Rova 43), Fish & Chips Popaj (Put Radici), bodenständig: Konoba Dubasnica (nah der Schule), gehoben: Primorska Koliba (Sv. Apolinara), Restaurant Mulino (Hotel Malin, Promenade) besser als die Hafenlokale in Malinska: Konoba Porat.
6. Lust auf Meer?

Beliebt: Entdeckungstour unter Wasser. Quelle: Michaela Stemper
Aktivitäten rund ums Meer werden auf Krk großgeschrieben. Man kann schwimmen, schnorcheln, tauchen, angeln, segeln, Motorboot oder Semisubmarine fahren und sich beim Wasserparcours oder Stand-Up-Paddling beweisen.
Nach zwei Wochen Suche ist uns aber eines klar: es gibt nicht DEN Strand. Krk ist umsäumt von Buchten. Mal so winzig klein, sodass sie namentlich nicht auf der Karte verzeichnet sind, mal größer, so wie der rund zwei Kilometer lange Strand von Baska. Das Wasser ist kristallklar und funkelt mitunter in einem karibischen Türkis. Fast immer knirscht Kies unter den Füßen, mal feiner und mal grober.
Unsere Kinder stören sich erstaunlicherweise wenig daran. Sie beobachten zwischen den Felsen Meerestiere, nennen „ihre“ Seeigel Wilhelm, Wilma und Vaiana und ärgern einen Sepia so lange, bis er Tinte rausschießt.

Auf die Boote und los. Quelle: Michaela Stemper
Mit dem Boot erreicht man auch unzugängliche Strände wie den bekannten Golden Beach oder Fox Bay. Ausflugsschiffe brechen allmorgendlich ab Krk-Stadt oder Punat auf.
Noch schöner finde ich es, ein Motorboot zu mieten und überall dort zu ankern, wo das Wasser besonders smaragdfarben ist oder die Felsen uns vor starken Bora-Winden schützen.
Verleih Motorboot: Rent a Boat, Malinska (nur mit Bootsführerschein) ab 900 Kuna zzgl. Treibstoff (Anbieter vergleichen), SUP 70 Kuna, Tretboot 90 Kuna, Wasserparcours 50 Kuna.
7. Einmal rund um die Insel
Krk zählt zu den ältesten Städten des Adriaraums. Römer, Frankopanen, Venezianer und Habsburger, sie alle hinterließen ihre Spuren. Nirgendwo kann man das besser nachempfinden als in der Inselhauptstadt.
Fasziniert stehen wir an einem unserer Ausflugstage vor einem für die Region untypischen Zwiebelturm, der zur Kathedrale von Krk gehört. Wir lassen uns durch das Stadttor im Westen auf den Hauptplatz „Vela Placa“ treiben. Die Kinder bekommen ein Eis, wir trinken Kava im Stehen und fühlen uns sehr kroatisch.
Die 24-stündige Uhr aus dem 16. Jahrhundert mahnt uns, dass die Mittagszeit bevorsteht und man besser den Weg ans Meer antritt. So laufen wir über Straßen aus weißem Stein, die mich an Dubrovnik erinnern, bis an den Hafen. Kleine Läden säumen die Gassen und wir lassen uns zum Kauf von Souvenirs hinreißen.
Weiter geht es nach Punat. Beim Anblick der vielen Masten schlägt unser Seglerherz höher. Man sagt, es sei eine der größten Marinas Kroatiens. Die natürliche, nur durch eine Meerenge zur Adria geöffnete Bucht bietet Schutz vor den starken Winden.
Auf der Promenade am Meer geht es, anders als in Krk-Stadt, lässig entspannt zu. In der Bucht liegt eine wunderschöne fast kreisrunde Insel, Kosljun. Mehr Postkartenidyll geht nicht, denke ich, und finde schon hinter der nächsten Kurve einen neuen Traumstrand.
Nachsaison auf Krk: Während in den Ferienorten langsam die Lokale schließen, herrscht in Krk-Stadt immer noch Betrieb. Die Preise fallen deutlich.
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