Die deutsche Hebamme Tanja Hock kam vor 15 Jahren als Ehrenamtliche nach Madagaskar. Die große Not – vor allem von Frauen und Kindern – erschütterte sie tief. Sie blieb, gründete die Mobile Hilfe Madagaskar und baute ein dringend benötigtes Krankenhaus. Courage-Chefredakteurin Daniela Meyer begleitete sie per Buschflieger zu einer Not-OP, die ihr bis heute in Erinnerung blieb.
Von Daniela Meyer
Man muss kein Arzt sein, um zu sehen, dass mit dem Bauch des schwangeren Mädchens etwas nicht stimmt. Viel zu weit oben wölbt sich seltsam zugespitzt eine harte Kugel unter der Haut der zierlichen Frau. Sie ist 18 Jahre alt und heißt Rosa. Es ist ihre zweite Schwangerschaft. Rosas erster Sohn ist bereits vier Jahre alt.

Tanja bespricht mit Rosa die Lage Quelle: Daniela Meyer
Das Gesicht der jungen Frau ist vor Angst und Schmerzen verzerrt, doch ihren Lippen entweicht kein Laut, nicht einmal ein kleines Stöhnen, als ich sie gemeinsam mit der Hebamme Tanja Hock auf den Untersuchungstisch hebe, den das Ärzteteam der Mobilen Hilfe Madagaskar mitgebracht hat. Rosa ist leicht wie ein Kind, ich hätte sie alleine tragen können.
„Die Menschen hier sind aus einem anderen Holz geschnitzt als wir“, sagt Tanja, während sie mit geübten Fingern Rosas Bauch abtastet und in fließendem Madagassisch Fragen stellt. „Sie sind so viel Leid gewöhnt, harte Arbeit und auch Hunger. Sie verinnerlichen schon als Kinder, dass Weinen und Jammern ihnen nicht hilft.“
Mit dem Einbaum zwei Tage lang zum Arzt rudern

Das Ärzteteam der Mobilen Hilfe Madagaskar stellt sich Rosa vor Quelle: Daniela Meyer
Die Diagnose steht schnell fest: eine voll entwickelte Bauchhöhlenschwangerschaft, das Baby ist nicht in der Gebärmutter zu voller Größe gewachsen, sondern außerhalb, zwischen Magen und Darm, weil die befruchtete Eizelle aus dem Eileiter kommend in den offenen Bauchraum gerutscht ist. „In diesem Stadium gibt es so etwas in Europa gar nicht mehr“, erklärt Tanja, „weil man es dort früh erkennt und behandelt.“ Klar ist, das Baby hat keine Chance den Mutterleib zu verlassen, außer über die Öffnung der Bauchdecke.
Vor vier Tagen haben bei Rosa bereits die Wehen eingesetzt. Doch als das Baby nicht kam, legte ihre Familie die junge Frau in einen Einbaum, ein schmales Ruderboot aus einem Baumstamm gehöhlt, und ruderte sie über den nahe gelegenen Fluss Mangoky zur nächsten Krankenstation in Beroroha, mitten im madagassischen Busch. Zwei Tage waren sie unterwegs, um bei ihrer Ankunft festzustellen, dass es keinen Arzt, ja nicht einmal eine Hebamme vor Ort gab. Nur einen fast leeren Raum mit rostiger Pritsche.
Mehr als 90 Prozent der Madagassen leben unter der Armutsgrenze
Lediglich ein glücklicher Zufall – wenn man denn hier von Glück sprechen mag – sorgte dafür, dass Tanja und ihr Team jetzt hier sind. Der Mitarbeiter einer anderen Hilfsorganisation, die im Nachbarort eine Schule baute, war an diesem Tag im Dorf, um Holz zu besorgen. Er sah die verzweifelte Familie, erkannte, dass Rosa ohne Hilfe sterben würde und rief Tanja in Antananarivo, der 300 Kilometer Luftlinie entfernten Hauptstadt Madagaskars an.
Hier lebt die Hebamme, die ursprünglich aus Aschaffenburg stammt, seit mittlerweile 15 Jahren mit ihren Kindern Fanilo und Fifaliana, die sie 2007 und 2010 aus dem Waisenhaus adoptierte. Als Ehrenamtliche war sie nach Madagaskar, einem der ärmsten Länder der Erde, gekommen, um zu helfen. Die große Not, die hohe Sterblichkeitsrate von Müttern und Kindern, die entsetzliche medizinische Versorgung erschütterte sie so sehr, dass sie beschloss zu bleiben.
Sie gründete die Mobile Hilfe Madagaskar, schaffte nach und nach über Spendengelder einen Rettungswagen, ein Hebammen- und ein Zahnarztmobil sowie ein Ultraleichtflugzeug für Rettungseinsätze in abgelegenen Gegenden an und baute schließlich ein Krankenhaus. Die Armen, von denen es in Madagaskar, wo laut Welthungerhilfe mehr als 90 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, reichlich gibt, werden hier kostenlos behandelt. Vor allem werdende Mütter können ihre Babys bei Tanja unter sicheren und hygienischen Bedingungen zur Welt bringen.

Das Dorf Beroroha, mitten im madagassischen Busch. Quelle: Daniela Meyer
Die Angst, die Geburt des Kindes nicht zu überleben, ist Realität
Für Rosa und die allermeisten Frauen in Madagaskar ist das absoluter Luxus. „Fast jede Frau hier hat Angst, die Geburt ihres Kindes nicht zu überleben“, erzählt Tanja. „Anfangs habe ich das für albern gehalten, musste meine Einschätzung aber leider schnell revidieren.“ Jeder hier hat Frauen im persönlichen Umfeld, die an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt gestorben sind. Und auch Rosa wäre heute nicht mehr am Leben, wenn Tanja und ihr Team nicht so schnell vor Ort gewesen wären.
Als Tanjas Handy an diesem Morgen klingelt, sitzen wir gerade bei einer Tasse Kaffee in ihrem Wohnzimmer mit Blick über die Reisfelder der Umgebung. Durch meine journalistische Arbeit in Afrika kennen wir uns seit vielen Jahren persönlich. Schon nach zwei Sätzen ist klar, dass es um einen Notfall geht. „Ich kann dich leider nicht nach Hause fahren“, sagt Tanja als sie aufgelegt hat, „ich muss zum Flughafen, einen Buschflieger und ein Rettungsteam organisieren.“ Und noch ehe ich genau weiß, was ich da tue, höre ich mich sagen: „Ich komme mit.“

Nach 2 Stunden Flugzeit mit dem Ultraleichtflugzeug geht es mit dem Jeep weiter. Quelle: Daniela Meyer
Drei Stunden später sitzen wir gemeinsam mit einem Piloten der Hilfsorganisation Mission Aviation Fellowship (MAF), zwei madagassischen Chirurgen, einer Krankenschwester und mehreren Kisten voll sterilem, medizinischem Equipment in einem Ultraleichtflugzeug. Ich habe nichts dabei außer einer Jacke, einer Taschenlampe, die sich noch als extrem nützlich erweisen soll, und meiner Kamera. Tanja hatte mich gebeten – wenn ich denn schon mitkomme – den Einsatz für die Mobile Hilfe Madagaskar zu dokumentieren. Dass dieser Tag einer der krassesten meines bisherigen Lebens werden würde, konnte ich ja nicht ahnen.
Not-Operation mitten im madagassischen Busch

Per Ponton über den Fluss zur Krankenstation. Quelle: Daniela Meyer
Nach rund zwei Stunden landet der Buschflieger auf einem holprigen Streifen roter Erde. Wir werden von einem Mitarbeiter der anderen Hilfsorganisation vor Ort mit dem Jeep abgeholt. Per Ponton geht es samt Equipment über den Fluss. Auf der anderen Seite liegt die Krankenstation, die man – zumindest als Europäerin – niemals als solche identifiziert hätte. Meine Augen sehen einen fast leeren Geräteschuppen. Nur ein Tisch und ein völlig leerer Schrank stehen in dem kargen Raum.
Rosas kleiner Sohn klammert sich ängstlich ans Bein seiner Oma, Rosas Mutter, als er uns sieht. Auch Rosas Vater, ihr Mann und eine Tante sind mitgekommen und wachen, bei der folgenden Operation, auf dem Fußboden sitzend, direkt vor der geöffneten Tür, durch die auch nach Einbruch der Dunkelheit die Luft noch heiß und klebrig hereinströmt.
Die Entscheidung für die Operation ist sofort getroffen. Tanja erklärt der Familie auf Madagassisch, mit ruhiger, sachlicher Stimme, was nun passieren wird. Ich stehe daneben und stelle mir vor, wie man wohl in Deutschland reagieren würde – mit 1000 Fragen und Zweifeln und Weinen. Rosas Familie bleibt stumm, die Gesichter fast reglos. Als Zeichen, dass sie verstanden hat, dass es länger dauern wird, breitet die Großmutter eine mitgebrachte Decke auf dem nackten Boden aus. Mehr hat die Familie nicht dabei.

Kurz vor der OP. Quelle: Daniela Meyer

Kurz vor der Spinalanästhesie. Quelle: Daniela Meyer
Die Ärzte bereiten währenddessen den OP vor. Ich lerne, dass ein OP überall da ist, wo es einen Notfall gibt und schnell operiert werden muss. Eine sterile Umgebung, hellgrün gestrichene Wände, um die Patienten zu beruhigen, eine riesen OP-Lampe, Besteckwagen, Beatmungsgerät und die vielen anderen piependen Geräte deutscher Krankenhäuser – hier muss man ohne all das zurechtkommen.
Ein Anblick, der sich für immer ins Gedächtnis brennt

Rosa wird eine Spinalanästhesie, Schmerz- und Beruhigungsmittel verabreicht. Quelle: Daniela Meyer
Die mitgebrachte Liege wird desinfiziert, Rosa nackt daraufgelegt. Anstatt Vollnarkose gibt es eine Spinalanästhesie plus Schmerz- und Beruhigungsmittel. Zwei lange Stöcke werden draußen gesucht und links und rechts von Rosas Kopf an die Pritsche gebunden.
Dazwischen spannt Tanja Rosas eigenes Wickeltuch, das Madagassinnen um den Körper geschlungen wie ein Kleid tragen. Sie soll nicht sehen müssen, wie ihr Bauch aufgeschnitten wird. Aber ich sehe es.
Von kurz unter der Brust bis fast zum Schambein verläuft der tiefe Schnitt. Es dauert nur wenige Minuten, bis die beiden Chirurgen das Baby aus dem Leib seiner Mutter heben. Es ist ein Mädchen. Und es ist tot. Vermutlich schon seit einigen Tagen. Tanja nimmt das Kind an sich und wickelt es liebevoll in vorbereitete Stoffbahnen, damit die Familie sich entscheiden kann, ob sie den kleinen Körper noch einmal sehen möchte oder nicht. Mir brennt sich der Anblick für immer ins Gedächtnis.

Rosa bekommt einen tiefen langen Schnitt über den Bauch. Quelle: Daniela Meyer
Ich stelle fest, dass die direkte Beobachtung des Geschehens – quasi mit dem nackten Auge – viel schlimmer ist als durch das Objektiv meiner Nikon. Ich mache darum unzählige Fotos, dokumentiere jeden Schritt der Operation. In stundenlanger Kleinstarbeit entfernen die Chirurgen die Plazenta, die mit dem Darm verwachsen ist. Nichts darf zurückbleiben und für eine Vergiftung im Körper sorgen. Obenherum tragen die beiden sterile OP-Kittel, OP-Hauben und natürlich Gummihandschuhe. Doch unter dem OP-Tisch stecken ihre nackten Füße in bunten Flipflops. Ein surreales Bild, aus einer anderen Welt.
Die Chirurgen arbeiten im Akkord, um Rosa zu retten
Sie stellen fest, dass Rosa ein Geschwür an der Gebärmutter hat, dass die Bauchhöhlenschwangerschaft überhaupt erst verursacht hat. Beim Versuch es zu entfernen, treffen sie ein Blutgefäß. Ich habe noch nie so viel rote, sprudelnde Flüssigkeit gesehen. Sie füllt innerhalb von Sekunden den ganzen Bauchraum. Ich denke sofort, das war es jetzt. Nun stirbt auch noch die Mutter.

Die Ärzte können die Blutung stoppen. Quelle: Daniela Meyer
Dicke, sterile Tücher werden wie Schwämme in Rosas Körper gedrückt, rot getränkt herausgezogen und über dem Boden ausgewrungen. Immer wieder und wieder. Die Wunde, die die Blutung verursacht, muss schnell gefunden werden. Wir haben nur zwei, drei Blutkonserven dabei. Die Chirurgen arbeiten im Akkord, aber dennoch ruhig. Jeder Handgriff scheint trotz der angespannten Situation wohlüberlegt. Nach einigen Minuten ist die Blutung gestoppt. Ohne es bemerkt zu haben, stehe ich in einer riesigen Lache aus Blut von Rosa.
Tanja erklärt mir, man habe sich nun schweren Herzens dazu entschlossen, die Gebärmutter samt Geschwür zu entfernen. Für eine so junge Frau, in einem Land, in dem Kinder die einzige Altersvorsorge sind und die Familie das soziale Sicherheitsnetz, ein schreckliches Schicksal. Die Alternative wäre aber vermutlich ein noch früherer Tod, als er ohnehin in Madagaskar Normalität ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt hier bei gerade einmal 47 Jahren, in ländlichen Gegenden oft noch darunter.

Kurz bevor die OP-Lampe erlischt. Quelle: Daniela Meyer
Draußen ist es dunkel geworden. Tanja, die ihre eigene Ruhe auf mich und alle anderen zu übertragen scheint, geht immer mal wieder hinaus zu der schweigsamen Familie, um ihnen ein kurzes Update zu geben. Die Operation zieht sich viel länger als gedacht. Die Spinalanästhesie verliert allmählich ihre Wirkung. Die mitgereiste Krankenschwester verabreicht Rosa per Tropf ununterbrochen Flüssigkeit, Beruhigungs- und Schmerzmittel. Doch das Bewusstsein der jungen Frau dringt in immer kürzeren Abständen an die Oberfläche. Ihre Augen flackern und sie stöhnt leise.
Ich habe mich mittlerweile an ihrem Kopfende positioniert. Durch das dünne Tuch muss ich nicht mehr alles so genau sehen. Ich konzentriere mich auf ihr Gesicht, streichle ihre Wange, flüstere ihr zu, dass sie es schaffen wird, und wedle Mücken und kleine Motten von ihrer schweißnassen Haut. Und plötzlich erlischt die mitgebrachte Lampe, die wir über dem provisorischen OP-Tisch aufgestellt hatten. Es ist stockdunkel.
Die Taschenlampe wird zur Notfallbeleuchtung über dem OP-Tisch
Das erste Mal bemerke ich ein leichtes Gefühl von Panik – nur bei mir, die anderen bleiben ruhig. Der Chirurg spricht leise mit Tanja, die einfach ein Handy aus der Hosentasche zieht, das integrierte Licht anschaltet. Es ist schwach, aber besser als nichts.
Ich erinnere mich an meine starke LED-Taschenlampe, die ich in Afrika fast immer dabeihabe, um mich ohne Straßenbeleuchtung im Dunkeln zurechtzufinden. Ich renne raus und hole sie. Die nächsten 30 Minuten verbringe ich damit, sie über Rosas offenen Bauch zu halten, damit die Chirurgen weiterarbeiten können. Sie machen Witze und kichern über meinen lahm werdenden, zitternden Arm. Es ist absurd, aber ich muss mitlachen. Wie verweichlicht bin ich eigentlich?
Zum Glück ist der Strom irgendwann wieder da und das Licht geht wieder an. Kurz darauf ist die OP-Wunde sauber vernäht und verbunden. Dann geschieht etwas, dass ich fast noch verrückter finde, als alles, was ich bis dahin an diesem Tag gesehen habe. Oma und Mutter von Rosa werden in den Raum gebeten. Aber anstatt sich auf ihre nun schlafende Tochter und Enkelin zu stürzen, sie zu küssen und ihre Hand zu halten, riskieren sie nur einen schüchternen Blick und fangen augenblicklich an zu putzen. Auf den Knien wischen sie Rosas Blut mit alten Tüchern auf und waschen das OP-Besteck in einer Emaille-Schüssel mit Brunnenwasser.
„Das ist hier ganz normal“, erklärt Tanja. „Die Familien sind für die Pflege der Patienten zuständig und auch für die Reinigung der Krankenzimmer. Bei uns im Krankenhaus ist das anders, da macht das unser Pflegepersonal. Aber das ist eher ungewöhnlich.“ Da wundert es auch nicht, dass der Chirurg der Tante Medikamente und Verbandsmaterial für die kommenden Tage in die Hand drückt und ihr erklärt wie diese anzuwenden sind. Mindestens eine Woche lang soll Rosa in der sogenannten Krankenstation bleiben, damit die Wunde heilen kann und sich nicht infiziert. Beim Anblick der fleckigen Schaumstoffmatratze im Nebenraum, auf die Rosa getragen wird, kommen arge Zweifel auf, ob man hier nicht auch ohne riesen OP-Wunde eine Infektion bekommen könnte.
Rosa lebt – und das ist alles, was am Ende des Tages zählt
Tanja drückt mir eine Flasche mit Desinfektionsmittel in die Hand. Ich würde mir lieber die Hände heiß abwaschen, aber fließendes Wasser gibt es hier nicht. Plötzlich riecht der Raum nur noch nach Blut und Schweiß. Ich muss dringend an die frische Luft, bevor mir richtig schlecht wird.
Die Mitarbeiter der Hilfsorganisation, die im Nachbarort die Schule bauen, haben ein Abendessen gekocht – Reis mit einer extrem scharfen Chilisoße. Beim Essen erfahre ich, dass eine andere Frau und ihr Baby am Morgen gestorben sind. Auch sie war zur Krankenstation gebracht worden. Zu spät. „Sie liegt jetzt im Raum neben Rosa, bis ihre Familie sie abholen kommt“, sagt Tanja. Drei Tote an einem Tag, darunter zwei Babys. Es ist einfach furchtbar. Aber Rosa lebt. Und das ist alles, woran ich von nun an denke, wenn ich mich an diesen Tag erinnere. Wie ein Mantra sage ich mir: Rosa lebt.
Eine Lektion fürs Leben – Persönliche Anmerkung der Autorin:
Zwei Wochen später ruft Tanja mich an. Rosa ist zurück in ihrem Dorf. Es geht ihr gut. Für mich ist das ein echtes Wunder, das dank Tanja und ihrem großartigen Team, das selbst unter diesen krassen Umständen stets besonnen und professionell reagierte, möglich wurde. Aber auch grundsätzlich. Ich glaube nicht, dass ich oder eine meiner Freundinnen hierzulande diese Strapazen überlebt hätten. Und wenn, dann nur schwer traumatisiert. Vier Tage Wehen und schreckliche Schmerzen, die Fahrt im Einbaum, die OP ohne Vollnarkose, die unhygienischen Bedingungen, der Tod des eigenen Kindes und die Nachricht keine Kinder mehr bekommen zu können.
Das vermeintliche Abenteuer, zu dem ich so unbedarft aufgebrochen war, hat sich mir bis heute ins Gedächtnis gebrannt. Und dafür bin ich sehr dankbar. Die Erfahrung war schrecklich und schön zugleich. Der Anblick eines toten Babys geht wohl jedem sehr nahe. Aber auch Rosa war für mich noch ein Kind. Und sie lebt.
Die Begegnung mit Tanja und ihr haben mich verändert, mich für immer geerdet. Klar ärgere ich mich trotzdem heute wieder über meine alltäglichen Luxusprobleme, über die verspätete Bahn oder andere Trivialitäten des Lebens, wie wir es hierzulande glücklicherweise gewohnt sind. Aber bis heute sehe ich Rosas zartes Gesicht vor mir, ihre dunklen Augen – viel klarer als das Blut und die schlimmen Bilder. Sie ist für mich eine Heldin. Genauso wie Tanja Hock. Zwei starke Frauen, von denen ich an einem einzigen Tag viel mehr über das Leben gelernt habe als zuvor in vielen Jahren.

Meine beiden Heldinnen Tanja Hock und Rosa. Quelle: Daniela Meyer
Hier geht’s zum ausführlichen Interview mit Tanja Hock
Du kannst Tanja Hock und ihre Arbeit mit der Mobilen Hilfe Madagaskar mit einer Spende oder einer Patenschaft für eine werdende Mama und ihr Baby unterstützen.
Weitere Infos und Fotos dazu findest du unter www.mobile-hilfe-madagaskar.de und auf der Facebookseite der Hilfsorganisation
Du kannst direkt spenden an:
Mobile Hilfe Madagaskar e.V.
Sparkasse Aschaffenburg
IBAN DE05795500000011418472
BIC BYLADEM1ASA
Oder über die Organisation www.betterplace.org
Bist du Krankenschwester, Arzt oder Ärztin? Kannst du in der Verwaltung oder im IT-Bereich helfen oder als HandwerkerIn mauern, Elektrik verlegen, Brunnen bauen…? Dann melde dich doch einfach direkt bei Tanja unter: +261 33 84 573 91 oder per Mail: hock@mobile-hilfe-madagaskar.de
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