Beate Sander ist eine der bekanntesten Börsenexpertinnen Deutschlands – und eine der ältesten. Mit der von ihr entwickelten Hoch/Tief-Mut-Strategie wurde sie im stolzen Alter von 74 Jahren Millionärin – gerade mal 15 Jahre, nachdem sie ihre allererste Aktie gekauft hat. Zur Ruhe setzen will sich die oft als “Börsen-Oma” betitelte Ulmerin aber längst noch nicht: Beate Sander schreibt Kolumnen für Zeitungen, gibt ehrenamtlich Börsenseminare an der Volkshochschule und ist Autorin von über 50 Fachbüchern. Der bekannteste Bestseller von Beate Sander ist der „Börsenführerschein“.
Von Astrid Zehbe
Frau Sander, worauf sollten Menschen, die mit dem Vermögensaufbau starten wollen, achten?
Gerade für den Anfang ist es wichtig, breit am Markt zu investieren. Das geht über aktiv gemanagte Aktienfonds und den Index abbildende ETFs, die eine Vielzahl von Aktien bringen. Nicht nur für Börsenneulinge sind diese Produkte gut geeignet.
Investiert man dann lieber über Sparpläne, oder sind Einzelinvestments besser?
Wer diszipliniert ist, also sein Gespartes nicht leichtfertig wieder ausgibt, der kann Einzelinvestments tätigen – am besten immer dann, wenn es am Markt Rücksetzer gab. Wer es bequemer mag, dem rate ich zu Sparplänen, am besten auf thesaurierende ETFs, um den Zinseszinseffekt zu nutzen. Allerdings sollte man Sparpläne einfach ewig laufen lassen und womöglich vergessen.
Warum nicht?
Sparpläne sind wie Leistungssport. Man muss immer trainieren, um am Ball zu bleiben. Oder konkreter: Sparpläne sollten regelmäßig angepasst werden, um zu vermeiden, dass eine einzelne Position zu viel Gewicht im Portfolio bekommt und Klumpenrisiken entstehen.
Sichern Sie Ihr Depot ab – zum Beispiel mit Zertifikaten oder Gold?
Nein, Optionsscheine, Hebelzertifikate oder ähnliches waren für mich schon immer tabu. Auf etwas Gold hingegen setze ich schon. Ich bin zum Beispiel in einen Gold- und einen Edelmetall-ETC investiert. Als beste Absicherung sehe ich allerdings eine breite Streuung (Diversifikation) in meinem Portfolio.
Haben Sie einen Tipp, um in turbulenten Börsenzeiten ruhig zu bleiben – auch wenn das Depot ein Minus ausweist?
Mein Motto ist: Meide die gefährlichen Vier – Euphorie, Panik, Angst und Gier. Das hat mir immer geholfen, besonnen zu reagieren und diszipliniert abzubremsen.
Die Finanzbranche ist eher noch eine Männerdomäne. Haben Sie sich dort jemals unwohl gefühlt?
Nein, nie. Es gibt zwar viele Veranstaltungen, bei denen ich die einzige Frau bin, aber das hat mich nicht gestört. Ich habe sowohl mit Männern als auch Frauen immer einen tollen Austausch gehabt.
Unterscheiden sich Frauen und Männer aus Ihrer Sicht bezüglich der Geldanlage?
Die meisten Frauen sind vorsichtiger und ängstlicher. Sie meiden Risiken und wollen ihr Geld lieber aufs Sparbuch legen, weil sie annehmen, dort sei es sicherer. Aber ihnen ist oft nicht klar, dass das Geld dort durch die Inflation entwertet wird. Und schlimmer noch: Wenn man richtig viel Geld hat, zahlt man Minuszinsen. Das größte Risiko ist heutzutage, überhaupt kein Risiko einzugehen.
Was war – abseits der Börse – das beste Investment, das Sie je getätigt haben?
Dies sind meine Kinder und Enkel mit viel Unterstützung bei der Bildung. Und meine eigenen Bücher zählen auch dazu. Ich betrachte mich als Unternehmer-Autorin mit dem Anspruch, unternehmerisches, kreatives Denken und Handeln sowie die Aktienkultur zu fördern.
Was bedeutet Ihnen Ihr Vermögen heute?
Ich war überrascht und überaus glücklich, als ich durch meine Börsenaktivitäten Millionärin wurde. Der Grund dafür war aber in erster Linie, dass ich merkte, dass meine Hoch/Tief-Mut-Strategie so gut funktioniert. Ich konnte diese Idee weitergeben in meinen Publikationen, meinen Börsenseminaren und Vorträgen. Mein eigenes Leben und der Umgang mit Geld haben sich aber nicht geändert. Ich genieße Erfolge, will immer das Bestmögliche erreichen, etwas verändern und Positives hinterlassen.
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