Von einer Bilderbuchkarriere in einem großen Konzern zu Finanzexpertin und Aktiencoach. Carmen Mayer verhilft anderen zu ihrer finanziellen Unabhängigkeit und nutzt Elternzeit und Corona-Krise als Chance für den Start in die erfolgreiche Selbstständigkeit.
Sie gründete Dr. Mayer Consulting GmbH und macht den Podcast „Mami goes Millionär“. Was ihre Klientinnen und Hörerinnen von ihr lernen? Wie sie sich um ihr Geld kümmern, schlau investieren und vor allem das richtige Mindset.
Von Claudia Vallentin
Frau Mayer, Sie haben Biochemie studiert, promoviert und erfolgreich in einem großen Pharmaunternehmen gearbeitet. Wie wurden Sie zur Finanzexpertin?
Carmen Mayer: Tatsächlich war die klassische Konzernkarriere lange mein Traum. Das habe ich erreicht und ich dachte, mir steht dann die Welt offen und ich kann mir das Leben leisten, was ich schon immer wollte.
Dann wurde ich schwanger und wir wollten ein Haus hier in München kaufen, da wurde ich eines Besseren belehrt. Denn obwohl mein Mann und ich beide Vollzeit in großen Unternehmen arbeiteten, war das komplett utopisch.
Und dann habe ich mich gefragt: Was muss man eigentlich machen, um Millionär zu werden? Und so ging es los.
In Ihrem Podcast erzählen Sie, Sie sind dann direkt in die Buchhandlung gefahren?
Ja, ich lese unglaublich gern. Also habe ich mich auf die Suche nach Büchern zu dem Thema gemacht. Ich hatte ja keine Ahnung!
Mir wurde dann „Rich Dad, Poor Dad“ empfohlen und was soll ich sagen? Ich habe es verschlungen. Es ist zwar keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, aber sagt im Endeffekt: Du musst Dein Geld, das Du hast, investieren, und es gibt drei Wege, um reich zu werden – Immobilien kaufen, Unternehmen gründen oder in Aktien investieren.
Zu dem Zeitpunkt waren die ersten beiden Wege keine Option, also war für mich klar: Ich investiere in Aktien. Wenn das der Weg zum Reichtum ist, dann mache ich das einfach.
Und dann haben Sie gleich losgelegt?
Nein. Ganz die Wissenschaftlerin habe ich mir noch mehr Bücher gekauft und mich wie irre eingelesen. Und irgendwann sagte mein Mann zu mir: „Nimm jetzt 2000 Euro und fang einfach an, Du weißt schon genug.“
Das war zwar nicht viel Geld, aber für den Einstieg super und natürlich habe ich auch am Anfang Verluste gemacht. Aber irgendwann wurde ich so gut, dass ich dachte, das Wissen muss ich weitergeben – denn es ist nicht schwierig.
So kam es dann zum Podcast, und ich erzähle dort meine Geschichte, wie ich als Mutter mit zwei Kindern an die Börse gegangen bin, wie ich Aktien kaufe und wie jeder genauso einsteigen kann.
Sie geben Ihr Wissen ja nicht nur im Podcast „Mami goes Millionär“ weiter, sondern auch als Aktiencoach. Wie kam es dazu?
Im Freundeskreis hatte ich das schon eine Weile im kleinen Rahmen gemacht. Aber durch den Podcast hatte ich auf einmal einen Expertenstatus und als es mit der Corona-Krise so richtig losging und die Aktienkurse in den Keller gingen, bekam ich viele panische Anrufe von Menschen, die nicht wussten, was sie jetzt mit ihren Anlagen machen sollten. Und ich wollte ihnen helfen.
Da habe ich Tag und Nacht mitten im ersten Lockdown ein professionelles Coaching auf die Beine gestellt. Und auch hier habe ich bei null angefangen. Jetzt gebe ich seit etwa einem halben Jahr Coachings.
Für Sie ist also Corona nicht nur eine Krise?
Nein, für mich war es auch eine Riesenchance, obwohl die Umstände natürlich schrecklich sind. Am Ende muss man aber auch immer sehen, was man aus einer Situation macht. Der Zeitpunkt für die Selbstständigkeit war auch deshalb günstig, weil ich noch in Elternzeit bin.
Trotzdem haben Sie ja dann mindestens immer ein Kind zu betreuen, wie findet man da die Zeit, eine Beratung zu gründen?
Ich habe mir Hilfe geholt. Und das kann ich auch jeder Frau empfehlen, die in so einer Situation gründen möchte. Man muss nicht immer alles allein machen. Am Anfang habe ich eine Freundin gefragt, ob sie aushelfen kann, und jetzt haben wir ein Au-Pair-Mädchen.
Sie sind mit Ihrem Coaching auch sehr erfolgreich, woran liegt das?
Ich möchte ja nicht nur zeigen, was man aus seinem Geld machen kann, ich möchte auch darüber reden, dass es Spaß macht, an der Börse aktiv zu sein.
Ich verbreite keine Panik und breche das Thema so herunter, dass es jede und jeder versteht. Ich glaube, dass kommt gut an, denn man muss nicht immer alles so kompliziert machen.
Wer sind Ihre Klienten und Klientinnen, müssen sie schon viel Kapital haben, um in Aktien zu investieren?
Nein, die Menschen, die ich berate sind ganz divers, von der Erzieherin bis zu Frauen und Männern, die mehrere 100.000 Euro im Monat verdienen. Die Beratung kann dann also bei jedem anders sein.
Bei der Erzieherin geht es dann eher um den Aufbau eines Polsters im Kleinen, um Strukturierung und Geldmanagement, aber auch um die Einstellung, wie sie Geld sieht und damit umgeht. Denn für viele ist das Thema Geld mit negativen Glaubenssätzen behaftet, das versuche ich umzudrehen.
Wie würde so eine Beratung bei eher Geringverdienern aussehen? Denn viel Geld, um in Aktien zu investieren, ist vielleicht nicht vorhanden?
Wenn ich es schaffe, dass sich die Menschen gerne mit dem Thema auseinandersetzen und um ihr Geld kümmern wollen, daran sogar Spaß haben, dann empfehle ich erst mal, sich einen Überblick zu verschaffen.
Man kann sein Geld auf mehrere Konten verteilen, zum Beispiel ein Bildungskonto, ein Spaßkonto und so weiter. Das hilft unglaublich, denn so kann ich immer sehen wie viel Budget ich gerade habe, wenn ich eine Fortbildung machen oder einfach mal ins Spa gehen möchte. Und es ist auch Schritt Eins der Geldvermehrung.
Sie coachen Frauen und Männer, gibt es zwischen den Geschlechtern einen Unterschied, wie sie investieren?
In meinem Coaching neigen die Männer auf jeden Fall zum Zocken und ich muss sie manchmal ein Stück weit bremsen. Die Frauen sind sehr viel entspannter, aber ich muss sie auch motivieren, am Ball zu bleiben und vor allem ihre Angst zu überwinden.
Wenn sie sich aber getraut haben, dann sind sie die besseren Investoren. Und Frauen können sich auch eher eingestehen, mal das falsche Unternehmen ausgesucht zu haben, und gehen dann raus aus den Aktien. Während Männer sich gerne einreden, dass das schon wird und noch mehr Geld reinbuttern. Doch jeder kann an seiner Einstellung arbeiten und zum intelligenten Investor werden.
Gerade Frauen gelten ja als weniger risikoaffin. Ist der Einstieg in Aktien da wirklich der richtige Weg?
Es ist ein totaler Irrglaube, dass man risikobereit sein muss. Es ist wie mit dem Autofahren: Da wissen wir auch, wo Gas und Bremse und wann die Ampel rot ist, weil wir das gelernt haben. Und genauso können wir Aktienhandel lernen und das Risiko minimieren.
Wenn ein Kurs absinkt, dann gehe ich eben raus. Und in ein Unternehmen mit einer schlechten Performance investiere ich nicht. Das sind alles Dinge, die kann man lernen, genauso wie man die Einstellung zur Börse ändern kann, deshalb arbeite ich ja viel am Mindset mit meinen Klienten.
Börse ist kein Hexenwerk. Aber dadurch, dass alle immer so negativ darüber reden, haben die Leute Angst und machen total dumme Sachen.
Ist es dann nicht aber eine sehr zeitintensive Beschäftigung, wenn ich jeden einzelnen Aktienkurs verfolgen muss?
Man kann sich das auch leicht machen, indem man die Aktien im Depot in einer App auf dem Handy verfolgt, am Anfang empfehle ich, das auch einmal am Tag zu tun. Und wenn dort angezeigt wird, dass eine der Aktien um, zum Beispiel, mehr als zwei Prozent sinkt, dann gehe ich in das Depot und schaue im Detail, was zu tun ist. Wenn die Kurse aber steigen, kann man sich freuen und es ist nichts zu tun und das ist meistens der Fall.
Ich coache im Übrigen auch nur amerikanische Börse, weil die später am Tag öffnet und bis abends um zehn unserer Zeit geöffnet hat. Sonst schauen meine Mamas auf dem Spielplatz in ihre App und werden ganz nervös, weil sie nicht sofort reagieren können.
Natürlich ist es auch ein bisschen Arbeit. Wir haben auch vorher für unser Geld gearbeitet, und sind auch weiter in der Verantwortung, uns mit Herz und Verstand darum zu kümmern.
Wie finde ich dann die richtigen Unternehmen?
Am besten schaut man nach Unternehmen in einer Branche, in der man sich auskennt oder nach Firmen, bei denen man selbst auch Kunde ist. Wenn ich gerne und viel bei Amazon bestelle, dann kann ich mir auch guten Gewissens Amazon-Aktien kaufen.
Viele haben während der Pandemie in Netflix investiert und Gewinn gemacht. Ich habe dort keinen Account und kenne mich auch nicht mit Streamingdiensten aus – also lasse ich das.
Es ist immer gut, einen Bezug zu haben zu einem Unternehmen und sich dann die Performance der Aktie in den vergangenen Jahren anzusehen. Wenn sie nur vor sich hindümpelt, würde ich ebenso davon abraten.
Ich investiere, um an den Gewinnen der Firma zu partizipieren. Wenn sie keine Gewinne beziehungsweise kein Wachstum zeigt, brauche ich dort auch nicht mein Geld zu investieren. Wir pflanzen schließlich Samen, damit sie groß werden und tolle Früchte tragen, so ist das auch beim Investieren.
Sie sprechen sich ja eher gegen ETF-Fonds aus – warum?
Viele kaufen ETFs, weil sie das Risiko minimieren wollen, aber sie schauen nicht, was für Unternehmen dahinterstehen. Ich gehe ja auch nicht auf den Markt und kaufe einen Korb voller Früchte mit dem Risiko, dass die Hälfte vergammelt ist. Ich gucke mir an, was ich kaufe. Und ähnlich ist es mit den ETFs. Ich bin der Meinung, wir sind intelligent genug, uns selbst gute Unternehmen zum Investieren auszusuchen.
Wie kann ich jetzt direkt einsteigen in die Börse? Wie viel Vorwissen brauche ich dafür?
Also wenn man kein Geld hat für ein Coaching, würde ich auf jeden Fall empfehlen, sich in das Thema einzulesen. Denn wie gesagt, es ist schon wichtig zu wissen, was man tut.
Die Angst verlieren und negative Glaubenssätze umdrehen. Jeder kann Börse, jung oder alt, aber Geld gehört zu unserem Leben und es ist wichtig, dass wir uns auch darum kümmern und lernen, das Investieren unglaublich viel Spaß macht. Denn man bekommt einen ganz anderen Blick auf die Wirtschaft und die Zusammenhänge von Geld und Freiheit.
Carmens Buchtipps:
Rich Dad’s Investmentquide – Robert Kiyosaki
Investieren statt sparen – Prof. Max Otte
Der reichste Mann von Babylon: Erfolgsgeheimnisse der Antike – Der erste Schritt in die finanzielle Freiheit
Der Weg zur finanziellen Freiheit – In 7 Jahren zur Million – Bodo Schäfer
Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie.
Die Kunst, über Geld nachzudenken – André Kostolany
So denken Millionäre: Die Beziehung zwischen Ihrem Kopf und Ihrem Kontostand
Gut investiert: Wie Warren Buffett und Charlie Munger (und Paps*) mich lehrten, meine Gedanken, meine Emotionen und mein Geld unter Kontrolle zu bekommen
Der Börse einen Schritt voraus – Neuauflage: Wie auch Sie mit Aktien verdienen können!
Law of Attraction – Ester und Jerry Hicks
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