Der berühmte Psychologe und Paarberater Michael Mary schrieb mehrere Bücher zum Thema Geld und Liebe. In Courage gibt er Tipps, wie man am besten mit dem Partner über Geld redet.
Von Martin Reim
Courage: Wird Geld am Ende der Beziehung oft für Strafe oder Rache verwendet?
Michael Mary: Wenn die Emotionen hochkochen, ist es tatsächlich schwierig. Da sind oft Rache und Gemeinheit im Spiel. Deshalb mein Plädoyer: Man macht besser Vereinbarungen, solange man sich liebt, als wenn man sich hasst. Eine österreichische Scheidungsanwältin vertritt eine gute Forderung: Es sollte gesetzlich festgelegt werden, dass erst nach einem Jahr Trennung übers Geld geredet wird – also wenn sich die Sache relativ abgekühlt hat.

Geld in der Beziehung — Paarberater Michael Mary © Michael Mary
Soll man dem Partner sagen, wie viel man verdient?
Unbedingt. Wer sagt, dass der eigene Verdienst keine Rolle spielt – genau für den spielt er eine Rolle. Dann müssen die Alarmglocken läuten! Denn das heißt: Finger weg von meinem Geld! Ich weiß allerdings auch von Fällen, wo die Frau abgeschreckt wurde, weil jemand anfangs mit seinem Verdienst geprahlt hatte.
Ist es in Ordnung, wenn der Mann seiner Frau Haushaltsgeld gibt?
Bei traditionellen Partnerschaften durchaus. Die Beziehung im Allgemeinen gibt es nicht mehr, nur noch individuelle Vereinbarungen.
Ist Geld der wichtigste Trennungsgrund?
Nein, sondern die Art der Beziehung. Und deren Qualität zeigt sich im Umgang mit Geld.
Angenommen, man hat noch nie über das Thema Geld geredet. Wie sollte man anfangen?
Wenn es nicht gut gelingt, sollte man notfalls einen Mediator dazuholen. Denn wenn man nicht darüber redet, ist das Thema quasi ein Schwelbrand unter dem Teppich. Der Brand ist sowieso schon da, man sollte sich also besser so schnell wie möglich damit beschäftigen. Das Thema vor einem großen Krach aufzugreifen, bedeutet viel weniger Aufwand, als wenn der Rosenkrieg schon da ist.
Wie geht man konkret vor, wenn es innerhalb einer Beziehung ein Geldthema zu klären gibt? Vier konkrete Tipps von Michael Mary, wie du mit deinem Partner über Geld redest:
- Das Thema aufgreifen: Direkt ansprechen, ohne großes Drumherum. Nun setzen sich beide zusammen und sortieren die Angelegenheit.
- Geld definieren und den Umgang damit festlegen: Die Partner sprechen darüber, ob es sich um Partner‑, Freundes- oder Liebesgeld handelt (siehe Interview erster Teil). Jeder begründet seine Ansicht, bis – im besten Fall – eine eigene Einschätzung erreicht ist.
- Berücksichtigen, was Geld für den Einzelnen bedeutet: Wenn es nach der Auseinandersetzung zum Thema noch hakt, müssen individuelle Gesichtspunkte einbezogen werden. Dazu geben sich die Partner gegenseitig Einblick in ihre Gefühlswelten und vermitteln einander die spezielle Bedeutung, die das Geld für jeden einnimmt.
- Eine Lösung formulieren: Zu guter Letzt sollte die Lösung ausgesprochen, gegebenenfalls schriftlich fixiert und in bestimmten Fällen sogar notariell beurkundet werden.
Dies ist der vierte Teil unserer Interview-Serie “Geld & Liebe”. Im fünften Teil schreibt der Psychologe und Eheberater Michael Mary selbst in Courage über das Thema Geld und Liebe.
Hier findet ihr den ersten Teil unserer Interview-Serie “Geld & Liebe”: Geld ist das letzte Beziehungstabu.
Hier findet ihr den zweiten Teil unserer Interview-Serie “Geld & Liebe”: Wer Liebe will, muss Liebe geben.
Hier findet ihr den dritten Teil unserer Interview-Serie “Geld & Liebe”: Besser einen Ehevertrag machen.
Hier findet ihr den dritten Teil unserer Interview-Serie “Geld & Liebe”: Besser einen Ehevertrag machen.
Hier geht’s zum Buch*
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von ws-eu.amazon-adsystem.com zu laden.
* Bei diesem Produkt handelt es sich um ein Affiliate-Link. Wenn du auf so einen Affiliate-Link klickst und über diesen Link einkaufst, bekommen wir von dem betreffenden Online-Shop oder Anbieter eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.
Noch mehr Infos für dich

Hallo, ich finde es sehr wichtig, dass man in einer Beziehung über Geld spricht bzw sprechen kann und auch unbedingt sollte.
Früher oder später wird das zum Thema und kann auch zu einem Streitpunkt werden. Ich finde es gut wenn die Partner wissen, was sie verdienen. Wir führen in unserer Partnerschaft ein gemeinsames Konto auf dem wir sparen und ein weiteres für unseren Konsum. So haben wir die Möglichkeit Geld auszugeben ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen.