Sara Wragge, 30, ist Gründerin der Female-Empowerment-Plattform Goddess Tribe. Zuvor arbeitete sie als Eventmanagerin in einer Media-Agentur. Weil sie einen größeren Impact und mit ihrer Arbeit endlich etwas bewegen wollte, machte sie eine Coaching-Ausbildung und gab ihre Festanstellung auf. Heute hilft sie vor allem Frauen „direkt an den Wurzeln“.
In Courage erklärt sie, warum sich ein Investment in die eigene Entwicklung lohnt, wie die Ernährung das Energielevel verbessern kann und warum sie so gerne mit Profifußballern der ersten Bundesliga arbeitet.
Von Daniela Meyer
Warum genau hast Du Dich dazu entschieden, Frauen coachen und beim Weiterkommen beraten zu wollen?
Sara Wragge: Ich habe irgendwann verstanden, welch’ großen Einfluss unsere Gedanken und unsere Erfahrungen auf unser gesamtes Leben – privat und auch beruflich – haben. Das wollte ich weitergeben. Ich bin jemand, der gerne Entscheidungen trifft – etwas, das anderen oft schwerfällt. Ich mag die Eigenverantwortung, die damit einherging.
Mir hat in meiner Festanstellung die Möglichkeit zu mehr Selbstständigkeit gefehlt. Ich glaube, letztlich bin ich meiner Intuition gefolgt und möchte auch anderen zeigen, wie das gelingt.
Wie hast Du den Mut gefunden, etwas in Deinem Leben zu verändern als Du gemerkt hast, dass es Dir, so wie es lief, nicht gefiel?
Ich habe schon so viele Menschen kennengelernt, die keine Freude an ihrer Arbeit haben. Das zu sehen war ein recht abschreckendes Beispiel für mich, denn so möchte ich nicht auf Dauer leben.
Wenn wir uns bewusst darüber werden, wie viele Möglichkeiten wir im Leben haben und uns eingestehen, dass auch Sicherheit nur eine Illusion ist – was sollte uns da zurückhalten, endlich das zu tun, was wir wirklich möchten?
Bei meiner Entscheidung haben eine innere Überzeugung und Hoffnung zusammengespielt. Ich glaube auch, dass Mut sich als Begleiter zur Verfügung stellt, sobald sich etwas für uns so unangenehm anfühlt und so große Zweifel weckt, dass man nicht wie bisher weitermachen möchte. Am wichtigsten ist das Wissen, warum es einem so wichtig ist, etwas verändern zu wollen und inneren Antreiber zu kennen.
Warum fällt es besonders Frauen oft so schwer, in ihre eigene persönliche Entwicklung zu investieren und mutig neue Wege zu beschreiten?
Frauen haben häufig das Gefühl, Erwartungen anderer vor ihre eigenen stellen zu müssen. So wird es teils immer noch in der Familie und der Gesellschaft vorgelebt. Es erscheint uns einfacher, weil wir auf diese angepasste Weise gemocht und akzeptiert werden. Es ermüdet aber. Früher oder später kommen die meisten an den Punkt, an dem sie infrage stellen, ob es richtig ist, was sie da machen.
Wie kann man dieses vielleicht erlernte Verhalten ändern?
Vielleicht sollten wir uns öfters vor Augen führen, dass es gar nicht so wichtig ist, von allen gemocht zu werden, sondern viel entscheidender ist, uns selbst zu mögen und unsere eigenen Werte und Ideale zu vertreten.
In meiner Familie gibt es sehr starke und meinungsbewusste Frauen, und auch mein Vater hat mich immer ermutigt, zu mir zu stehen und Entscheidungen nicht von anderen beeinflussen zu lassen. Das hat mich stark geprägt und mir ein gutes Selbstvertrauen geschenkt.
Das Glück einer solchen Prägung hatten viele Frauen leider nicht.
Das stimmt leider. Ich erfahre in meiner Arbeit immer wieder, dass viele Frauen sich noch immer nicht trauen, sich wirklich zu zeigen und in der ersten Reihe zu stehen, ihre Meinung zu äußern oder auch einfach mal Nein zu sagen.
Das alles hat viel mit der Sozialisierung und dem eigenen Selbstwert zu tun. Der wiederum erlaubt es uns auch in unsere Entwicklung zu investieren. Am Ende profitieren aber nicht nur wir selbst, sondern auch die Familie, das Berufsleben und letztlich die Gesellschaft von diesen Investments.
Inwiefern ist das so?
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mir die Investitionen in mich selbst ermöglichen, auch in andere zu investieren und etwas weiterzugeben. Ich kann so Projekte unterstützen, an die ich glaube und von denen ich mir positive Veränderung verspreche. Daraus ergibt sich ein Mehrwert für meine eigene Entwicklung und für andere.
Wie können Frauen es schaffen, alte Glaubenssätze abzulegen und ihr Leben, ihre Karriere, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen?
Mut ist etwas, was wir trainieren können. Jedes Mal, wenn wir mutig sind und im Zusammenspiel mit unserem Verstand und unserer Intuition entscheiden, werden wir mit dem Gefühl, über uns hinaus zu wachsen, belohnt und erfahren unsere eigene Stärke.
Glaubenssätze abzulegen fängt damit an, sich erst einmal bewusst zu machen, was wir überhaupt über uns glauben und mit welcher eigenen Kommunikation wir uns beschränken.
Und wie macht man das am besten?
Da darf der Verstand mal etwas zur Seite treten und das Gefühl in den Vordergrund treten. Wir sollten uns bewusst machen, woran wir in Bezug auf verschiedene Themen, zum Beispiel Geld oder Erfolg, glauben und uns jedes Mal selbst die Frage stellen: Ist das wirklich zu 100 Prozent wahr?
Wenn wir ehrlich auf diese Frage antworten, kommt man schnell dazu, dass es immer auch Ausnahmen gibt. Dieses Vorgehen öffnet den Geist und unsere Vorstellungskraft für etwas, das auch möglich ist.
Zudem sollte man sich fragen, was vermeide ich oder was nützt es mir, an einem bestimmten Glaubenssatz festzuhalten? Die Besinnung auf die eigenen Stärken, Fähigkeiten und Situationen, die wir besonders gut gemeistert haben, hilft uns dabei.
Was bringt es genau diesen Fragen nachzugehen?
Man kann dem Ursprung der Glaubenssätze näherkommen und eigene Verhaltensweisen infrage stellen. So gewinnt man eine erste Klarheit.
Ich bin im zweiten Schritt tatsächlich ein großer Fan davon, einfach zu machen, Ideen und Wünsche umzusetzen. Nichts gibt uns mehr Power als Taten. Wir schaffen es mutiger zu sein, in dem wir es sind.
Die besten Entscheidungen habe ich getroffen, als ich mal nicht so viel gegrübelt und alles bis ins kleinste Detail durchdacht habe. Lieber mal mit der Frage spielen: Wie hätte ich es gerne, wenn alles möglich wäre?
Kann man aus alten Glaubenssätzen oder Krisen selbst herauskommen?

Foto: Jolene Steindorff
Ja, das kann man. Manchmal durch neue Erfahrungen, die eine alte Überzeugung „überschreiben“, da sie sich dadurch als unwahr herausstellt. Glaubenssätze sind ja innere Überzeugungen einer relativen Wahrheit. Da diese sich im Unterbewusstsein befinden, welches unser Tun und Handeln zum allergrößten Teil lenkt, haben sie einen enormen Einfluss auf unser Leben.
Sobald wir merken, dass etwas uns immer wieder blockiert, dass uns etwas triggert, wir im Leben nicht weiterkommen oder immer wieder ähnliche Situationen durchleben, kann man sich auch Unterstützung suchen. Ob und wann das nötig ist, entscheidet jeder für sich selbst.
Vor allem Frauen müssen oft Job und Kinder unter einen Hut bringen. Hast du Tipps, wie man sich gut organisieren kann, wie man zum Beispiel auch Schlafmangel und Doppelbelastung eine Weile ausgleichen kann?
Ich habe selbst noch keine Kinder und kann mir daher nicht anmaßen genau zu wissen, welche Herausforderungen das im Alltag und auch gerade in Zeiten von Corona mit sich bringt.
Was ich aber weiß ist, dass kleine, feste Auszeiten eine große Kraftquelle darstellen können. Und wenn es nur 15 Minuten am Tag etwas Stretching und Yoga sind. Ich empfehle auch immer gerne geleitete Meditationen, die fallen den meisten gerade am Anfang leichter, als pure Stille.
Es kann zudem helfen, die eigene Ernährung umzustellen.
Inwiefern hat die Ernährung etwas damit zu tun?
Als ich meine Ernährung vor fünf Jahren auf vegan umgestellt habe, hatte ich ein großes Erwachen darüber, wie wenig weiterverarbeitete, pflanzenbasierte Lebensmittel einen direkten Einfluss auf unser Energielevel haben.
Aber es muss nicht gleich vegane Ernährung sein. Ich habe mich viel mit dem Thema Ernährung beschäftigt und ich glaube, dass es nicht das eine „Richtig“ für alle gibt.
Ernährung sollte auch Spaß machen und natürlich ist eine Umstellung am Anfang – egal in welche Richtung – mit Disziplin verbunden. Aber gesunde Ernährung ist letztlich wirklich einfach.
Kurz zusammengefasst, würde ich anderen Frauen gerne folgende Tipps geben:
- Finde einmal am Tag ein kleines Zeitfenster für Dich. Es kann auch das bewusste Eincremen nach dem Duschen sein, der entspannte Kaffee in der Morgensonne auf dem Balkon oder 20 Seiten eines Buches, in Ruhe gelesen.
- Atme bewusst. Das kannst Du immer auch zwischendurch machen, wenn du gerade daran denkst. Versorge den Körper mit ausreichend Sauerstoff und hole Dich zurück in den jetzigen Moment.
- Bewege Deinen Körper, egal ob beim Sport, einem Spaziergang oder beim Tanzen mit den Kindern.
- Führe ein kleines Dankbarkeitstagebuch.
- Finde heraus, nach welchem Essen Du Dich gut fühlst und halte Dich an einfache und wenig weiterverarbeitete Lebensmittel.
Du hast auch eine Website, sie heißt Goddess Tribe. Was bedeutet der Name?
Ich arbeite als Empowerment Coach vor allem mit Frauen zusammen und möchte ihnen mehr Raum schenken, um sie selbst zu sein. Mit der Website wollte ich eine Möglichkeit schaffen, Frauen an einem Ort zu versammeln.
Ich kenne viele inspirierende Frauen, von denen für mich jede eine Göttin – eine Goddess – ist. Diese Frauen haben die Fähigkeit andere daran zu erinnern, dass auch sie Göttinnen sind und sie zu ermutigen, die Goddess in sich selbst zu erkennen und ihr Raum zur Entfaltung zu geben.
Was genau machst Du auf Deiner Website, was bietest Du an?
Es ist eine Gruppe von Frauen, die für Frauen einen Onlinespace bilden. Jeweils vier Wochen lang finden unter einem bestimmten Themenschwerpunkt verschiedene Webinare statt, die live begleitet oder nachträglich angeschaut werden können. Eine gemeinsame Mitgliedergruppe ermöglicht die Verbindung untereinander. Coaching, Women Business, Healing, Yoga, Ernährung, Kunst und Meditation an einem Ort.
Ein wichtiges Thema bei Deiner Arbeit sind auch immer wieder Meditation und Heilung. Wieso?
Ich hatte selbst mit 18 Jahren einen sehr schweren Schicksalsschlag und weiß daher, wie viel Kraft es kostet und welche Unterstützung es braucht, um ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten.
Wie hast Du es geschafft, mit Deiner Erfahrung umzugehen?
In erster Linie hatte ich unglaubliche Unterstützung von meiner Familie und meinem Partner. Ich glaube das Selbstbewusstsein, Urvertrauen und Resilienz eine gute Kombination sind, um mit herausfordernden Lebenssituationen umzugehen.
Es gibt in diesem Fall zwei Möglichkeiten, aufzugeben oder weiterzumachen. Und auch wenn wir alle mal Tage haben, an denen wir nicht weiterwissen, stellte sich diese Frage nicht für mich.
Trauer und Angst lähmen uns und auch hier ist es wichtig, Verständnis für sich zu haben. Es geht dabei gar nicht darum, große Pläne zu haben, sondern vor allem Tag für Tag zu meistern und seiner Trauer Raum zu schenken. In jeder noch so schrecklichen Situation, gibt es Dinge, für die wir dankbar sein können.
Alles was wir erleben, färben wir durch unsere Wahrnehmung ein, und es ist möglich, mit etwas Übung und Bewusstsein von allem Abstand zu nehmen. Ich würde dazu immer empfehlen, sich von einem Therapeuten begleiten zu lassen.
Wie kannst Du persönlich Frauen dabei helfen ihren Weg zu finden?
Indem ich die richtigen Fragen stelle. Aus den Antworten ergeben sich bereits die ersten blockierenden Denkmuster und alte innere Überzeugungen.
Negative Glaubensmuster müssen aufgearbeitet werden, da sie für uns eine gewisse Notwendigkeit hatten, es also einen Grund gab, weswegen wir sie überhaupt erst entwickelt und unbewusst an ihnen festgehalten haben.
Ich beginne gemeinsam mit den Frauen immer diese Denkmuster zu analysieren und zu lösen. Dann geht es vor allem darum, eigene Interessen, Werte und Stärken kennenzulernen.
Ich arbeite in Einzelsitzungen oder ganzen Programmen, die ich speziell dafür entwickelt habe. Ich begleite meine Klientinnen dann über einen gewissen Zeitraum in den konkreten Schritten, die sie selbst als für sie wichtig empfinden.
Du arbeitest auch mit Profisportlern. Was genau macht Du da, wie hilfst Du denen?
Ja, ich arbeite unter anderem mit Fußballspielern der ersten Bundesliga zusammen. Es ist eine sehr spannende Arbeit, weil man hier oft unmittelbare Ergebnisse sehen kann. Profisportler haben bereits ein Wissen darüber, dass ihre Gedanken und ihr Mindset einen großen Einfluss auf ihre sportlichen Leistungen haben.
Nach einer Verletzung, einer bestimmten Spielsituation, die als negativ erlebt wurde, oder durch Kritik des Trainers kann es zu einem Leistungsabfall kommen. Das liegt aber nicht daran, dass der Spieler plötzlich sein Talent verloren hat.
Sondern woran?
In ihm oder ihr ist ein negativ besetztes Gefühl, ein verinnerlichter Glaubenssatz angesprochen worden, der nun eine Blockade ausgelöst hat. Am Beispiel einer Verletzung kann man es sich so vorstellen: Der Moment des Sturzes und des Nicht-Aufstehen-Könnens im Anschluss, hat ein Gefühl von Machtlosigkeit hervorgerufen.
Selbst wenn die Verletzung vollständig abgeheilt ist, spielt der Spieler nur auf 70 Prozent seiner Leistung, weil er das Gefühl der Machtlosigkeit verhindern möchte und so nicht in den vollen Einsatz gehen wird.
Das findet unbewusst statt, aber zeigt sich natürlich ganz klar auf dem Spielfeld. So etwas ist meist in ein bis zwei Sitzungen aufgelöst. Das Spannende daran ist dann zu sehen, wie der Spieler wieder seine volle Leistung abrufen kann.
Was planst Du selbst für Deine Zukunft und Dein Unternehmen?
Ich kann mir vorstellen, irgendwann auch selbst Coaches auszubilden. Zudem möchte ich irgendwann Goddess Tribe als richtige Veranstaltung durchführen.
Mein Plan für das nächste Jahr ist es, einen zweiwöchigen Workshop zu organisieren und mit vielen Frauen und den Goddess Tribe Coaches intensiv das Leben zu feiern. Was in diesem Fall heißt: Gespräche, Yoga, Soul Food, Workshops, Sonne, Tanzen.
Für meine eigene Entwicklung arbeite ich mit verschiedenen Coaches zusammen und bilde mich ständig weiter.
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