Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist erste Wahl, wenn es um die Absicherung der Arbeitskraft geht. Nur durch sie erhalten Versicherte eine Rente, wenn sie zu mindestens 50 Prozent nicht mehr in ihrem zuletzt ausgeübten Beruf arbeiten können. Ob sie noch andere Tätigkeiten ausüben könnten und warum die Berufsunfähigkeit eingetreten ist, spielt bei Policen mit guten Bedingungen keine Rolle.
Doch was tun, wenn diese Policen nicht zu bekommen sind – egal ob aus gesundheitlichen, beruflichen oder finanziellen Gründen? Hier eine Reihe von Alternativen, die immer noch besser sind als gar keine Absicherung. Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat jeweils empfehlenswerte Anbieter herausgesucht.
Von Astrid Zehbe und Martin Reim
Erwerbsunfähigkeitsversicherung
Sie zahlt erst, wenn der Versicherte gar keiner Tätigkeit mehr nachgehen kann, die auf dem Arbeitsmarkt angeboten wird. Der Grund für die Erwerbsunfähigkeit ist nicht relevant. Es sind auch psychische Ursachen abgedeckt. Der zuvor ausgeübte Beruf spielt ebenfalls keine Rolle. Selbst ein Ingenieur bekäme keine Rente aus dieser Police, wenn er noch als Pförtner arbeiten könnte.
Der Schutz ist viel preiswerter als eine Berufsunfähigkeitsversicherung und unter anderem oft für Selbstständige geeignet. Auch für Menschen mit unbezahlter Tätigkeit wie Hausfrauen oder mit risikoreichen Berufen wie Dachdecker oder bei Vorerkrankungen ist das oft die einzige Möglichkeit der Absicherung.
Nachteil: Nur wenn jemand fast gar nicht mehr arbeiten kann (weniger als drei Stunden täglich), erhält er eine Rente aus dieser Versicherung.
Empfehlenswerte Anbieter: Continentale, Volkswohl Bund.
Schwere-Krankheiten-Versicherung
Sie wird auch Dread-Disease-Versicherung genannt und leistet bei vertraglich definierten schweren Erkrankungen (beispielsweise Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt) eine vereinbarte Versicherungssumme auf einen Schlag. Psychische Leiden und Rückenerkrankungen, häufige Gründe für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Beruf, sind normalerweise nicht abgedeckt.
Ob der Versicherte trotz seiner Erkrankung noch arbeiten kann, spielt für die Zahlung keine Rolle. Genau wie für Berufsunfähigkeitspolicen müssen Kunden auch für eine Schwere-Krankheiten-Versicherung Gesundheitsfragen beantworten.
Die Zeitschrift „Finanztest“ geht indes von weniger strengen Richtlinien aus.
Empfehlenswerte Anbieter: Canada Life, Gothaer, Nürnberger, Zurich.
Privater Unfallschutz
Eine Unfallversicherung springt im Fall einer dauernden Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit infolge eines Unfalls ein. Unter „dauerhaft“ verstehen die Versicherer in der Regel eine Zeitspanne von mindestens drei Jahren.
Ein Bezug zur Erwerbstätigkeit besteht nicht, Beeinträchtigungen durch Krankheiten bleiben ebenfalls unberücksichtigt. Vom Grad der Invalidität nach einem Unfall hängt es ab, welchen Teil der vereinbarten Geldsumme Versicherte erhalten.
Der Haken: Die wichtigsten Gründe für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Berufsleben sind nicht Unfälle, sondern Krankheiten wie Depressionen oder Rückenleiden.
Empfehlenswerte Anbieter: Basler, Haftpflichtkasse, Interrisk, Stuttgarter, VHV.
Grundfähigkeitsversicherung
Sie leistet bei Verlust bestimmter Grundfähigkeiten wie Sehen, Hören, Sprechen, Gehen, Laufen oder Autofahren sowie bei Pflegebedürftigkeit. Auch der Verlust bestimmter intellektueller Fähigkeiten ist oft versichert. Aus welchen Gründen der Verlust eintritt, ist unerheblich. Ebenso, ob jemand nach dem Verlust der Fähigkeiten noch weiterarbeiten kann oder nicht.
Die Kriterien für eine Rentenzahlung sind sehr streng. Die Einbuße der Fähigkeiten des Versicherten muss voraussichtlich für mindestens ein Jahr und auch meist vollständig bestehen. Das bedeutet beispielsweise: Wer nur leichte Schwierigkeiten mit dem Sprechen hat, bekommt meist keine Rente, obwohl er seinen Beruf vielleicht aber – vor allem bei zahlreichen Kundenkontakten am Telefon – dauerhaft nicht mehr ausüben kann.
Empfehlenswerte Anbieter: Allianz, Canada Life, Gothaer, Nürnberger.
Funktionsinvaliditätsschutz
Sie wird auch als Multi-Risk-Versicherung bezeichnet und geht weiter als die Grundfähigkeitsversicherung: Der Schutz ist je nach Tarif erweitert um Pflegebedürftigkeit, Unfallinvalidität, Leistungen bei schweren Erkrankungen oder Organschäden sowie im Todesfall.
Die Voraussetzungen für eine Rentenzahlung sind streng: Die Krankheit muss einen bestimmten Schweregrad haben. Gezahlt wird in der Regel erst, wenn körperliche Beeinträchtigungen dauerhaft bestehen und nicht heilbar sind. Kunden müssen Gesundheitsfragen beantworten, diese sind aber weniger umfassend als bei BU-Policen. Dennoch können Kunden abgelehnt werden.
Empfehlenswerte Anbieter: Allianz, Canada Life, Nürnberger.
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