Die Spanierin Belén Garijo ist die neue Chefin des Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck KGaA. Am 1. Mai trat sie die Nachfolge von Stefan Oschmann an der Spitze des Darmstädter DAX-Konzerns an.
Belén Garijo ist die erste Frau, die allein eines der 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland leitet. Ihre Karriere startete die Medizinerin mit Fachgebiet klinische Pharmakologie in einem Madrider Krankenhaus. Nach ihren Anfangsjahren verbrachte sie den größten Teil ihres Berufslebens in der Pharmaindustrie, wo sie die Karriereleiter konsequent weiter nach oben stieg. “Was ich mein ganzes Leben lang getan habe, war, hart zu arbeiten und Gelegenheiten zu nutzen, wenn sie sich geboten haben”, sagte sie kürzlich der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Ihr Vorgänger Oschmann selbst holte Garijo 2011 vom französischen Anbieter Sanofi zu Merck. 2015 übernahm sie dort die Leitung der Pharmasparte, der zweitgrößte Geschäftsbereich von Merck. Dabei gilt das Duo Oschmann/Garijo unter Beobachtern als Lebensretter des Pharmageschäfts. Lange Jahre brachte die Sparte keine eigenen Arzneien mehr hervor, wichtige Produkte wie etwa das Multiple-Sklerose-Mittel Rebif wurden durch Konkurrenz bedroht. Doch inzwischen ist das Segment konsequent entrümpelt und umgebaut.
Dass Garijo den vorherigen Konzernchef Oschmann an der Unternehmensspitze beerben würde, hatte sich bereits abgezeichnet: Oschmann, seit 2011 Mitglied der Geschäftsleitung und seit 2016 Merck-Chef, machte im Juli die 60-jährige Leiterin des Pharmageschäft zur Vize-Vorstandschefin des Familienunternehmens. Bis dahin war Oschmann ohne Stellvertreter geblieben. Der langjährige Leiter des Laborgeschäfts Udit Batra, der ebenfalls mit dem Merck-Chefsessel geliebäugelt haben soll, verließ vermutlich genau deshalb das Unternehmen.
Der erste DAX-Konzern, der eine Frau an der Spitze hatte, war das Softwareunternehmen SAP. Die US-Amerikanerin Jennifer Morgan führte den Technologieriesen von Herbst 2019 an gemeinsam mit Christian Klein in einer Doppelspitze. Nur ein halbes Jahr später musste sie SAP wieder verlassen – offiziell hieß es, man brauche in der Corona-Krise „starke, eindeutige Führungsverantwortung“.
fh/dpa-AFX
Findet uns auch auf: