Finanzapps gibt es mittlerweile Zuhauf. Wir haben mit Denise Haverkamp und Teresa (Tessa) Wirth, den Gründerinnen der Frauenfinanz-Community „finance, baby!“ darüber gesprochen, was ihre von anderen Apps unterscheidet und weshalb sie noch ein analoges Haushaltsbuch führen.
Von Isabell Walter
Was kann eure App?
Denise: Wir bauen die App auf drei Hauptelementen auf. Für den Lernpart füllen die Nutzer:innen einen Fragebogen aus und erhalten im Anschluss personalisierte Learning Journeys. So erreichen wir sie in ihrer individuellen Lebenssituation und können genau dort ansetzen, wo es ihnen gerade am meisten hilft. Das zweite Element ist die vertrauenswürdige Beratung mit unseren Finanzexpertinnen, Justine Ivakovic und Chiara Küpper. Mit den beiden Finanzcoaches arbeiten wir schon seit einem Jahr zusammen und sind sogar selbst bei ihnen in der Beratung. Im dritten Teil, den sogenannten “Trusted Partners”, wollen wir den Nutzer:innen die Scheu davor nehmen, ein Depot zu eröffnen und Finanzprodukte zu kaufen. Wir treffen eine Vorauswahl seriöser Anbieter, die wir auch zum größten Teil selbst testen. Dabei legen wir Wert auf innovative und nachhaltige Produkte. Die Partner:innen zahlen uns eine kleine Vermittlungsgebühr, diese ist allerdings ein Fixpreis und damit unabhängig von den Abschlüssen bei den Partnern.
Warum habt ihr euch überhaupt für eine App entschieden?
Denise: Die Idee, eine App zu launchen, hatten wir schon in den Anfängen der Gründung von “finance, baby!”. Wir haben sie jedoch erst hintangestellt und uns um unsere Lernplattform gekümmert. Doch das Feedback aus unserer Community ging zuletzt immer mehr in Richtung App und so haben wir es angepackt.
Tessa: Außerdem wollten wir unsere Lernplattform mobil machen. Gerade wenn man unterwegs ist und beispielsweise im Zug sitzt, hat man immer wieder ein paar Minuten Zeit, die man mit der App sinnvoll für Finanzbildung nutzen kann. Sie soll ein Alltagsbegleiter werden.
Wie seid ihr das Projekt angegangen?
Tessa: Für die technische Seite haben wir uns Unterstützung von einer Entwicklerin geholt. Sie hat die App für das Apple-Betriebssystem iOS und für Android programmiert. Die Inhalte haben wir uns gemeinsam mit den Finanzexpertinnen überlegt, die die App auch weiterhin begleiten. Umgesetzt haben wir die Lerninhalte schließlich mit einem Videografen in unserem Studio.
Denise: Die Projekterfahrung habe ich aus meinem früheren Job mitgebracht, wo ich schon App-Launches begleitet habe. Das hat uns jetzt natürlich in die Hände gespielt. So konnten wir uns vermutlich einige schlechte Erfahrungen ersparen.
Wie habt ihr das Projekt finanziert?
Denise: Im vergangenen Juni haben wir eine Crowdfunding-Kampagne für die Lernplattform gestartet und insgesamt 16.000 Euro erreicht. Damals waren wir beide noch Teilzeit für “finance, baby!” tätig. Aber diese Doppelbelastung war nicht einfach. Seit November ist Tessa nun Vollzeit für unsere Plattform da und ich seit Februar. Mit der Gründung der GmbH im April haben wir uns schließlich auch noch Business Angels ins Boot geholt. Die App finanzieren wir also aus unseren eigenen Umsätzen und Fremdkapital.
Was wollt ihr mit der App erreichen?
Tessa: Wir wollen Frauen dazu ermutigen, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Unter dieser Prämisse steht auch die App. Unser langfristiges Ziel ist es, dass Frauen und Männer die gleichen finanziellen Chancen haben. Dafür kombinieren wir die drei Elemente Finanzbildung, Finanzberatung und Finanzprodukte.
Wer ist die Zielgruppe?
Denise: Wir schließen mit unserer Community niemanden aus. Aber explizit sprechen wir Frauen zwischen 18 und 35 Jahren an.
Tessa: Diese Lebensphase ist für viele Frauen von großen Veränderungen geprägt: der erste Job, das erste Kind, die erste Immobilie … Genau hier wollen wir sie abholen und unterstützen.
Was unterscheidet eure App von anderen?
Tessa: Das sind vor allem zwei Themen: Einerseits die Nahbarkeit und Authentizität sowie die Zielgruppe. Denise und ich haben beide keinen Finanzbackground und haben deshalb ein gutes Verständnis für unsere Community, die sich in der Finanzwelt erst zurechtfinden muss. Wir versuchen sehr nahbar zu sein und der App ein Gesicht zu geben. Unterstützung erhalten wir dabei von den Finanzberaterinnen sowie künftig von weiteren Influencerinnen und Multiplikatoren. Außerdem unterscheiden wir uns in der Zielgruppe. Bei vielen anderen Anbietern wird von den Nutzern ein höheres Startkapital erwartet. Wir wollen mit unserer App hingegen auch junge Frauen abholen, die kein hohes Einkommen haben und sich eine Finanzberatung nicht leisten können.
Was kostet die App?
Denise: Im Monatsabo liegt der Preis für die App bei 8,99 Euro. Für ein Quartal zahlen die Nutzer:innen 24,99 Euro und für ein Jahresabo werden 69,99 Euro berechnet.
Wo bist du privat schon auf Apps umgestiegen und wo nutzt du lieber analoge Mittel?
Denise: Im Großen und Ganzen nutze ich für die meisten Themen eine App. Mein Haushaltsbuch führe ich aber noch analog. Das liegt daran, dass ich noch keine App finden konnte, die wirklich auf meine Bedürfnisse ausgerichtet war. Das haben wir aber schon als nächstes Projekt auf der Liste!
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