ESG und Impact Investing – während immer mehr Anleger:innen mit ihren Investments auch der Gesellschaft und der Umwelt nutzen wollen, setzen „Anti-ESG-Fonds“ auf Glücksspiel, Drogen, Waffen und Alkohol. Hat es sich gelohnt, die Moral über Bord zu werfen und hier zu investieren?
Von Antje Erhard
B.A.D. – Betting, Alcohol, Drugs – also Glücksspiel, Alkohol und Drogen — sind auch an der Börse angekommen: Der BAD ETF des Fondsanbieters Listed Funds ist Ende Dezember in den USA an den Start gegangen. Er bildet den EQM BAD Index nach. Dieser Index wurde von der Firma Thematic Investments entwickelt und enthält Aktien von Casinos, Herstellern von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie von Herstellern oder Händlern von Alkohol und Drogen. ESG-Fondsanbieter schließen genau diese Kategorien kategorisch aus. Doch mit der immer weiter um sich greifenden Legalisierung von Cannabis und Sportwetten setzen Fondsanbieter nun auch auf „Sündenaktien“.
50 bis 65 Titel werden enthalten sein. Neben der Brauerei Anheuser-Busch InBev, dem Hotel-Casino-Betreiber Las Vegas Sands oder dem Cannabis-Unternehmen Canopy Growth aus Kanada wird auch in Pharmafirmen wie Pfizer, Novartis und Moderna investiert. Seit Jahresende 2021 hat der B.A.D. ETF (ISIN: US53656F2359) die Zulassung in den USA – und hat seitdem gut acht Prozent an Wert verloren.
Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen die Unternehmen eine Marktkapitalisierung von mindestens zehn Millionen US-Dollar auf die Börsenwaage bringen, Drogen- und Alkohol-Aktien nur eine Million, und ein tägliches Trading-Volumen von einer Million US-Dollar erreichen.
Der ETF ist nicht der einzige, der auf eher verpönte Titel setzt. Der Advisorshares Gerber Kawasaki, der seit Juli 2021 gelistet ist, ist hier ebenfalls aktiv, setzt auf Online-Wetten und Cannabis. Seine Marktkapitalisierung beträgt derzeit 21,8 Millionen US-Dollar – also ein sehr kleines Produkt. Allerdings ist auch schon ein guter Teil des Wertes zunichte gemacht: Der Wertverlust seit Auflage: gut 20 Prozent.
Kein Glück mit Glücksspiel: Erhebliche Wertverluste
Einzelne „Bad“ Branchen sind schon länger investierbar. So ist Cannabis zum Beispiel über den Rize Medical Cannabis and Life Sciences ETF mit Werten wie Novartis, AbbVie oder Amyris oder den HANetf The Medical Cannabis and Wellness ETF zu haben. Wer Glücksspiel ins Depot holen will, kann das über den HANetf Fischer Sports Betting & iGaming ETF. Hier sind Unternehmen vereint wie Draft Kings, Flutter, Entain, MGM Resorts International, kurz Titel des Solactive Fischer Sports Betting and iGaming Index.
Viele Anleger:innen scheuen diese Bad Investments. Sie differenzieren hier aber auch stark: So ist es für viele die eine Sache, in Glücksspiel oder Cannabis zu investieren, während Waffen-Investments viel kontroverser gesehen werden. Verpönte Aktien gelten allerdings als relativ krisenresistent. Doch in der jüngeren Vergangenheit brachten Glücksspiel und Co wenig Glück: Mit dem Rize Medical Cannabis and Life Sciences ETF haben Anleger:innen auf Jahressicht bislang 49 Prozent an Wert verloren, mit seinem Pendant HANetf The Medical Cannabis and Wellness ETF auf Jahressicht 41 Prozent.
Auch der HANTetf Fischer Sports Betting & iGaming war bis dato keine gute Wette, hat seit seiner Auflage im Sommer vergangenen Jahres 30 Prozent an Wert verloren (Stand: 16.03.22). Zum Vergleich: Breite Indizes wie der S&P 500 haben trotz der gegenwärtigen Krise auf Jahressicht 7,5 Prozent an Wert gewonnen.
Fazit: Die Börse ist keine Instanz der Moral. Doch viele Anleger:innen scheuen explizit Bad Investments, differenzieren allerdings stark zwischen Geldanlagen in Waffen einerseits und Glücksspiel andererseits. Jede:r muss für sich selbst entscheiden, womit er bzw. sie sich im Depot wohlfühlt.
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