American Depositary Receipt (ADRs) sind keine Aktie. Sie sind aber wie eine Aktie handelbar. Mit einigen Fallstricken.
Von Antje Erhard
ADRs werden in den USA ausgegeben und weltweit gehandelt. Es sind Zertifikate, die die Original-Aktien sozusagen vertreten. Ausgegeben werden sie von US-Banken. Wie bei einer Aktie hast du auch bei einem American Depositary Receipt Anspruch auf eine Dividende.
Die Vorteile von ADRs
ADRs machen Investments in ausländische Aktien leichter, weil sie ohne ein strenges Zulassungsverfahren wie bei Aktien auf den Markt gebracht werden. Mit ADRs kannst du als Anleger:in auch Anteile an Unternehmen kaufen, die dir sonst nicht zugänglich wären. Zum Beispiel gehören dazu viele chinesische Aktien. Es wäre uns als Aktionär:innen aus Deutschland nicht erlaubt, chinesische Aktien zu erwerben.
Chinesische Internet-Unternehmen dürfen zum Beispiel per Gesetz nicht von ausländischen Investments finanziert werden. Internetfirmen gehören zu den Industrien, die in China für Ausländer:innen verboten sind. Die chinesische Regierung will so die Kontrolle über die Unternehmen bewahren. Aber auf der anderen Seite brauchen auch diese Unternehmen Kapital für weiteres Wachstum. Deshalb setzen viele chinesische Unternehmen auf ADRs. So kannst du Zertifikate, also ADRs auf Alibaba, Baidu oder auch Tencent in den USA handeln.
Du kannst ADRs in New York an der New York Stock Exchange (NYSE) kaufen. Sie sind wie amerikanische Aktien dort handelbar. Dieser große Handelsplatz hat mehrere Vorteile: Die Liquidität an den US-Märkten ist hoch, die Aufmerksamkeit auch und der Handel ist aktiv.
Es gibt so genannte „sponsored“ und „unsponsored ADRs“. Unsponsored bedeutet, dass die Initiative, ein ADR aufzulegen, nicht vom Unternehmen, sondern von einer Depotbank oder einem Händler in den USA ausgeht. Unsponsored ADRs sind an viele Börsen nicht zum Handel zugelassen. Bei sponsored ADRs bemüht sich das Unternehmen um die Ausgabe und trägt auch die Kosten für das ADR-Programm. Die Depotbank verpflichtet sich, Zertifikate auszugeben und zurückzunehmen und den Anleger:innen Informationen über die entsprechenden ADRs weiterzugeben: Etwa wenn das Unternehmen Dividenden zahlt.
Du kannst leicht erkennen, ob ein Wertpapier ein ADR oder die entsprechende Aktie ist: Hinter dem Unternehmensnamen steht der Zusatz ADR. Diesen Zusatz müssen die entsprechenden Wertpapiere immer im Namen führen. Und Aktie und ADR werden jeweils unter einer anderen ISIN gehandelt. Trotzdem ist vielen Anleger:innen nicht bewusst, dass sie in Wirklichkeit gar keine Aktie gekauft haben.
Nachteile von ADRs
Zugegeben, ADRs haben einen ähnlichen Charakter: Du erhältst Dividenden, sofern eine Dividenden-Zahlung beschlossen ist, und du hast Stimmrechte. Auch wenn ADRs durchaus aktienähnlich sind, auch so gehandelt werden und über Stimmrechte verfügen oder einen Anspruch auf Dividendenbeteiligung, so sind es dennoch keine Aktien. ADRs sind an die Bank gebunden, die sie ausliefern. Wird die emittierende Bank insolvent, trägst du das Risiko: Denn ADRs sind im Insolvenzfall nicht als Sondervermögen geschützt. Außerdem kann ein Eingriff wie eine Zwangsverstaatlichung des Unternehmens dessen ADRs wertlos machen, wenn keine Kompensation vereinbart ist.
Außerdem ist die Liquidität an der Heimatbörse eines Unternehmens meist am höchsten. Gerade ADRs weniger bekannter Unternehmen können dadurch höhere Spreads, das heißt höhere Spannen zwischen Ankauf- und Verkaufskurs haben und wären damit teurer.
Hingegen sind die Gebühren beim ADR-Kauf ungefähr gleich dem Aktien-Kauf. Die ausgebende Bank nimmt eine Verwahrgebühr, die beträgt einige Cent pro Stück und erhält einen Teil der Dividende. Ausgabeaufschläge wie bei Fonds gibt es aber bei ADRs immerhin nicht.
Alternativen zu ADRs
Wenn die Transaktionskosten nicht dagegenstehen, macht ein Investment der Aktie an der Heimatbörse unter Umständen mehr Sinn. Allerdings sind nicht alle Aktienmärkte leicht zugänglich. Vielleicht sind dann aber ETFs eine Alternative zu ADRs. Zwar sind exotische ETFs auch teurer als Klassiker wie MSCI-World-ETFs, aber ETFs sind grundsätzlich recht günstig. Und du diversifizierst auch breiter.
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