Bahnfahren wird immer teurer: Zum 12. Dezember werden die Preise mal wieder erhöht. Zugleich gibt es aber auch immer mehr Vergünstigungen: Von der Deutschen Bahn, aber auch von der EU, Bund, Ländern, Kommunen und Verkehrsverbünden, aktuell vorrangig für junge Menschen.
Von Gisela Haberer
Gerade volljährig geworden und neugierig auf Europa? Dann bietet „Discover EU“ eine Chance, kostengünstig auf Reisen zu gehen. Denn die EU verlost regelmäßig Bahntickets: Ihr Travel-Pass gilt einen Monat lang. In der nächsten Bewerbungsrunde dürfen nicht nur 18-Jährige teilnehmen, sondern auch 19-Jährige. Außerdem soll das Ticket 2022 für noch mehr Länder gelten. Die genauen Termine und Wettbewerbsregeln werden auf dem EU-Portal bekannt gegeben.
Das günstigste Ticket: für alle
Die Deutsche Bahn weitet ihre Vergünstigungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ab 12. Dezember deutlich aus. Früher durften Kinder zwischen sechs und 14 Jahren nur in Begleitung von Eltern oder Großeltern kostenfrei Bahnfahren. Jetzt klappt das mit einer Begleitperson ab 15 Jahren, die nicht unbedingt verwandt ist. Kinder können also mit einem älteren Geschwister, einer Nachbarin oder einem Freund der Familie kostenfrei reisen. Dafür sind die Kinder auf der Fahrkarte der Begleitperson einzutragen. Kinder unter sechs Jahren fahren grundsätzlich kostenfrei Bahn.
Für junge Reisende zwischen 15 und 26 Jahren wird der Super Sparpreis Young zum regulären Angebot, früher gab es das Ticket nur zu besonderen Aktionszeiten. Kombiniert mit der Bahncard wären Tickets für ICE- und IC-Züge für Jugendliche und junge Erwachsene dann für unter zehn Euro buchbar.
Ab 12. Dezember erhöht die Deutsche Bahn zwar ihre Preise. Sie unterstützt aber auch alle Reisenden bei der Suche nach Schnäppchen. Denn sie hat ihre „Bestpreissuche“ in ihr Portal zur Reiseauskunft bahn.de und in ihre App DB Navigator integriert. Damit erhält man den jeweils günstigsten verfügbaren Preis.
Ein Euro pro Tag für Bus und Bahn: in Bundesländern
Für einen Euro pro Tag Busse und Bahnen nutzen – das klingt wie ein Traum. Ist aber vielerorts in Deutschland bereits Wirklichkeit – wenn auch meist nur für bestimmte Zielgruppen. In neun Bundesländern gibt es bereits 365-Euro-Tickets: meist für Azubis, häufig auch für Schüler und Schülerinnen, manchmal auch für weitere Bevölkerungsgruppen. In der Regel gelten diese Tickets innerhalb bestimmter Verkehrsverbünde, in fünf Ländern jedoch sogar landesweit. „Spitzenreiter“ ist Hessen, denn hier erhalten drei Gruppen ein landesweit gültiges Ticket: Schüler:innen, Azubis und Senior:innen. Für über 65-Jährige gilt nur eine kleine Einschränkung: Ihr 365-Euro-Ticket ist werktags erst ab 9 Uhr gültig. Mecklenburg-Vorpommern bietet das Ticket für einen Euro pro Tag zwar nur für Azubis, doch sie können sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel inklusive Fähre landesweit nutzen und sogar mit Bus und Nahverkehrszügen über die Landesgrenze ins schleswig-holsteinische Lübeck fahren. Der größte deutsche Verkehrsverbund, Berlin-Brandenburg, bietet das 365-Euro-Ticket aktuell nur für Azubis, plant aber, es für alle Fahrgäste einzuführen. Die Hansestadt Hamburg bietet Azubis das Ticket für einen Euro pro Tag gemeinsam mit drei seiner Umlandkreise: Pinneberg, Segeberg und das Herzogtum Lauenburg. Niedersachsen gewährt Azubis, die weiter zu Arbeit oder (Berufs-)Schule fahren, eine Mobilitätsprämie von 500 Euro im Jahr. In Rheinland-Pfalz verspricht der Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP, ein 365-Euro-Ticket landesweit für junge Menschen einzuführen.
Ein Euro pro Tag für Bus und Bahn: in Regionen
In Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen gehen einzelne Kommunen und Verkehrsverbünde voran. Vorreiter ist Görlitz: Die sächsische Stadt an der polnischen Grenze führte bereits 2019 eine Jahreskarte für 365 Euro für alle ein. Leipzig folgte zwei Jahre später: Noch gibt es das Ticket nur für Fahrgäste mit Leipzig-Pass, ab 2022 soll es für junge Leute unter 27 Jahren angeboten werden.
In Baden-Württemberg gibt es momentan eine Kommune und einen Verkehrsverbund mit einem Jahresticket für einen Euro pro Tag: In Radolfzell gilt es für alle Fahrgäste auf allen städtischen Bussen, im Tarifverbund Stuttgart, nur für Schüler:innen und Azubis. In Bayern ist das Ticket zwar noch nicht so verbreitet, wie 2019 von der Staatsregierung angekündigt. Doch das Projekt nimmt kräftig Fahrt auf. In acht Verbünden gibt es 365-Euro-Tickets: davon in sechs nur für junge Leute in Schule und Ausbildung, im Münchner und im Regensburger Verkehrsverbund auch für alle, die einen Freiwilligendienst leisten und in Amberg für alle mit Wohnsitz im Stadtgebiet.
Ein Euro pro Tag für Bus und Bahn: für alle
In mehreren bayerischen Kommunen und Kreisen wollen Initiatorengruppen 365-Euro-Tickets für alle erkämpfen, etwa in München, Ingolstadt und am Untermain. In Nürnberg führte die Kampagne bereits zum Erfolg. Die Stadt bereitet die Einführung für 2023 vor, die Nachbarstadt Fürth will zeitgleich folgen. Das dürfte Begehrlichkeiten im gesamten „Verkehrsverbund Großraum Nürnberg“ wecken, dem zweitgrößten Verbund Deutschlands. Das Tarifgebiet umfasst den Großteil Frankens und grenzt an Baden-Württemberg, Thüringen, Tschechien und Oberbayern.
Nahverkehr: mit allen vernetzt, jederzeit abrufbar
In den kommenden drei Jahren investiert der Bund 250 Millionen Euro, um den Nahverkehr attraktiver auszubauen. Von diesen Zuschüssen spüren zunächst nur Bürgerinnen und Bürger in zwölf städtischen und ländlichen Modellregionen etwas. Denn dort wird ausprobiert, wie sich das Angebot im Nahverkehr zum Beispiel durch Ruftaxis, Rufbusse und andere On-Demand-Dienste verdichten und mit Sharing-Angeboten vernetzen lässt. So sollen etwa im Wendland alle Orte mit mehr als 500 Einwohner*innen angebunden werden, der Landkreis Freyung-Grafenau will zum Beispiel Taxi- und Mietwagenunternehmen in sein ÖPNV-Netz integrieren. Rechtzeitig dafür trat August 2021 ein neues Gesetz in Kraft, das solche bedarfsorientierten Angebote erlaubt. Allerdings muss auch Fahrpersonal privater Sharing- und Bedarfsverkehr seine Fachkunde nachweisen.
In die Bahn mit Zuschuss vom Chef oder von der Chefin
Jobtickets haben gleich mehrere Vorteile: Sie verbilligen Fahrten zur Arbeit – und in der Freizeit. Und sie sind steuerfrei, wenn es sie zusätzlich zum Gehalt gibt. Firmen erhalten beim Kauf meist einen Mengenrabatt. Arbeitgeber:innen können auch eine Bahncard für ihre Arbeitnehmer:innen teilweise oder ganz finanzieren: Davon profitiert bei Dienstreisen die Firma und die Angestellten bei ihren privaten Bahnreisen. Die Überlassung der Firmen-Bahncards an Mitarbeitende bleibt steuerfrei, sobald für den Betrieb die erzielte Ersparnis höher ausfällt als der Kaufpreis.
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