Wer seine Angehörigen liebt, muss manchmal unangenehme Dinge tun. Etwa sich mit dem eigenen Tod beschäftigen und überlegen, wie man dann seine Liebsten vor finanziellen Folgen schützen kann. Wie das am sinnvollsten geht, erläutert dieser Beitrag der Courage-Serie zu wichtigen Versicherungen.
Von Stephan Haberer
Woody Allen hat es auf den Punkt gebracht: „Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.“ Der eigene Tod ist ein Tabuthema. Doch manchmal sollte man sich schon mit ihm beschäftigen.
Auch und gerade Jüngere. Denn etwa 15 Prozent der Deutschen sterben im erwerbsfähigen Alter – also zwischen ihrem 16. und ihrem 65. Geburtstag. Und ganz abgesehen von dem Schmerz, wenn ein geliebter Mensch stirbt, kann solch ein früher Tod für die Angehörigen auch große finanzielle Einschränkungen mit sich bringen – im schlimmsten Fall sogar den finanziellen Ruin.
Wer sollte das Todesfallrisiko absichern?
Das betrifft insbesondere Paare, bei denen lediglich einer (gut) verdient. Hier sollte auf jeden Fall der Verdienstausfall abgesichert werden, der bei Tod des (Haupt-)Verdieners entsteht. Das gilt ganz besonders für Paare ohne Trauschein, da diese keinen Anspruch auf Witwen- oder Witwerrente haben.
Auch Alleinerziehende sollten ihre Kinder für den Fall, dass Papa oder Mama sterben, finanziell absichern.
Und bei Paaren mit kleinen Kindern, die betreut werden müssen, ist eventuell zu überlegen, ob auch der Tod des nicht oder weniger gut verdienenden Partners finanziell abgesichert werden sollte. Mit dem Geld, das dann im Fall des Falles fließen würde, könnte eine Tagesmutter bezahlt werden. Was die finanzielle Situation und auch die emotionale Situation der Hinterbliebenen deutlich entspannen dürfte. Der verwitwete Partner müsste dann nicht Job und Kinderbetreuung alleine stemmen.
Zudem gibt es einige Situationen, in denen auch Paare, bei denen beide gut verdienen, überlegen sollten, sich gegen die finanziellen Folgen des Todes des jeweils anderen abzusichern. Etwa dann, wenn große finanzielle Lasten zu stemmen sind, beispielsweise Kredite für eine Immobilie.
Dagegen brauchen alle, die keine Angehörigen haben, auch keine Absicherung für den Fall des eigenen Todes. Also etwa Singles ohne Kinder. Auch kinderlose Paare, bei denen beide gut verdienen, führt der Tod eines Partners oft nicht zu existenziellen Finanzengpässen.
Wie sollte man das Todesfallrisiko absichern?
Gut geeignet zur Absicherung des Todesfallrisikos sind grundsätzlich Lebensversicherungen.
Doch Vorsicht: Das, was die meisten als Lebensversicherung kennen, ist ein Kombi-Produkt, das zweierlei miteinander verbindet: Die finanzielle Absicherung von Angehörigen, falls die versicherte Person stirbt, sowie den Aufbau eines mehr oder minder großen Vermögens. Deshalb heißt diese Variante korrekt auch: „Kapitalbildende Lebensversicherung“.
Doch es gibt rentablere Möglichkeiten des Vermögensaufbaus als kapitalbildende Lebensversicherungen. Und um Angehörige im Fall des eigenen Todes finanziell abzusichern, eignen sich sogenannte Risikolebensversicherungen besser.
Eine solche Police zahlt ausschließlich bei Tod der versicherten Person die vereinbarte Todesfallsumme aus. Da ansonsten keine Leistungen fließen, kosten diese Policen oft nur ein Zehntel dessen, was für kapitalbildende Lebensversicherungen mit gleich hoher Todesfallsumme fällig wird. Weshalb hier nur auf Risikolebensversicherungen eingegangen wird.
Worauf muss man beim Abschluss achten?
Am wichtigsten ist, eine möglichst hohe Versicherungssumme zu wählen. Dabei sollte man als Faustregel das Drei- bis Fünffache der Bruttojahreseinkünfte absichern, die beim Tod der entsprechenden Person nicht mehr fließen würden. Dann haben die Hinterbliebenen genügend Zeit, um ihr Leben neu zu ordnen.
Angenommen, die abzusichernden Bruttoeinkünfte betragen 50.000 Euro, dann wären Versicherungssummen zwischen 150.000 Euro und 250.000 Euro angemessen.
Klingt nach viel, doch wie ein genauerer Blick zeigt, sind solche Summen durchaus nötig: Eine Versicherungssumme von 250.000 Euro reicht, um das verfügbare Budget zehn Jahre lang jeden Monat um 2083,33 Euro zu erhöhen. Kann die Viertelmillion mit einem Prozent verzinst angelegt werden, dann erhöht sich die monatlich zur Verfügung stehende Summe auf 2187,78 Euro.
Doch Achtung: Einfach eine möglichst hohe Versicherungssumme zu wählen, führt zum einen dazu, dass der Preis für die Police deutlich steigt. Zum anderen verlangen viele Versicherer für hohe Versicherungssummen – je nach Anbieter schon ab 300.000 Euro – vor Vertragsschluss ein ärztliches Attest, um ihre Risiken besser abschätzen zu können.
Apropos Risiken: Das größte Todesrisiko sehen die Versicherer im Rauchen. Praktisch alle Anbieter haben Raucher- und Nichtrauchertarife im Angebot. Und bei sonst gleichen Leistungen zahlen Raucher einen Beitrag, der doppelt oder sogar dreimal so hoch sein kann wie der von Nichtrauchern.
Übrigens: Bei einigen Versicherern kann man schon nach einem Jahr als Nichtraucher entsprechende Tarife abschließen. Andere gestatten das erst nach zehn Jahren ohne Glimmstengel.
Auch wer Übergewicht hat, muss meist Zuschlag zahlen. Dies gilt auch für viele chronisch Kranke – wenn sie nicht sogar ganz abgelehnt werden.
Auch mit dem Alter steigen die Beiträge. Heißt, je älter jemand bei Vertragsschluss ist, desto teurer ist die sonst identische Police gegenüber der eines jüngeren Kunden. Und Personen, die gefährliche Berufe haben, zahlen mehr als Leute, die im Büro arbeiten.
Ebenfalls wichtig für die Beitragshöhe: die Laufzeit. Je länger, desto höher ist der Beitrag. Daher sollte man genau überlegen, wie lange die Angehörigen abgesichert werden müssen.
Vieles lässt sich dabei im Voraus gar nicht absehen. So ist es etwa bei kleinen Kindern unmöglich zu sagen, ob sie später mal studieren oder eine Lehre machen werden. Ein Studium verlängert jedoch den Zeitraum deutlich, in dem die Kinder nichts oder kaum etwas verdienen.
Wieder anders die Situation, wenn ein etwa gleichaltriger Partner bis zum Rentenalter abgesichert werden soll.
Und was kosten Risikolebensversicherungen?
Solche Policen sind günstiger als viele denken. Angenommen, eine 35-jährige Bürokauffrau will eine Risikolebensversicherung über 250.000 Euro mit einer Laufzeit von 30 Jahren abschließen. Dann zahlt sie als Nichtraucherin laut Stiftung Warentest (Finanztest, Ausgabe 02/2020) im Jahr zwischen 245 Euro und 676 Euro. Für Raucherinnen liegen die Werte zwischen 635 Euro und 1963 Euro.
Doch Achtung: Das sind Zahlbeiträge. Hier haben die Versicherer schon die Gewinne einkalkuliert, die sie in den kommenden 30 Jahren voraussichtlich erzielen werden. Deshalb sollten potenzielle Neukunden unbedingt auch einen Blick auf den sogenannten „Tarifbeitrag“ oder „Bruttobeitrag“ werfen.
Hintergrund: Für die Versicherer wird es wegen der Niedrigzinspolitik immer schwieriger, die bisherigen Renditen auch in Zukunft zu erzielen. Und da kommt dann der Bruttobeitrag ins Spiel.
Läuft es nämlich schlechter als prognostiziert, können die Versicherer den zu zahlenden Beitrag bis auf diesen Wert erhöhen. Nichtraucherinnen werden dann im schlimmsten Fall mit bis zu 1178 Euro im Jahr zur Kasse gebeten. Und Raucherinnen mit bis zu 3020 Euro. Doch das sind die absoluten Höchstwerte, bei anderen Gesellschaften liegen die Werte niedriger.
Geht es auch günstiger?
Ja, durchaus. So ist es meist etwas günstiger, wenn Paare, die sich gegenseitig absichern wollen, anstelle von zwei einzelnen Policen eine gemeinsame Police abschließen. Das nennt sich dann im Fachjargon „Police auf verbundene Leben“.
Doch Achtung: Im Fall des Falles zahlt die Versicherung die vereinbarte Summe nur einmal. Gerade wenn es um die Absicherung von (kleinen) Kindern geht, sollte dies bedacht werden. Sterben beide Elternteile ist die vereinbarte Versicherungssumme dann vielleicht zu niedrig. Ist dagegen lediglich der Partner abzusichern, kann diese Variante eine Überlegung wert sein.
Soll lediglich die Rückzahlung eines Immobilienkredits mit der Police abgesichert werden, kann man auch auf Varianten mit fallender Versicherungssumme setzen. Bei diesen Policen sinkt die Versicherungssumme Jahr für Jahr in ähnlichem Maße wie die Restschuld, die auf der Immobilie lastet. Und da der Versicherer dann auch immer weniger zahlen muss, gibt es diese Policen günstiger.
Welche Versicherer sind empfehlenswert?
Günstige Angebote für alle, die nicht rauchen, haben unter anderem Europa, Huk24 und Cosmos Direkt. Für Raucherinnen sind die Tarife von Interrisk, Hannoversche und Europa attraktiv.
Dies ist jedoch nur ein erster Anhaltspunkt. Je nach Alter, Laufzeit, Versicherungssumme und weiteren Risikofaktoren können auch andere Anbieter interessant sein.
Und was ist mit der Steuer?
Anders als vielfach bei kapitalbildenden Lebensversicherungen wird bei der Auszahlung von Risikolebensversicherungen keine Einkommensteuer fällig.
Jedoch kann Erbschaftsteuer anfallen. Die Auszahlung zählt nämlich zum Erbe, wenn der Verstorbene die Police auf seinen eigenen Namen abgeschlossen hat und auch selbst die Beiträge gezahlt hat. Das kann insbesondere für Unverheiratete richtig teuer werden, denn diesen steht im Erbfall lediglich ein Freibetrag von 20.000 Euro zu.
Auf das gesamte Erbe, das über diesen Wert hinausgeht, werden im Normalfall 30 Prozent Erbschaftsteuer fällig. Für Ehegatten beträgt der Freibetrag dagegen 500.000 Euro (Kinder: 400.000 Euro) und die Sätze für die Erbschaftsteuer beginnen bei gerade mal sieben Prozent.
Doch diese Steuerfalle lässt sich umgehen, indem nicht die Person den Vertrag abschließt, deren Leben abgesichert werden soll, sondern die, an die der Versicherungsbetrag ausbezahlt werden soll. Dann muss diese beim Tod der versicherten Person keine Erbschaftsteuer zahlen, da sie nichts erbt, sondern Leistungen aus einem Vertrag erhält, den sie selbst abgeschlossen hat.
Sie ist „Versicherungsnehmer“, so der Fachbegriff. Allerdings muss bei dieser Variante die „versicherte Person“ zustimmen, dass auf ihr Leben eine Police abgeschlossen wird.
Alle bisherigen Absicherungsteile auf einem Blick: